DSA: Expurgico

Der greise Schwarzmagier Karjunon Silberbraue wird von einigen bewundert und gleichzeitig von anderen verachtet. Einst von der weißmagischen Gilde für die Beschwörung eines Dämonen geächtet, errang er einen weltbekannten Ruf, als er die borbaradianischen Zauberformeln in die Gildenmagie überführte. Als der junge Scholar Anselmo an das Sterbebett des Erzmagus gerufen wird, um die Lebensgeschichte aufzuschreiben, wird dieser in eine Intrige verwickelt, die ihn selbst das Leben kosten kann.

von Ansgar Imme

Die Figur des Karjunon Silberbraue steht zwar nicht in erster Reihe bekannter Nichtspielercharaktere in der Welt von „Das Schwarzen Auge“, hat aber unter einigen Spielern durchaus eine gewisse „Berühmtheit“ erlangt. Er wurde als Spielercharakter vom Autor Aram Ziai selbst erschaffen und für die Borbarad-Kampagne in der Spielewelt platziert. Durch Erwähnungen in Abenteuern erlangte die Figur eine gewisse Berühmtheit.  

Zum Inhalt

Der Erzmagier Karjunon Silberbraue liegt auf dem Sterbebett. Der Studiosus und angehende Magier Anselmo wird von Prüfungsvorbereitungen abgezogen und bekommt die Aufgabe, dessen Lebensgeschichte aufzuschreiben. Karjunon lässt verschiedene Momente und Zeiträume seines Lebens beginnend mit der Ausbildung Revue passieren und schildert seine Schwierigkeiten mit der Weißen Gilde und deren Vorschriften. Dies gipfelt schließlich im sogenannten „Expurgico“, dem Verstoß aus der Gilde und der Aberkennung der gildenmagischen Privilegien.

Silberbraue schließt sich einer Gruppe Abenteurer an und begibt sich auf Reisen quer durch Aventurien, um sein Wissen zu mehren. Dabei gelangt er auch an ein Artefakt in Form eines Ringes, welches ihm Beschwörungen und Beherrschungen von Dämonen erlaubt, seinen Leib aber dem schleichenden Verfall preisgibt.

Als ihm die Aufnahme in die Fasarer Magierakademie trotz des Aufeinandertreffen mit dem berüchtigten Thomeg Atherion nicht gelingt, führt ihn seine Reise auch in ein Borbaradianer-Kloster, in dem er die Schriften des Schwarzmagiers studiert. Doch auch hier soll ihm keine Ruhe vergönnt sein, da das Kloster angegriffen wird. Seine Flucht steht jedoch unter keinem guten Stern, da er einen Pakt eingehen muss, den er nicht will.

Erst als er später einen besonderen Gegenstand findet, besteht die Möglichkeit, wieder der Gildenmagie beizutreten. Die Akademie zu Mirham bietet ihm diese Möglichkeit, doch seine Abenteuer sind noch nicht zu Ende. Und die größte Herausforderung seines Lebens steht ihm noch bevor ...

Während Anselmo die Schilderungen all der Erlebnisse des alten Magus erzählt bekommt, fallen ihm seltsame Begebenheiten auf, die ihn vermuten lassen, dass Silberbraue vergiftet wird. Da ihm von höheren Stelle nicht geglaubt wird, nimmt er mit Kommilitonen selbst das Heft in die Hand, um die Hintergründe zu ermitteln.

Bewertung

Zu Beginn der Bewertung muss man gleich erwähnen, dass der Roman vor allem für Spieler und Leser von „Das Schwarze Auge“ geeignet ist, die sich gut darin auskennen. Sowohl die Zauberei und die Magiergilden als auch viele bekannte Figuren werden beschrieben. Dies ermöglicht eine hohe Tiefe der Beschreibung und lässt den Leser stark in die Hintergrundwelt eintauchen sowie Figuren, Orte und Geschehnisse aus der Publikationsgeschichte erleben.

Die Geschichte aus zwei Perspektiven und verschiedenen Zeitebenen (Anselmo und seine Beobachtungen zur Jetzt-Zeit sowie Silberbraues episodenhafte Rückblicke) erlaubt zum einen ganz typische Cliffhanger, aber eben auch den Einblick in die oft geschönten Schilderungen des Magiers gegenüber dem wirklichen Geschehen. Dazu kommen vereinzelt noch Abschnitte, die nicht aus Sicht des Magiers stammen, aber einen Bezug zur Handlung haben und somit eine weitere Betrachtungsweise ermöglichen. Die Dramatik und Handlung absolut bereichernd, fallen sie nur vom Stil dadurch etwas heraus.

So ergibt sich eine spannende Handlung mit einer guten Dosierung des Tempos der Geschichte und vielen Einblicken in vergangene Zeiten der aventurischen Geschichte nebst Begegnungen mit bekannten Personen. Aber auch bisher nicht beschriebene Personen erhalten ihren Auftritt. Insgesamt wirkt dies alles sehr authentisch und ohne Widersprüche zu bisherigen Publikationen, was für die sehr gute Recherche des Autors spricht. Und gleichzeitig handelt es sich nicht um eine Aufzählung, sondern die Orte und Personen haben fast immer einen guten Bezug zur Handlung.

Der Schwerpunkt zur Magie und gildenmagischen Prozesse stellt sicherlich einen der Höhepunkte dar, da vor allem Spieler von „DSA“ eine sehr schöne Umsetzung erleben, die zu den Regeln passt, aber auch Anregungen für ihr eigenes Spiel aufnehmen können. Dazu sind alle Ereignisse um die Gildenmagie und ihre Akteure ebenso lesenswert und hilfreich für Rollenspielabende.

Bei den Personen sticht in der Beschreibung natürlich vor allem Karjunon Silberbraue hervor. Dessen Betrachtung ist dabei ungeschönt und durchaus ambivalent. Manche Motive lassen sich nachvollziehen, und man fühlt mit ihm mit. Aber andererseits gibt es auch kritische Betrachtungen seines Handelns. In der Entwicklung bleiben alle anderen Figuren deutlich zurück oder werden nur gestreift. Trotzdem sind sie alle gut getroffen und mit Merkmalen zur Wiedererkennung versehen.

Insgesamt bleibt ein tiefer Einblick in die jüngere Geschichte Aventuriens, mit einer spannenden Handlung und durchaus dem Potenzial für eine Fortsetzung.

Fazit: Ein grandioser Roman aus der Welt von „Das Schwarze Auge“ für Kenner und Magie(r)-Liebhaber. Während Neulinge sicherlich an vielen Stellen noch nicht so viel mit manchen Zaubern oder bekannten Figuren anfangen können, werden erfahrene Spieler und Leser dagegen ihre wahre Freude haben. Auch wenn für Nicht-Kenner trotzdem eine spannende Geschichte geboten wird, entfaltet sie sich eben erst richtig, wenn man die Welt schon länger kennt. Dann findet man einen der besten „DSA“-Romane überhaupt!

DSA: Expurgico
Rollenspiel-Roman
Aram Ziai
Ulisses 2023
ISBN: 978-3-98732-140-5
296 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: 19,95 EUR

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