Das Buch der Bestien (II)

„Das Buch der Bestien“ ist für das „Mythgart“-Setting (englisch: „Midgard“-Setting) für „Dungeons & Dragons“ („D&D“) der 5. Edition als Kreaturenband herausgebracht worden. Mit einigen kleineren Anpassungen kann man es auch für eine der anderen „D&D“-Welten wie „Die Vergessenen Reiche“ (englisch: „Forgotten Realms“) verwenden. Doch braucht man für das älteste und größte Fantasy-Rollenspiel wirklich noch mehr Monster und was taugt das Buch?

von Markus Kolbeck

Der Monsterband wurde im Jahr 2020 als 432-seitige Hardcover-Ausgabe zum Preis von knapp 50,- Euro von Ulisses Spiele in Lizenz von Kobold Press auf Deutsch veröffentlicht. Die englische Ausgabe, „Tome of Beasts“, ist 2016 herausgekommen. Der Band ist durchgehend in Farbe gehalten und das Farbtitelbild zeigt einen Leeredrachen im Kampf gegen einen mächtigen Magier und einen starken Kämpfer. Die Autoren sind Chris Harris, Dan Dillon, Rodrigo Garcia Carmona und Wolfgang Baur.

Inhalt:

Der Band ist zu 95 Prozent kompatibel mit „D&D 5“, es gibt jedoch eine Abweichung in der Begrifflichkeit. „Schadensempfindlichkeiten“ von „D&D 5“ wurde im vorliegenden Band als „Schadensverwundbarkeiten“ wiedergegeben! Beides bedeutet aber dasselbe. Ich denke, darüber kann man leicht hinwegsehen. Kleinere Anpassungen vom „Mythgart“-Setting nach „D&D 5“ muss man allerdings machen. So werden etwa aus den Elf Höllen von „Mythgart“ die Neun Höllen der „D&D 5“-Originalwelten. Manche Monsterbeschreibungen enthalten auch ein Kästchen mit speziellen Informationen für das „Mythgart“-Setting. Das Buch enthält keine besonderen Erläuterungen der Begrifflichkeiten für die Monster, wie es das „Monster Manual – Monsterhandbuch“ für „D&D 5“ tut. Man braucht also unbedingt das „Monster Manual“, um sich zurechtzufinden.

Das Monsterbuch beinhaltet über 400 Kreaturen wie Feen, Untote, Konstrukte, Erzteufel, Dämonenfürsten, andere Unholde, Riesen, Tiere, usw. Fast alle Kreaturen sind mit einem Farbbild versehen, und die Texte und Datenblöcke nehmen normalerweise eine Seite ein. Davon wird aber bei besonders wichtigen oder mächtigen Kreaturen abgesehen: Der Flammendrache und der Leeredrache haben eine vierseitige Beschreibung. Warum der Mithraldrache keine Nestlinge und keine Hortaktionen in der Beschreibung hat und der Winddrache keine Regionaleffekte hervorrufen kann, bleibt rätselhaft. Eigentlich fehlen diese Besonderheiten in den Beschreibungen. Es gibt Kreaturen für alle Schwierigkeiten und Abenteurer*innengruppen. Uferlinge (winzige Tiere) gehören zu den harmlosesten Wesen mit einem Herausforderungsgrad von 1/8 (25 EP). Mit Herausforderungsgraden von 20 und höher sind Dämonenfürsten, Erzteufel, Drachen und andere am gefährlichsten.

Es gibt noch drei Anhänge. In Anhang A ist der „Kodex der Bösewichte“ abgedruckt. Hier werden Nichtspielercharaktere (NSC) aufgeführt, und zwar der Banditenfürst, der elfische Bogenschützenveteran, der Geisterritter, der Hauptmann der Stadtwache, der Kommandant der Schwarzritter, der Kultführer des Smaragdordens, der Skorpionskultist, der teufelsgebundene Gnomenprinz, dessen Variante Vampir-Hexenmeister, der verderbte Ogerhäuptling, der Wolfsreisser-Zwerg und der zwergische Ringmagier. Nicht alle sind wirkliche Bösewichte, so könnte der Hauptmann der Stadtwache als Interaktionspartner auftreten. Anhang B beinhaltet NSC-Merkmale, womit man Kreaturen wie den Bärling auf andere Völker ummünzen könnte. Anhang C schließlich listet die Monster nach Herausforderungsgrad auf. Eine Auflistung nach Terrain fehlt leider, womit wir bei der Kritik wären.

Kritik:

„Das Buch der Bestien“ muss sich nicht hinter dem „Monster Manual“ verstecken. Im Gegenteil! Die Kreaturenbeschreibungen und Namensgebungen sind abwechslungsreich und sehr fantasievoll. Namen wie „Tempelkatze von Bastet“ muten ägyptisch an, andere nordisch wie der „Riese Hraelvelgr“, andere lateinisch-griechisch wie „Morphoi“, andere wieder afrikanisch wie der „Mngwa“. Ich denke, die Namensgebung ist sehr gelungen! Es haben allerdings auch Anleihen an den „Cthulhu Mythos“ wie „Shoggothe“, „Bewohner von Leng“, etc. in den Band hineingefunden. Was die hier zu suchen haben, weiß ich nicht so recht, zumal es eine eigene Veröffentlichung dazu gibt: „Sandy Petersen's Cthulhu Mythos“ für „D&D 5“. Allerdings kann einem jede Abwechslung recht sein, sodass auch diese Anleihen an den „Cthulhu Mythos“ in Ordnung gehen. Außerdem scheint „Das Buch der Bestien“ gegenüber dem Horror-Fantasy-Rollenspiel „Sandy Petersen's Cthulhu Mythos“ die ältere Veröffentlichung zu sein. Die Eigenschaften der „Cthulhu Mythos“-Kreaturen sind zu denen aus dem Horror-Fantasy-Rollenspiel unterschiedlich, aber Monster sind auch nicht immer genormt.

Kommen wir zu den Rechtschreibfehlern in diesem Band. Er beinhaltet leider rund 40 orthographische und typographische Fehler wie Buchstabenverschlucker („blau“ statt „blaue“) oder irrtümlich doppelt platzierte Sätze und falsche Kreaturenbenennungen in den Beschreibungen. Außerdem sind Regelunklarheiten oder -fehler abgedruckt. So wurden der Basistrefferwürfel des Höhlendrachen als W11 angegeben, es muss natürlich W12 heißen. Bei den Dämonenfürsten Alquam und Qorgeth, bei der Feenfürstin Königin der Nacht und Magie und beim Riesen Hraelvelgr wurde „Schadensresistenzen“ zwei Mal aufgeführt, das müsste wohl ein Mal „Schadensresistenzen“ und ein Mal „Schadensimmunitäten“ heißen. Beim Eintrag „Tempelkatze von Bastet“ fehlt dann auch noch die Rüstungsklasse. Das Korrekturlesen des Bandes hat wohl aus irgendeinem Grund nicht richtig funktioniert. Schade! Wären nicht die vielen Fehler (zu viel für meinen Geschmack!), würde ich „Das Buch der Bestien“ als besser als das „Monster Manual“ einstufen. So ziehen sie gleich.

Wozu braucht man den Monsterband? Für das „Mythgart“-Setting hat er auf alle Fälle eine Berechtigung, da es Kreaturen wie den Leeredrachen nur hier gibt. Als Ergänzung zum „Monster Manual“ ist es auch geeignet, kann man doch Abwechslung bei den Monstern immer gut gebrauchen, vor allem wenn man bereits eine Kampagne mit dem „Monster Manual“ bestritten hat. Allerdings braucht man dann nicht noch unbedingt zusätzliche Monster wie sie in den Bänden „Mordenkainens Foliant der Feinde“ und „Volos Almanach der Monster“ (beide für „D&D 5“) aufgeführt sind. Bei der Aufmachung als Hardcover, der durchgehenden Farbbebilderung und dem enormen Umfang von über 430 Seiten, ist auch der Preis von knapp 50,- Euro gerechtfertigt.

Fazit: Wären nicht die vielen Fehler, würde bei mir „Das Buch der Bestien“ noch vor dem „Monster Manual – Monsterhandbuch“ rangieren, so besteht Gleichstand in der Wertung. Es bleibt zu hoffen, dass in zukünftigen Veröffentlichungen mehr Gewicht auf das Korrekturlesen gelegt wird. Ansonsten ist der Band in willkommener Weise abwechslungsreich und fantasievoll, die Kreaturennamen sind klangvoll! Die meisten „D&D“-Spieler*innen und -Spielleiter*innen werden wohl bei diesem actionbetonten Fantasy-Rollenspiel nie genug Monster bekommen.

Das Buch der Bestien
Quellenband
Chris Harris, Dan Dillon, Rodrigo Garcia Carmona, Wolfgang Baur
Ulisses Spiele 2020
ISBN: 978-3-96331-252-6
432 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 49,95

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