von KaiM

Tom Lehmann hat in all seinen Spielen einen klaren Fokus. Die Spieler beginnen klein und entwickeln sich innerhalb weniger Spielrunden so stark, dass dabei ganze Imperien entstehen. Sein erster großer Hit war dann auch gleich „Race for the Galaxy“ und es schlug die Spieler schon durch große Vielfalt an Möglichkeiten in seinen Bann. Mit wenigen Karten auf der Hand, die man entweder nutzen kann, um zu bauen oder um zu bauende Karten zu bezahlen, starten die Spieler und versuchen, sich ihr galaktisches Imperium zu schaffen. Einer der besonderen Aspekte dieses Spiels ist, dass man sich erst für eine von fünf möglichen Aktionen entscheidet, dann aber alle gewählten Aktionen von allen Spielern in einer festgelegten Reihenfolge durchgeführt werden. Man kann dieses Spiel also gut für sich allein spielen, hat aber einen klaren Vorteil, wenn man die Bedürfnisse der anderen gut lesen kann.

Durch die Vielzahl an Symbolen ist das Spiel nicht für jedermann geeignet und die Altersangabe von zwölf Jahren auch nicht ungerechtfertigt. Dass man dem Grundspiel das Prädikat „Expertenspiel“ zuordnet, kann wie immer bei dieser Art der Kategorisierung diskutiert werden, aber so kompliziert ist es dann nun auch wieder nicht. Die Spielzeit von 30 bis 60 Minuten passt recht gut, wenn man sich bereits auskennt. Als Anfänger hat man es jedoch schon recht schwer, da man sich ständig für eine Karte und gegen diverse andere entscheiden muss. Kennt man die Symbole nicht einigermaßen, ist die Analyse und Einordnung ein wenig zeitaufwändig und eine Partie kann sich hinziehen. Spielt man das Spiel jedoch in einer Runde mit erfahrenen Spielern, glänzt es durch den weitgehend simultanen Spielablauf und die kurzen Wartezeiten.

Doch heute geht es gar nicht um das Grundspiel, sondern um die Erweiterung „Spiel mit dem Feuer“ für die „revised 2nd edition“ von „Race for the Galaxy“. Diese Neuauflage enthält gleich die ersten drei Erweiterungen in einem Paket und verspricht damit viele Stunden Spaß an Erkundung, neuen Mechanismen und vielem mehr.



Das Material

Für die Tatsache, dass „Race for the Galaxy“ eigentlich ein Kartenspiel ist, wartet die Box mit erstaunlich viel Material auf, welches über die Karten hinausgeht. Umso erstaunlicher, dass man sehr viele Dinge in den ersten Partien gar nicht benötigt, aber dazu später mehr.

Die Karten an sich sind robust, aber nicht allzu dick. Wer dieses Spiel viel spielen möchte, wird Kartenhüllen verwenden wollen, wobei mein Grundspiel auch ohne Hüllen schon diverse Partien gut überstanden hat. Dementsprechend gibt es hier nicht viel auszusetzen. Die Bilder auf den Karten sind okay, es bleiben aber nur wenige wirklich in Erinnerung. Sie sind da und stören nicht.

Darüber hinaus gibt es noch mysteriöse Pappmarker in groß und ein wenig zu klein. Dafür sind die zwei Würfel umso schöner und wertiger.  Hinzu kommen noch Holzwürfel in den genreuntypischen Farben lila und pink und große Zielkarten aus Pappe.

Insbesondere die Zielkarten sind positiv zu erwähnen, denn nur allzu häufig geraten solch zentrale Spielelemente zu klein, sodass sich nicht von jedem gut erkennbar sind. Diese aber sind groß genug und haben neben den Symbolen keinen unnötigen Ballast zu tragen.

Des Weiteren gibt es zwei Regelbücher, die in dem typischen Design von „Race“ und „Roll for the Galaxy“ daherkommen. Während in dem umfangreichen die Regeln für die verschiedenen Erweiterungen aufbereitet sind, widmet sich das dünnere Heft allein den Soloregeln.

Und hier kommt ein Punkt, den ich nicht verstehen kann. Diese Reihe ist nun wirklich erfolgreich, und nicht umsonst werden jedes Jahr so viele Partien auf der Brettspielplattform Boardgamegeek.com eingetragen, dass es zu den meist gespielten Spielen dort überhaupt zählen muss. Es gibt vereinfachte und komplexere Varianten dieses Spiel, die über die Jahre erschienen sind und immer den Kern des Originals treffen. Warum ist es denn heutzutage nicht möglich, ein anschauliches Regelheft zu gestalten? Einige Seiten sind so abschreckend, dass man schon ein Expertenspieler sein muss, wenn man sich dort durchquälen will. So gesehen macht die Einordnung seitens des Verlags dann auch wieder Sinn.



Andererseits ist die Anleitung gar nicht schlecht strukturiert, denn sie führt Stück für Stück durch alle drei Erweiterungen und unterscheidet zwischen den Karten und zusätzlichen optionalen Regeln. Wer sich mit dem Grundspiel schon wenig auskennt und sich durch die Erweiterungen spielt, wird einiges zu entdecken haben.

Neue Elemente – Aufziehender Sturm

Die erste Erweiterung bringt drei wesentliche Elemente mit sich und ist die einfachste Erweiterung. Zunächst können ab sofort fünf Personen am Spieltisch Platz nehmen. Dafür wird das notwendige Material inklusive neuer Startwelten und Phasenauswahlkarten bereitgestellt.

Das zweite Element ist eine optionale Regel, die das Spielgefühl aber schon deutlich ändert. Denn mit ihr werden bei der Partie allgemeine Ziele ausgelegt, die von allen erfüllt werden können. Einige geben nur Punkte, wenn man sie zuerst erfüllt. Bei anderen hingegen werden am Ende Mehrheiten in bestimmten Kategorien überprüft.

Dieses Element verschärft das Wettrennen und bestraft diejenigen, die sich nicht darum kümmern. Ein sehr starker Teil der gesamten Erweiterungsbox.

Zu guter Letzt gibt es auch weitere Spielkarten, um die Varianz ein wenig zu erhöhen.

Damit bringt diese Erweiterung zwar ein sehr starkes Element mit ein, wer das Grundspiel jedoch schon viel gespielt hat, wird sich mehr neue Karten wünschen. Aber unter anderem dafür liegen ja die Erweiterungen zwei und drei mit in der Box.



Neue Elemente – Rebellen vs. Imperium

Mit dieser Erweiterung kommen neben der Ausstattung für den sechsten Spieler nochmal deutlich mehr neue Karten ins Spiel und bringen Abwechslung mit. Das alleine dürfte schon für einiges an Spielspaß sorgen, sodass die optionalen Regeln gar nicht unbedingt notwendig gewesen wären. Tatsächlich bringt dieses Set die Möglichkeit, Welten von anderen Spielern unter bestimmten Bedingungen zu erobern. Ein Element, dass sich nicht nahtlos in den Rest des Spiels integrieren will, denn der gesammelten Erfahrungen nach ist dieser kriegerische Akt des Planetenklaus nicht unbedingt beliebt.

Ein klein wenig anders verhält es sich mit dem vorgegebenen Szenario für zwei Spieler. Hier spielen wirklich die Rebellen gegen das Imperium, und natürlich ist dort die Eroberung von Planeten ein Muss. Das verschärft den Duellgedanken des Spiels und kann durchaus reizvoll sein. Im Spiel mit vielen Spielern werden zum Zwecke der Übersicht sogar Leisten eingesetzt, um die militärische Stärke aller im Blick zu behalten.  

In dieser Erweiterung habe ich die neuen Karten als stärkeres Element wahrgenommen, aber für eine Runde, die konfrontative Spiele mag, könnte es eine Aufwertung sein.

Neue Elemente – Auf der Schwelle zum Krieg

Das letzte Set bringt Prestigepunkte mit sich. Eine Art Währung, die sowohl Siegpunkte wert ist, als auch ausgegeben werden kann, um verschiedene Effekte auszulösen. In vielen Fällen wird es aber doch auf zusätzliche Siegpunkte in der einen oder anderen Form hinauslaufen. Zudem kommen noch einmal über 40 Karten in das Deck, womit wieder unendlich viele mögliche Kombinationen geschaffen werden. Die zusätzliche Option des Suchens soll das Kartenglück ein wenig verringern, indem es die Möglichkeit gibt, nach bestimmten Karten im Nachziehstapel Ausschau zu halten.

Durch die neue Vielfalt und die Prestigepunkte eine schöne Erweiterung. Das stärkste zusätzliche Element dieser Box bleiben für mich jedoch die Ziele aus dem ersten Set.



Fazit: Jede der drei enthaltenen Erweiterungen bringt einiges an Wiederspielwert mit sich. Der Reiz, alles zu erkunden und zu verstehen, ist riesig und nicht umsonst ist dieses Spiel immer noch so beliebt. Taucht ein, es lohnt sich.

Race for the Galaxy, 2nd Edition – Spiel mit dem Feuer (Erweiterung 1-3)
Kartenspiel-Erweiterung für 1 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Tom Lehmann
Pegasus Spiele 2022
EAN: 4250231718137
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 44,99

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