von Oli Clemens
Die Regeln von „Fantastische Reiche“ sind ganz einfach: Alle bekommen sieben Karten in Hand. Mehr werden es auch nicht, denn wer an der Reihe ist, darf zwar eine Karte vom Stapel oder der offenen Auslage ziehen, muss aber auch wieder eine in die Auslage abgeben. Landet dort die insgesamt zehnte Karte, endet das Spiel auch schon. Wer am Schluss aus seinen Karten die besten Combos bilden kann und somit die meisten Punkte erreicht, gewinnt. Da gibt es keine Stiche oder andere Mechaniken. Es geht alleine ums Optimieren. Und ab hier wird es kompliziert.
Das Deck besteht aus 53 unterschiedlichen Karten in zehn verschiedene Kartenfarben. Jede Farbe repräsentiert einen besonderen Kartentyp und ist mit einem Fantasy-Motiv illustriert. So gibt es beispielsweise die violetten Anführer, schwarze Armeen, grüne Bestien, aber auch Karten vom Typ Wetter, Waffe, Flut, Zauberer, Artefakt Land und Flamme. Dazu kommen noch drei Joker. Die Illustrationen der Karten sind eher generisch und unspektakulär und haben für das Spiel keine Bedeutung.
Jede Karte besitzt mehrere Infos. Da ist zum einen der Basiswert in Punkten, der von 0 bis 40 reicht. Viel spannender sind aber die Boni oder Strafen, die eine Karte mit sich bringt. Die sind als Text unter den Karten zu finden. So ist beispielsweise die Bestien-Karte „Hydra“ in ihrem Basiswert gerade mal schlanke 12 Punkte wert. Besitzt man aber auf seiner Hand die Flut-Karte „Sumpf“, die alleine schon 18 Punkte bringt, gibt es für die „Hydra“ 28 Punkte mehr! Combo! Jedoch sollte man vorher seine eigenen Karten genau checken, denn der Sumpf zieht von jeder Armee- oder Flammen-Karte auf der Hand wieder drei Punkte ab. Die müssen also weg.
Der „Kampfzeppelin“ bringt zwar direkt Mal 35 Punkte, aber nur unter zwei Bedingungen. Erstens muss auf jeden Fall eine Armee-Karte auf der Hand sein, zweitens darf keine Wetter-Karte in der Schlussabrechnung auftauchen. Sonst zählt er null. Behalten oder abwerfen – was ist besser?
So prüfen die Spieler andauernd, ob die Karte, die sie gezogen haben, das eigene Blatt stärkt oder schwächt. In jedem Zug geht es um das Optimieren, um am Schluss die meisten Punkte zu haben. Die Endabrechnung ist wegen der Wechselwirkung der Karten aufeinander nicht ganz so einfach und kostet Zeit. Dafür gibt es einen Wertungsblock, auf dem für jeden Spieler der Wert jeder einzelnen Karte errechnet werden kann und der für Dutzende Runden reicht. Wer es sich entspannter machen will, der greift auf die kostenlose Wertung-App zurück. Das geht auf jeden Fall schneller!
Eine Runde „Fantastische Reiche“ dauert zu dritt etwa 20 Minuten, mit mehr Leuten länger. Je besser man das Spiel aber kennt, desto schneller laufen die Partien, weil man dann besser einordnen kann, ob die gezogene Karte zu der aktuellen Hand passt oder nicht.
Das Spielmaterial besteht aus den 53 Karten, einem schlanken Regelheft und dem Wertungsblock. Das alles passt in eine kleine Schachtel. Die Karten haben Standardqualität. Sleeven schadet da sicher nichts. Die Regeln sind klar geschrieben und hilfreich illustriert. Da kommt man als Neuling echt schnell ins Spiel. Außerdem bietet das Spiel noch zwei Varianten. Eine für das Zwei-Personenspiel und eine mit dem Titel „Chaosreiche“, bei der auch ein siebter Spieler einsteigen kann.
Fazit: „Fantastische Reiche“ ist ein schnelles Spiel, welches perfekt zum Absacker oder Füller taugt. Abendfüllend ist es sicher nicht. Laut Verlag richtet es sich hauptsächlich an Familien, aber auch Vielspieler können damit Spaß haben. 2021 schaffte es „Fantastische Reiche“ auf die Nominierungsliste zum Kennerspiel des Jahres.
Fantastische Reiche
Kartenspiel für 2 bis 6 Spieler
Bruce Glassco
Strohmann 2020
EAN: 4270001356123
Sprache: deutsch
Preis: EUR 19,90
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