Mystery House

Angesichts des unglaublichen Erfolgs der „Exit“-Reihe aus der Hit-Schmiede von Markus und Inka Brand ist es kein Wunder, dass das Genre der Rätsel- und Escape-Spiele boomt. So erschien mit „Mystery House“ bei Schmidt Spiele zum Jahreswechsel 2019/2020 das erste 3D-Escape-Abenteuer, in das sich der Ringbote nun hineinwagen durfte.

von Michael Wilhelm

Nachdem wir uns an der stimmungsvoll düsteren Cover-Illustration mit dem namengebenden mysteriösen Grusel-Haus sattgesehen haben, kann es losgehen: Anders als die kleinformatigen und kurzlebigen (weil nur einmalig spielbaren) „Exit“-Spiele des Ehepaars Brand kommt „Mystery House“ in Gestalt der quadratischen Standard-Schachtel daher. Die besteht allerdings nicht aus der sonst üblichen Schachtel mit Deckel, sondern wird an der Seite aufgeklappt, um dann das stabile kastenförmige Hausraster herauszuziehen. Im Inneren des Kastens finden wir neben der Anleitung ein kurzes Tutorial-Spiel mit 8 Ortskarten und 4 Objektkarten, sowie die vollwertigen Abenteuer-Module „Familienporträt“ und „Der Herr des Labyrinths“.

An jeder Seite des Hausrasters sind fünf Fenster und in der Oberseite insgesamt 60 Schlitze für die Ortskarten, sowie ein Koordinatensystem. Aufgebaut ist schnell. Auf den Ortskarten sind mit Zahlen und Buchstaben die Koordinaten angegeben, damit diese problemlos in die jeweiligen Schlitze des Hausdachs gesteckt werden können. Stecken die, je nach gewähltem Abenteuer 33 oder 42 Ortskarten in den zugehörigen Schlitzen, kann es losgehen.

Natürlich haben wir vorher die benötigte App geladen und dann das aktuelle Szenario angewählt. Die Zeit läuft, und wir haben genau 60 Minuten, das Abenteuer zu lösen. Je nach Geschmack kann die in der App laufende, stimmungsvoll gruselige Musik auch ausgestellt werden. Die App ist neben den Ortskarten das zentrale Element des Spiels.



Es gilt, auf den zu Beginn sichtbaren Ortskarten, sozusagen den Außenwänden des Hauses, Hinweise und Gegenstände zu suchen. Dann wird in der App erst die Koordinate der Ortskarte eingegeben und dann ein auf der Ortskarte gefundener Gegenstand oder eine Design-Element, beispielsweise eine Statue, ein Fenster oder eine Säule aus der von der App vorgeschlagenen Liste ausgewählt. Damit können weitere Gegenstände gefunden werden, die danach aus dem Stapel der Objektkarten gezogen werden. Objektkarten können auch mit Elementen auf den Ortskarten kombiniert werden, also zum Beispiel können mit Schlüsseln Türen geöffnet werden. Oder in den Illustrationen der Ortskarten finden sich Hinweise auf Codes, die in Zahlenschlössern eingegeben werden können.



Fehler sollte man tunlichst vermeiden, denn die werden mit Zeitstrafen bestraft. Überhaupt sollte man die Illustrationen der Ortskarten sehr sorgfältig studieren und auch kleinen Details Aufmerksamkeit schenken, denn nur so lassen sich manche zielführenden Hinweise finden. Allerdings ist dies auch das größte Manko von „Mystery House“, denn für mehr als zwei oder drei Spürnasen ist es nicht wirklich ausgelegt. Man muss die Schachtel oft in die Hand nehmen und aus nächster Nähe durch die Fenster oder um die Ecken spähen, um jeden Hinweis zu finden. Außerdem ist gute Beleuchtung zwingend notwendig. Am besten stattet man sich mit einer Taschenlampe aus, was gleichzeitig das Gefühl steigert, tatsächlich in einem verlassenen Gruselhaus im Dunkeln zu tapsen.



Haben wir so nach und nach die Rätsel gelöst, Türen geöffnet und dadurch die Wände entfernt und neue Ortskarten freigespielt, nähert man sich dem Ende des Abenteuers. Unbedingt sollte man auch Tagebucheinträge oder andere Texte, die man findet, gut lesen, da sie wertvolle Hinweise enthalten können und ganz wesentlich zur Stimmung beitragen. Steht man doch mal völlig auf dem Schlauch, gibt es in der App eine Hilfe-Funktion.



Am Ende des Abenteuers gibt es eine Wertung, die aber eigentlich nebensächlich ist. Wie bei vielen Spielen dieser Art ist der Wiederspielwert minimal. Wer einmal die versteckten Details auf den Illustrationen der Ortskarten gefunden und die zugehörigen Rätsel gelöst hat, wird eher keinen zweiten Durchgang brauchen. Leider ist die Auswahl an Abenteuern bisher noch gering. Mit „Zurück nach Tombstone“ ist inzwischen zwar die erste Erweiterung (und damit das dritte Abenteuer) erschienen. Aber bisher war es das. So bleibt noch die Möglichkeit, die Box zu verschenken oder zu verleihen. Denn immerhin lässt sich das „Mystery House“ im Nullkommanix wieder in den Urzustand bringen und ist unbegrenzt spielbar.



Fazit: „Mystery House“ bietet in der vorliegenden Box zwei stimmungsvolle und spannende Rätsel-Abenteuer mit hochwertigem und innovativem Spielmaterial. Die App funktioniert einwandfrei und unterstützt mit der stimmungsvollen Musik bestens das Eintauchen in das namengebende Gruselhaus. Die Illustrationen sind sehr gelungen und strotzen vor schönen Details. Leider ist der Umfang des Spiels (noch) ziemlich eingeschränkt.

Mystery House
Brettspiel für 1 bis 5 Spieler ab 12 Jahren
Antonio Tinto
Schmidt Spiele 2019
EAN: 4001504493738
Sprache: Deusch
Preis: EUR 38,49

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