Baby Bestiary

Immer wenn man denkt, man hätte bereits alles gesehen, kommt irgendeine Publikation daher, die noch einmal etwas Neues bietet. Das „Baby Bestiary“ ist definitiv ein Hingucker – aber lohnt es sich auch für Spieler?

von André Frenzer

Das „Baby Bestiary“ an sich ist bereits eine reichlich verrückte Idee. Während in einem Bestiarium normalerweise die Feinde der klassischen Heldengruppe versammelt werden – Monster, magische Kreaturen, Konstrukte oder auch finstere Widersacher –, so macht auch das „Baby Bestiary“ hier keinen Unterschied. Doch statt der zähnefletschenden, tödlichen Menagerie erwartet uns auf jeder wunderschön illustrierten Seite der Nachwuchs des jeweiligen Monsters. Sei es die Wyvern-Larve, das Greifen-Küken oder das Eulenbär-Junge: Jede Menge ikonischer Kreaturen werden hier nicht nur neu beschrieben, sondern auch gezeigt.

Inhalt

Eröffnet wird der Band mit einer Einleitung eines Bestienmeisters. Dieser hat nach eigenen Angaben bereits zahlreiche magische und mundane Bestien gezähmt und großgezogen. Dabei werden einige praktische Denkanstöße im Umgang mit den kleinen Monstern gegeben: Wie schütze ich meine Kreatur vor unbefugtem Zugriff? Und wie schütze ich meine Umgebung vor der Kreatur? Kann ich mich mit ihr in der Stadt sehen lassen, und was geschieht, wenn ich sie wieder auswildern will? Diesen eher allgemein gehaltenen Texten schließen sich die einzelnen Kreaturenbeschreibungen an.

Jede Kreatur wird auf einer Doppelseite vorgestellt. Dabei ist eine Seite einer großformatigen, vollfarbigen Illustration gewidmet, auf der die jeweilige Kreatur in ihrem Baby-Stadium dargestellt ist. Die andere Seite beschreibt nicht etwa wie gewohnt das Kampfverhalten der jeweiligen Kreatur, sondern das Balzverhalten, wie die Eltern ihre Jungen beschützen, was man bei der Aufzucht der jeweiligen Kreatur beachten muss und wie man ihr am besten Tricks beibringen kann.

Die Bandbreite vorgestellter Kreaturen ist dabei beachtlich. So finden sich Landhaie und Eulenbären ebenso in dem Band wieder wie Betrachter, Gallert-Würfel oder Phönixe. Ein Fokus liegt dabei auf den vom System „Dungeons & Dragons“ bekannten Kreaturen, auch wenn das „Baby Bestiary“ prinzipiell systemunabhängig funktioniert.

Kritik

Tja, was soll ich sagen? Am „Baby Bestiary“ scheiden sich – zu Recht – die Geister. Einerseits haben wir einen wunderschönen Bildband, der auf absolut hohem Niveau bebildert ist. Dazu erhält der geneigte Leser eine Menge (mehr oder minder) interessante Informationen rund um Balz, Fortpflanzung und Aufzucht der Monstren. Dies mag dabei helfen, den eigenen Bestienmeister mit mehr Leben zu füllen und realistischer darzustellen. Dies mag auch dem Spielleiter dabei helfen, seine Welt realistischer dazustellen als ohnehin schon.

Was dem Buch andererseits fehlt, sind spielrelevante Informationen. Keine einzige Regelhilfe, kein Stat-Block und keine Hinweise auf Modifikatoren haben sich in den Band verirrt. Die gut geschriebenen und reichlich vorhandenen Ansätze bleiben also reiner Fluff, ohne mit ein wenig Crunch unterfüttert zu werden. Das macht das „Baby Bestiary“ zu einer netten Lesefibel und einem beeindruckenden Bildband, schränkt aber zugleich die Brauchbarkeit für Spieler deutlich ein.

Fazit: Das „Baby Bestiary“ ist ein hübsch anzusehendes Coffee-Table-Book mit interessanten Fluff-Informationen, die teils zum Nachdenken anregen. Spieler, die sich hier Regelergänzungen zur Bestienaufzucht gewünscht haben, werden allerdings nicht fündig.

Baby Bestiary
Quellenbuch
Andreas Walters
Metal Weave Games 2013
ISBN: 978-1987916171
80 S., Hardcover, englisch
Preis: USD 29,90

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