Tales from the Loop – The Boardgame

Das neueste Mitglied in der Produktreihe um „Tales from the Loop“ nach den stimmungsvollen Bildern von Simon Stålenhag ist ein kooperatives Brettspiel, in dem die Hauptfiguren Rätsel lösen müssen, bevor die Rätsel sie überwältigen.

von Amel

Es gibt inzwischen viele verschiedene Produkte zu „Tales from the Loop“: Artbooks, Rollenspielbücher, sogar eine Fernsehserie und nun ein Brettspiel. Das erste Mal bin ich auf der Spielemesse in Essen im Oktober 2021 darauf aufmerksam geworden, als es am Verlagsstand vorgestellt wurde. Ich hätte es gern gleich dort mitgenommen, doch es war noch nicht fertig. Erst dieses Jahr wurde das Spiel ausgeliefert und Free League war so nett, mir ein Rezensionsexemplar zuzusenden.

Das Material kann sich sehen lassen: Es gibt viele verschiedene, hübsch gestaltete Karten, Marker und verschiedene Bögen, Plastikminiaturen für die Roboter und ein Spielbrett, das die Mälarinseln zeigt, auf denen die Geschichten spielen. 8 Würfel liegen ebenfalls in der prall gefüllten Schachtel. Die Bebilderung setzt sich größtenteils aus den Originalbildern von Simon Stålenhag zusammen und verbreitet eine melancholische Stimmung. Die Hauptfiguren sind Pappaufsteller. Ein Plastikeinsatz mit Deckel schützt die Miniaturen und es gibt genügend Fächer, um Ordnung zu halten.

„Tales from the Loop“ erzählt die Geschichte (oder Geschichten) von Kindern auf den Mälarinseln in einer alternativen Version der 1980er. Ein Teilchenbeschleuniger unter den Inseln hat die technische Entwicklung vorangetrieben. Die Hauptfiguren wachsen in dieser Welt auf, lösen Rätsel und begeben sich in Gefahren. Wer an „Stranger Things“ oder „The Goonies“ denkt, der ist in der richtigen Ecke unterwegs.



Das Brettspiel ist komplex. Es ist schwer, es zu beschreiben, ohne die ganze Anleitung durchzugehen und alle Bestandteile aufzulisten. Jeder Spieler übernimmt ein Kind. Die Kinder sind Archetypen typischer Heranwachsender: Klassenschönheit, Sportler, Nerd usw. Die Figuren haben Eigenschaften, die festlegen, mit wie vielen 6-seitigen Würfeln sie werfen, wenn eine Probe gemacht werden muss. Eine einzige 6 genügt, um einen Erfolg zu erzielen.

Auf dem Spielbrett sind Orte eingezeichnet, zwischen denen die Figuren hin- und herreisen können. Sie können das Fahrrad nehmen, den Bus oder sich von den Eltern fahren lassen. Letztes ruft eventuell den Unwillen der Eltern hervor und wenn ein Kind zu viel davon angesammelt hat, erhält es Hausarrest. Die Figuren haben außerdem andere Handlungsmöglichkeiten, wie Nachforschungen anstellen oder eine Maschine hacken. Das kostet Aktionspunkte (beziehungsweise Zeit, die als Holzwürfelchen dargestellt wird). Nebenbei müssen die Figuren auch noch Arbeiten erledigen, die von Schule oder Eltern aufgetragen werden. Die Arbeiten werden als Karten gezogen und müssen zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt sein, damit es keinen Ärger gibt. Abends müssen die Kinder wieder zu Hause sein, sonst gibt es auch hier Ärger. All das zusammen sorgt für einen herrlichen Zeitdruck, der dazu führt, dass man nicht leichtfertig mit seinen Aktionspunkten umgeht.

Zusätzlich zu den Orten, die mit Linien verbunden sind, ist das Spielbrett in Kästchen mit Koordinaten unterteilt. Die Roboter bewegen sich nicht die Straßen entlang, sondern querfeldein von Kasten zu Kasten. Kommt ein Kind in die Nähe eines Roboters, hat das verschiedene Auswirkungen, unter anderem davon abhängig, ob die Maschine in Alarmbereitschaft ist oder nicht.

Es gibt sieben verschiedene Szenarien. Diese legen fest, welche Karten im Spiel eingesetzt werden, wie viele Spielzüge die Geschichte dauert und welches Ziel erreicht werden soll. Es gibt „Insight“- und „Enigma“-Punkte, die über Drehscheiben auf dem Spielbrett dargestellt werden. „Enigma“ ist schlecht, damit verliert man das Spiel. „Insight“ ist das Ziel. Die Charaktere können Ausrüstung sammeln (es gibt Karten dafür), und „Rumors“ muss nachgegangen werden. Dafür werden Proben gewürfelt und Orte müssen angesteuert werden. Die Roboter bewegen sich über das Brett und bilden eine Gefahr oder die Möglichkeit, sie zu hacken. Verschiedene andere Karten kommen ebenfalls in dem Spiel vor, etwa verschiedene Anomalien oder „School Cards“.

In dem Spiel handeln die Figuren in beliebiger Reihenfolge, die Spielerinnen und Spieler ziehen Karten und befolgen deren Anweisungen und erhalten dadurch Informationen verschiedener Art. Die Zeit in Form der „Time Cubes“ ist wie erwähnt knapp, da ja auch noch die Arbeiten erledigt werden und die Kinder abends zu Hause sein müssen.



Es gibt, wie man anhand meiner Beschreibung schon erahnen kann, viele kleine Stellschrauben und Subsysteme, die ineinandergreifen. In jedem Zug müssen verschiedene Dinge berücksichtigt werden, Karten gelesen, Proben gewürfelt, Marker gesammelt und Besonderheiten beachtet werden. Leider macht es einem die Spielanleitung nicht unbedingt leicht. Free League hat mir aber mitgeteilt, dass ein FAQ und eine Regel-Referenz in Arbeit sind, die als PDF angeboten werden.

Auf der anderen Seite sind die Geschichten stimmungs- und geheimnisvoll, wie es sein soll. Als Brettspielumsetzung des Rollenspiels transportiert das Spiel genau die richtige Stimmung. Roboter, Geheimnisse, Schulaufgaben und Zeitnot ergänzen sich gegenseitig zu einem besonderen Spielgefühl. Es gibt immer viel zu bedenken und zu entdecken. Das Material ist hervorragend. Es ist stabil, hübsch gestaltet und übersichtlich. Mir persönlich ist das Spiel etwas zu komplex und nicht intuitiv genug. Wer aber Spaß an dieser Art Spiel hat und Fan von „Tales from the Loop“ ist, kommt auf seine Kosten.

Fazit: „Tales from the Loop – The Boardgame” ist ein hervorragend gestaltetes kooperatives Brettspiel in der Welt der stimmungsvollen Bilder von Simon Stålenhag. Komplexe Regeln ermöglichen es, sich durch mehrere Geheimnisse der Mälarinseln zu kämpfen. Einfach wird es nie. Bei jedem Zug müssen verschiedene Dinge bedacht werden und immer herrscht Zeitdruck. Das Spiel ist sehr kompliziert. „Tales from the Loop“-Fans, die gleichzeitig Freunde von komplexen, kooperativen Brettspielen sind, kommen aber voll auf ihre Kosten.

Tales from the Loop – The Boardgame
Brettspiel für 1 bis 5 Spieler ab 12 Jahren
Martin Takaichi, Rickard Antroia
Free League 2022
EAN: 7350105220371
Sprache: Englisch
Preis: EUR 69,99

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