Space Dragons

Okay, Crew, ich habe euch ausgesucht, weil ihr die Besten seid. Jetzt wird es Ernst! Da vorne sind sie: die Space Dragons. Fahrt die Schilde hoch und aktiviert die Zielsensoren für den Fall, dass da noch Schiffe im Subspace unterwegs sind. Alle auf ihren Stationen? Dann mal ran an die Viecher!

von Oli Clemens

Wer heute mit einem Stichspiel noch was reißen will, braucht schon eine außergewöhnliche Idee. Bei „Space Dragons“ hat das geklappt. Das Kartenspiel kombiniert die Grundidee, dass die höchste Karte einen Stich gewinnt, mit einer Draftingsphase zu Spielbeginn und streut durch Extrawertungen und Ausspieleffekte eine wohltuende Prise Taktik in die schnelle Runde. Sieben Drachen werden gefangen. Wer dann am Schluss die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Eine Runde „Space Dragons“ gliedert sich in zwei Phasen. Zuerst stellen sich die Spieler eine Crew zusammen, mit der sie ins Abenteuer ziehen wollen. Dazu erhalten sie aus dem gemischten Crewkartenstapel neun Karten auf die Hand. Jede davon zeigt ein nett illustriertes Alien, eine Zahl zwischen 1 und 80 und eine Auswahl an Symbolen. Dann wird gedraftet. Dabei nimmt jeder eine Karte, legt diese verdeckt vor sich ab und gibt den Rest weiter. Das geht solange, bis jeder neun verdeckte Crewkarten vor sich liegen hat, die dann auf die Hand genommen werden.



Zwischen den Spielern liegt ein verdeckter Stapel mit sieben Drachenkarten. Sie tragen Werte zwischen 8 und 12. Je höher der Wert, desto attraktiver die Karte. Um sie geht es in Phase 2. Außerdem liegt vor jedem Spieler eine Raumschiffkarte.

Jetzt erfolgt die Drachenjagd. Dabei gilt, dass der den Stich gewinnt, der den höchsten Kartenwert auf seiner Crewkarte ausspielt. Diese haben Werte von 1 bis 80. Es gibt keinen Bedienzwang, keine Trümpfe, keine Sonderregeln. Das wäre jetzt aber wirklich äußerst unspektakulär. Deshalb zeigt jede Crewkarte eine Kombination aus Symbolen. Und die bringt die richtige Würze in den Stich.

Einige Karten zeigen zusätzlich zu ihrer Zahl Schildsymbole. Werden sie gespielt, schützt sich das eigene Schiff vor zukünftigem Schaden. Um dies anzuzeigen, nehmen sich die Spieler Karten vom Vorratsstapel und schieben sie so unter das eigene Raumschiff, dass auf dem Kartenrücken ein Schild sichtbar ist. Außerdem zählt jedes dieser Schilde, das noch am eigenen Raumschiff sichtbar ist, zum Schluss des Spiels einen Punkt.



Für jede Flamme, die ausgespielt wird, nimmt man stattdessen Schaden. Wieder greifen die Spieler zum Vorratsstapel, legen die Karte aber so unter das eigene Raumschiff, dass das Flammensymbol zu sehen ist. Jedes davon ist zu Spielende gleich fünf Minuspunkte wert. Gut, wenn im weiteren Verlauf des Spiels ein Crewmitglied ein Werkzeugsymbol abgebildet hat. Pro Symbol wird ein Schaden am eigenen Raumschiff geflickt. So gehen auch die Minuspunkte wieder weg. Das letzte Symbol zeigt ein Fadenkreuz. Das knallt bei dem Spieler rein, der den Stich gewinnt und macht an dessen Schiff Schaden.

Zu den Plus- und Minuspunkten, die am Raumschiff generiert werden, können manche Crewkarten auch einfach so Bonus- oder Maluspunkte für die Schlussrechnung bringen. Und dann kommen da noch Symbole für Wissenschaft, Stimmung und Kriminalität. Denn dafür gibt es zum Ende des Spiels auch noch eine separate Wertung. So wird beispielsweise der mit 10 Punkten belohnt, der die meisten Stimmungssymbole ausgespielt hat. Bei der Kriminalität ist es aber genau andersherum. Nur die mit den wenigsten Symbolen bekommen Punkte. Auch die Drachenkarten können außer ihren Punktwerten diese Symbole tragen. Das macht sie gleich attraktiver.

So wird jeder der sieben Stiche im Kopf zu einer kleinen Rechenaufgabe. Nehme ich den Drachen für 11 Punkte, muss aber Schaden nehmen, weil ich keine Schilde habe. Dafür rutsche ich aber in der Wissenschaftswertung wieder nach vorne, was erneute Punkte bringt. Da lohnt es sich sogar mal, auf die Auslage der anderen Spieler zu schielen. Das Taktieren beginnt mit jedem Stich neu. Und das macht „Space Dragons“ als Stichspiel tatsächlich besonders.

Die Wertung am Schluss ist allerdings ein bisschen fummelig. Vielleicht hätte da ein Wertungsblock ein bisschen mehr Übersicht gebracht. So muss halt im Kopf oder mit einem Schmierblatt gerechnet werden, bis alle Punkte festgehalten sind.



Eine Runde „Space Dragons“ dauert etwa 20 Minuten. Das ist sicher schnell genug, um direkt eine zweite Runde dranzuhängen. Da sowohl von den Drachen- als auch den Crewkarten immer nur eine kleine Auswahl pro Runde genutzt werden, ist die Variabilität, und dadurch der Wiederspielwert, recht hoch. Außerdem sind die Wertungskarten für Kriminalität, Stimmung und Wissenschaft sogar doppelseitig. Jede Seite hat eine eigene Wertungsoption. Auch da kann man eigentlich nach Lust und Laune mischen.

Die Spielregeln liegen in Deutsch und Englisch vor. Sie sind gut strukturiert und verständlich geschrieben. Hinweise und Beispiele sorgen dafür, dass die schlanken Regeln schnell verstanden und neuen Mitspielern auch schnell erklärt sind. Das Spielmaterial selbst ist komplett sprachneutral. Da funktioniert die Symbolsprache wirklich gut.

Insgesamt stecken außer den beiden Anleitungen in der Schachtel mit Inlay noch 103 Karten in Standardqualität. Beide Seiten sind dabei von Bedeutung. Die Rückseiten der nicht benutzten Crewkarten werden als Schadens- und Schildmarker genutzt. Der Kartenrücken der Drachenkarten sind die Raumschiffe der Spieler. Das ist clever gelöst.

Fazit: Alles in allem ist „Space Dragons“ sicher kein Kennerspiel, aber ein Kartenspiel, das Spaß bringt. Beim Abwägen der Konsequenzen von jeder gespielten Karte kribbelt es schon in den Fingerspitzen. Das holt sicher auch Vielspieler ab. Dazu ist es schnell gespielt und nett illustriert. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass schon mindestens drei Spieler zusammenkommen müssen, um nach den „Space Dragons“ zu jagen.

Space Dragons
Kartenspiel für 3 bis 5 Spieler ab 10 Jahren
Richi Haarhoff
Edition Spielwiese/Pegasus 2021
EAN: 4250231727061
Sprache: Deutsch, Englisch
Preis: EUR 12,95

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