Monster und Kreaturen – Leitfaden für junge Abenteurer

Mit den „Leitfaden für junge Abenteurer“ will „Dungeons & Dragons“ in seiner fünften Edition auch den jüngsten und jüngeren Spielern die Tore in fantastische Welten öffnen. „Monster und Kreaturen“ stellt dabei die verschiedensten Gegner und Begegnungen für angehende Heldengruppen vor. Was finden wir zwischen den schick designten Buchdeckeln?

von André Frenzer

Um auch jüngere Spieler für das Hobby Rollenspiel zu begeistern, verlegt Wizards of the Coast nicht nur mittlerweile mehrere Versionen von Einsteigerboxen, sondern auch eine vierbändige Reihe unter dem Titel „Young Adventurer’s Guide“, zu Deutsch „Leitfaden für junge Abenteurer“. Diese Bücher sollen auch den Jüngsten den Einstieg in die fabelhafte Welt des Rollenspiels eröffnen. Dazu werden die Regeln auf das absolut notwendigste heruntergebrochen. Der Probenmechanismus funktioniert komplett mit dem W6. Allerdings sind Proben ohnehin kaum vorgesehen – vielmehr soll der Spielleiter seine jungen Protagonisten dazu ermutigen, ihre charaktertypischen Fähigkeiten ins Spiel zu bringen. Einzig im Kampf gilt es, die Monsterstufe des jeweiligen Gegners zu überwürfeln und so Schaden zu verursachen. Im Rahmen dieser experimentellen Regeln sind mittlerweile vier Bände erschienen, von denen der Band „Monster und Kreaturen“ sowohl Gegnern als auch Begegnungen für die Heldengruppe gewidmet ist.

Im Gegensatz zum streng alphabetisch aufgebauten „Monster Manual“, das wohl als eine Art „großer Bruder“ dieses Büchleins angesehen werden darf, ist „Monster und Kreaturen“ nach Regionen aufgeteilt. So werden zunächst Monster vorgestellt, die in Höhlen und dunklen Orten verortet werden, gefolgt von Wäldern, Bergen, Sümpfen, Kreaturen des Himmels und schließlich Unterwassermonstern. Ich selbst ziehe diese Aufteilung dem alphabetischen „Monster Manual“ vor, fällt es dem Spielleiter doch so leichter, die passende Begegnung für die Umgebung der Charaktere zu finden. Jede Kreatur und jedes Monster wird dabei auf einer großzügigen Doppelseite vorgestellt. Dabei wurde jeder Kreatur eine großformatige, neue Illustration spendiert, die meist von einigen Zusatzinformationen umrahmt ist. Ein Haupttext beschreibt Aussehen und Verhalten der Kreatur, einige Textkästen stellen das typische Kampfverhalten in Form von „Tu das“ oder „Tu das nicht“ genauer vor. Schaubilder mit Größenvergleichen runden die optische Aufbereitung ab. Regeltechnisch ist jedem Monster ein Gefahrenwert zwischen Eins und Fünf zugewiesen, den es im Falle eines Kampfes zu überwürfeln gilt, um Schaden zu verursachen.

Die Bandbreite vorgestellter Kreaturen ist dabei durchaus erfreulich. Neben Klassikern wie Goblins, Skeletten und Zentauren werden auch „Dungeons & Dragons“-ikonische Gegenspieler wie die Gedankenschinder, der Betrachter oder Abolethen vorgestellt. Umfangreich werden Drachen und Riesen vorgestellt, da hier jede Unterspezies der chromatischen Drachen aber auch die gängigen Riesenvölker – vom Hügel- bis zum Sturmriesen – auf eigenen Doppelseiten vorgestellt werden. Angenehmerweise werden nicht nur Gegenspieler für die Helden vorgestellt – mit Einhörnern und Pegasi oder intelligenten Völkern wie den Feengeistern oder Myconiden werden auch Kreaturen präsentiert, bei denen ein Aufeinandertreffen nicht immer in einem Kampf enden muss. Aufgelockert wird die Auflistung zusätzlich von kurzen Abenteueraufhängern und der Vorstellung einiger besonderer Kreaturen, wie Graf Strahd von Zarowitsch oder Tiamat, der Königin der Drachen. So entsteht ein guter Überblick über die Bandbreite der Kreaturenscharen.

Ein besonderes Lob erhält die optische Aufbereitung des Bandes. Es gibt kaum eine einzelne Seite, die ausschließlich Textwüste enthält. Überall finden sich sehr gelungen, großformatige und farbige Illustrationen, die das Flair des Spiels hervorragend einfangen. Die Qualität dieser Bilder ist auf einem angenehm hohen Niveau. Optisch ist „Monster und Kreaturen“ damit wieder ein echter Leckerbissen. Neben den Gefahrenstufen hat sich jedoch wieder kein einziger Spielwert in die Publikation verirrt. Wie schon „Krieger und Waffen“ ist „Monster und Kreaturen“ eine reine Lesefibel, welche die Inspiration der jungen Leser anregen soll. Das ist für den jungen Nachwuchs wohl zu verschmerzen. Schlussendlich hätte ich mir hier aber schon eine – gerne auch stark vereinfachte – Annäherung an ein Regelgerüst gewünscht. So bietet das Buch zwar viel Inspirierendes – einer späteren Umsetzung am Spieltisch bedarf es jedoch einer deutlich weitergehenden Lektüre.

Fazit: „Monster und Kreaturen“ ist eine wunderschön aufbereitet Lesefibel für alle, die einmal einen Blick auf den Kreaturenkatalog des ältesten Rollenspiels der Welt werfen wollen, ohne sich mit Spielwerten aufzuhalten. Um es am Spieltisch einzusetzen, fehlen in meinen Augen allerdings die Spielwerte.

Monster und Kreaturen
Quellenbuch
Jim Zub
Ulisses Spiele 2020
ISBN: 978-3963314001
112 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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