Farshore

Die Welt von „Everdell“ hat, im deutschsprachigen Raum, 2021 das Licht der Welt entdeckt. Jetzt ist der Nachfolger „Farshore“ auf Deutsch bei Pegasus erschienen. Es handelt sich um eine eigenständige Variante, die nicht im Wald sondern am Ewigsee spielt. Dort wollt ihr eine Stadt errichten und nutzt dafür die Ressourcen, die euch die neue Umgebung zur Verfügung stellt. „Farshore“ kommt mit bekannten, aber auch neuen Mechaniken daher.

von Sabrina

Inhalt

1 Spielplan
1 Leuchtturm
24 Tiere aus Holz (je 6 Krabben, Biber, Papageientaucher, Enten)
155 Karten
105 Plättchen
12 Anker
4 Schiffe
50 Muscheln
100 Ressourcen
1 Anleitung

Zum Spiel

„Everdell“ dürfte vielen schon bekannt sein. Wer nochmal genauer nachlesen möchte, kann dies hier beim Ringboten tun. Es gibt sowohl eine Rezension zum Grundspiel als auch zu den Erweiterungen. Die grundlegenden Spielmechaniken wurden bei „Farshore“ beibehalten, sodass es sich stark an „Everdell“ anlehnt. Der Einstieg für „Everdell“-Enthusiasten ist somit sehr leicht. „Farshore“ unterscheidet sich hauptsächlich durch die neue Umgebung, in der man spielt, und durch die entsprechend angepassten Tiere, Karten, Ressourcen sowie ein paar zusätzliche Mechaniken respektive Veränderungen altbekannter Regeln. Die generelle Optik ist auch weitestgehend gleich geblieben.

Wenn du am Zug bist, führst du ebenso wie in „Everdell“ genau 1 der 3 folgenden Aktionen aus:
• 1 Tier einsetzen (klassisches Worker-Placement) oder
• 1 Karte ausspielen (eigene Auslage mit bis zu 15 Karten generieren = deine Stadt) oder
• auf die nächste Jahreszeit vorbereiten.

Die Unterschiede sind auf einer halben Seite kurz und bündig zusammengefasst. So erhältst du im Herbst nur 1 neues Tier. Sehr gut ist, dass sobald neue Karten in die Lagune kommen, gleiche Sorten auf die dort bereits liegenden gestapelt werden. So belegen nicht zig Karten derselben Sorte die Auslage. Passend zum Thema gibt es für jeden Mitspielenden ein Schiff, welches sich um die Spielfläche bewegt und Siegpunkte in Form von Muscheln generiert. In jeder Jahreszeit werden zwei Windrichtungen mit Bedingungen aufgedeckt. Erfüllst du diese beim Ausspielen von Karten in deine Auslage, gehst du entsprechend einen oder zwei Schritte mit deinem Schiff weiter.

Alle paar Felder gibt es zur Belohnung einen Bonus in Form von Schatztruhen. Du darfst Schatztruhen abgeben, um 1 Ressource deiner Wahl zu ersetzen. Nicht abgegebene Schatztruhen geben in der Schlusswertung 2 Punkte. Statt Ereignissen gibt es in „Farshore“ sogenannte Schatzkarten. Wenn du 1 Tier in den Dünen einsetzt, darfst du dir eine Schatzkarte nehmen, deren Bedingung du mit Karten in deiner Stadt erfüllst. Zu Beginn des Spiels erhält jede Person drei Anker; diese ersetzen die Besetzt-Marker. Du darfst damit kostenlos 1 Wesen spielen, indem du 1 Anker auf ein Bauwerk des gleichen Typs in deiner Stadt legst. Weiter darfst du, im Unterschied zu „Everdell“, nur Tiere auf Zielkarten in deiner eigenen Stadt einsetzen.

Zu guter Letzt gibt es noch folgende Änderungen. Die letzte Person, die sich auf die neue Jahreszeit vorbereitet, wirft die oberste Windrichtung von beiden Stapeln ab und deckt je eine neue Windrichtung auf. Nach der Vorbereitung auf den Sommer wählt die Person zusätzlich 2 Inseln und dreht sie um. Sie stehen nicht mehr zur Verfügung. Die Einsatzfelder für deine Tiere verringern sich damit.

„Farshore“ enthält einen Solomodus, in dem du dich mit Bonnie, der berüchtigten Piratin, duellierst. Solo-Regeln können in das normale Spiel integriert werden und bringen so etwas Abwechslung ins Spiel.

Spieleindruck

Die Anleitung ist sehr verständlich geschrieben, und wer „Everdell“ bereits kennt, wird sowieso keine Schwierigkeiten haben. Das Material ist grundsätzlich sehr gut. Kleine Anmerkungen habe ich trotzdem. Ich mag, dass die Ressourcen aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Auch für die Haptik. Die Kristalle gefallen mir ihrer matten Optik allerdings nicht besonders. Und Pilze am Strand? Hmmm, als Norddeutsche würde ich sagen, da wären doch sowas wie Hagebutten einleuchtender gewesen.

Bei „Everdell“ haben viele den „zu großen“ Baum beklagt. Nun ja, der Leuchtturm ist leider von der Auflagefläche her etwas zu mickrig geraten. Ständig purzeln die Tiere herunter. Die Grafik stammt von einem anderen Illustrator. Das fällt ins Auge, gefällt mir persönlich aber auch ganz gut. Die Schriftgröße wurde zum Glück etwas angepasst, hätte aber gerne noch größer sein dürfen. Dafür sind nun die Illustrationen für die Kartentypen kleiner geraten. Das empfinde ich als weniger optimal, da schwer zu erkennen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Kosten für die Karten oben links angesiedelt und dafür Text und Typ noch größer gestaltet sind. Das hätte aus meiner Sicht zu einer deutlich besseren Sichtbarkeit beigetragen.

Den Schiffsmechanismus mit den Windrichtungen finde ich sehr passend. Allerdings sind die Schiffe im Verhältnis zur Leiste viel zu groß. Es ist bereits schwer, zwei Schiffe am gleichen Ort nebeneinander zu stellen. Zu viert ist es eine absolute Katastrophe. Aber eine spontane Lösung für das Dilemma habe ich auch nicht. Mehr Platz zwischen den Muscheln und kleinere Schiffe? Wenn es blöd läuft, können die Windrichtungen komplett gegen deine Engine laufen. Das ist dann natürlich Pech und das eigene Schiff kommt gegebenenfalls überhaupt nicht in Fahrt.

Zum Notieren der Siegpunkte gibt es leider keinen Block. Bei dem Verkaufspreis kann ich das aber schon erwarten, finde ich. Dafür gibt es viel zu viele Tütchen. Im Sinne der Nachhaltigkeit hätte man bei dem Inlay auch drauf verzichten können.

Grundsätzlich würde ich sagen, dass „Farshore“ etwas zugänglicher ist als „Everdell“. Viele Siegpunkte (Muschelleiste, Muscheln, Truhen, Schatzkarten) sind bereits offen zu sehen, sodass ich zumindest eine kleine Orientierung habe, wo alle stehen. Der Ankermechanismus ist ausgesprochen hilfreich, da ich nicht nur spezielle Karten koppeln kann, sondern etwas flexibler bin als bei „Everdell“, wo nur spezielle Kombinationen möglich sind. Ebenso helfen die Joker-Ressourcen (Schatztruhen) enorm dabei, Karten schneller ausspielen zu können. Einige Zufallsfaktoren wurden mit den benannten Neuerungen, zu meiner Zufriedenheit, abgeschwächt. Meine bisherigen Mittester haben das übrigens ähnlich gesehen.

Der große Knackpunkt ist der Preis. Rund 100 Euro sind aus meiner Sicht kaum vertretbar für ein Spiel, das zwar ordentlich ausgestattet ist, aber eben auch nicht mehr und vor allem auch keine komplette Neuentwicklung darstellt. Andere Spiele mit ähnlicher Ausstattung bewegen sich durchaus um die 50 bis 60 Euro. „Everdell“ gibt es für unter 70 Euro. Woher die 30 zusätzlichen Euro kommen, erschließt sich mir nicht.

Fazit: Das Kennerspiel „Farshore“ gefällt mir etwas besser als „Everdell“. Die kleinen Veränderungen haben dem Spiel, aus meiner Sicht, gut getan. Es fühlt sich runder und zugänglicher an. Aber: Der Preis ist schon sehr hoch gegriffen.

Farshore
Brettspiel für 1 bis 4 Spielende ab 10 Jahren
Clarissa A. Wilson, James A. Wilson
Pegasus Spiele 2024
EAN: 4250231738227
Sprache: Deutsch
Preis: 99,99 EUR

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