von Amel

Sterben kann man in den Detektivfällen nicht, es gibt auch keine Spielwerte. Ebensowenig wird gewürfelt. Es geht einzig und allein darum, die Fälle zu lösen. In niedlichen Zeichnungen kann der Leser Zeugen befragen oder Dinge untersuchen, sich Räume angucken oder durch Fenster klettern. Dabei sammelt er Hinweise und Gegenstände, die ihm dabei helfen können, die Fälle zu lösen. Manchmal benötigt er bestimmte Gegenstände, um Hinweise zu bekommen, manchmal muss er einfach die richtigen Fragen stellen.

Dieses Mal ist Sherlock Holmes nicht mit Watson unterwegs, sondern mit seinem Bruder Mycroft. Auf seinen Reisen ist er in drei Kriminalfälle gestolpert, die er gemeinsam mit seinem Bruder gelöst hat. Nun schreibt er Watson davon und lässt ihn mitraten. Im Spiel funktioniert das so, dass man in Abschnitt 120 die Namen der drei Fälle des Buches gesagt bekommt und jeweils den Abschnitt, wo sie beginnen. Während der Bearbeitung der Fälle lernt man Verdächtige kennen, die jeweils eine Nummer haben. Hat man sich für einen Verdächtigen entschieden, verlässt man den Fall, indem man sich in Abschnitt 120 einen weiteren heraussucht. Am Ende zählt man die drei Zahlen zusammen und geht zu einem späten Abschnitt, der die Summe verrät. Stimmt sie, kann man auf den folgenden Seiten die genaue Lösung der Fälle nachlesen. Man erfährt genau, welche Hinweise zu welchen Schlussfolgerungen führen und natürlich, wer der Täter ist. Außerdem werden die vielen kleinen Nebenrätsel aufgelöst, denen man ebenso begegnet. Danach kommt es zur Punkteauswertung. Für jedes gelöste Rätsel und natürlich jeden richtigen Verdächtigen gibt es Punkte und eine kleine Tabelle verrät anhand der Punktzahl, wie gut man war.

Das Spielbuch ist geschickt gemacht und zieht alle Register des Comic- und Spielbuch-Genres. Es sind kleine Hinweise in den Bildern versteckt, die nicht im Text erwähnt werden, aber für die Lösung des Falls wichtig sind. Bilder- und Buchstabenrätsel können abseits des Falles gelöst werden. Man stößt immer wieder auf die gleiche Zeitung, die gleich mehrfach Hinweise für verschiedene Fälle enthält. Und dann sind da natürlich die Befragungen der Zeugen. Letztere tun sich hervor, weil es mehr Fragen gibt als gestellt werden dürfen. Man darf drei Fragen stellen, dann ist Schluss. Außerdem haben die meisten Zeugen eine Frage, die sie dazu veranlasst, das Gespräch mit dem Ermittler abzubrechen. Zusätzlich zum Fall gibt es noch eine weitere Aufgabe: Mycroft und Sherlock sammeln Bilder von Queen Elisabeth. Der Leser zählt alle Bilder von ihr, die er beim Lesen finden kann und am Ende bekommt er Punkte abhängig von der gefundenen Anzahl.

Die Fälle sind ziemlich knackig. Vielleicht liegt es auch an mir, aber ich habe nur einen der drei Fälle gelöst. Die Ansätze sind logisch und nachvollziehbar, aber man muss an mehreren Stellen die richtigen Schlüsse ziehen, um die Rätsel zu lösen. Mir hat das sehr viel Spaß gemacht. Wenn man die richtige Summe der Verdächtigen nicht hat, kann man zurückgehen und sich jeden Fall noch einmal anschauen. So wird nichts verraten, wenn man falsch liegt, und jeder hat mehrere Chancen. Geschickt ist außerdem, dass es drei Fälle sind. So sollte der Leser auch im hektischen Alltag in der Lage sein, sich genug Zeit für einen kompletten Fall freizuhalten.

Das Buch ist ein stabiles Hardcover. Die Vollfarbzeichnungen sind niedlich.

Fazit: „Sherlock Holmes – An der Seite von Mycroft“ bietet unterhaltsamen Detektivspaß in Comicform. Es macht Spaß, sich durch die Fälle zu arbeiten. Wer gern rätselt, kommt voll auf seine Kosten.

Spiele-Comic Krimi: Sherlock Holmes – An der Seite von Mycroft
Spiele-Comic
CED, Boutanox
Pegasus Spiele 2020
ISBN: 978-3-957893-11-6
96 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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