DSA: Pardona II – Lied der sieben Sphären

Der Drachengott Pyrdacor, der dem Namenlosen Gott verfallen ist, hat die Hochelfen in einen jahrhundertelangen Krieg verwickelt. Nach und nach fällt eine der Hochelfenstädte nach der anderen an den Feind. Die Elfenkriegerin Israni hat ihre Freunde verloren und stellt sich dem Heerführer der Feinde entgegen. Als sie von einer Prophezeiung erfährt, die ihren Freund Acuriën zurückbringen und auch Rettung gegen den Feind bringen soll, lässt sie einen anderen alten Freund in die Wirklichkeit zurückholen. Doch ihre Reise führt sie nicht nur in ein Zwergenkönigreich, sondern über die Grenzen Aventuriens hinaus durch die sieben Sphären bis in die Niederhöllen.

von Ansgar Imme

Was die Historie der namensgebenden Protagonistin betrifft, verweist der Rezensent auf die vorherige Rezension zum ersten Teil der Trilogie. Der zweite Band wurde ebenso von Mhaire Stritter verfasst, dieses Mal allerdings in Zusammenarbeit mit ihrem Lebensgefährten Nicolas Mendrek. Beide sind bekannt über ihren Youtube-Kanal „Orkenspalter“, in welchem nicht nur „Das Schwarze Auge“, sondern auch viele andere fantastische Welten und Themen besprochen werden. Vor allem Stritter, aber auch Mendrek, haben einige Werke zum „Schwarzen Auge“ verfasst und damit durchaus ein gutes Hintergrundwissen der Spielwelt.

Durch Zeit und Raum (zum Inhalt)

Im ersten Band musste die fast allmächtige Elfe Pardona zuletzt feststellen, dass es auch für sie Grenzen und Mächte gibt, die sie nicht bezwingen kann. Sie wurde zusammen mit dem Elfen Acuriën an einen Ort weit entfernt von Aventurien geschleudert. Acuriën befindet sich in einer Zwischenwelt, in der nichts so zu sein scheint, wie man es ansonsten kennt. Dabei hat er immer wieder Kontakte oder Visionen von Pardona, die ihn heimzusuchen oder zu verführen versuchen scheint. Alle Versuche, sowohl ihr als auch der fremden Welt zu entrinnen, sind jedoch erfolglos. Und so fügt er sich weitestgehend in sein Schicksal, einzig mit dem Triumph, dass auch Pardona gefangen scheint.

Seine einstige Kampfgefährtin Israni hat die Jahrhunderte ohne Acuriën und auch den Nivesen Kilgan im Kampf gegen die Horden Pyrdacors verbracht. Nach einem direkten Kampf gegen den Heerführer der gegnerischen Horden wird sie verletzt und trifft auf den Echsenmenschen Narsharram. Dieser offenbart ihr, dass er zu ihr geschickt wurde und eine Möglichkeit besteht, den lange verschollenen Acuriën in die Welt zurückzuholen und mit Hilfe dessen den Gegner zu bezwingen.

Doch der Weg ist verschlungen und nicht einfach. Nicht nur muss Israni einen anderen alten Kampfgefährten ins Leben zurückholen – sie müssen dann gemeinsam an einem leibhaftigen Drachen vorbei in eine Zwergenbinge eindringen.  Dort bei den belagerten Zwergen können sie einen Teil erlangen, der mit Acuriën noch in Verbindung steht. Doch dafür müssen durch den Limbus reisen und in die Sphären außerhalb Aventuriens gelangen.

Die Reise durch die Sphären und Welten ist trotz der Hilfe eines Trolls nicht so einfach wie gedacht. Die Gefährten müssen vielerlei Bedrohungen widerstehen und verlieren einander. Es stellt sich die Frage, ob sie zunächst einmal selbst überlegen und nicht ob sie Acuriën retten können. Und es scheint zudem auch Gefahr aus dem Kreis der Gefährten zu drohen ...

Bewertung

Der Band setzt zeitlich nicht ansatzlos fort, was im ersten Band geschah. Man wird als Leser schnell in die Handlung geworfen. Allerdings ist man dadurch fast noch hilfloser als die Elfe Israni, da einem die Ereignisse der Zwischenzeit fehlen, die erst später offenbart werden. Wie schon im ersten Band gibt es einen erheblichen Zeitsprung, dort erst gegen Mitte der Handlung, hier dagegen sozusagen vor Beginn der Handlung des Buches. Daher braucht man trotz des durchaus spannenden Beginns etwas, um in das Buch hineinzufinden.

Israni war zudem im ersten Buch der Trilogie etwas hinter Acuriën und Kilgan zurückstehend, sodass man sich an sie und ihre Perspektive erst gewöhnen muss. Bei Acuriën hingegen hat man den Eindruck, seine Erlebnisse nahezu direkt fortzusetzen. Allerdings tritt seine Handlung etwas auf der Stelle. Man merkt schnell, dass sich bei ihm nichts wirklich ändern wird, er aber auch nicht wirklich bedroht ist, sondern dass man nur mit kleinen Informationshäppchen gefüttert wird. Dies macht seine Episoden etwas schwerfälliger zu lesen, und man neigt auch schnell mal zum Überblättern, da das Geschehen viel auf der Stelle tritt und man wenig Neues erfährt.

An dieser Stelle sollte man auch angesichts obiger genannter Punkte noch betonen, dass der zweite Band vielleicht allein gelesen werden kann, seinen Reiz und seine Erklärung aber natürlich aus der vorausgehenden Handlung bezieht. Angesichts der Ereignisse im Buch und der Sphärenreisen ist zudem ein Verständnis um das Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ und vor allem seines magischen Hintergrundes hilfreich.

Israni und später Kilgan sowie einige Nebenfiguren spielen hier im weitesten Sinne die Hauptrolle und bringen die Handlung voran, während Acuriën und Pardona sich ein wenig im Kreise drehen. Daher erfährt man auch nur begrenzt etwas über Pardonas weitere Motive beziehungsweise erlebt sie nicht wirklich groß in der Handlung. Angesichts einer Trilogie, die sich nach ihr benennt, ist dies sicherlich etwas enttäuschend. Im ersten Band hatte man da doch deutlichere Einblicke in ihr Wirken und teils in ihre Pläne gewinnen können sowie die Geschichte der Hochelfen teils miterleben können. Die Gefährten um Israni werden hingegen gut skizziert und mit unterschiedlichen Motiven versehen, was einerseits eine wirkliche Entwicklung der Figuren zeigt und andererseits auch Spannungen zwischen ihnen erlaubt.  

Die erste Hälfte des Bandes ist durchaus spannend, und vor allem die Handlung um die Zwerge und das Eindringen in die Binge samt dem Konflikt mit dem Drachen liefert tolle Momente und schöne Charakterszenen. Mit dem Reisen im Limbus und durch die Sphären baut dies aber massiv ab. Die Beschreibungen sind unbestritten gelungen. Und wer schon immer High-Fantasy bei „DSA“ erleben wollte, der bekommt dies hier geliefert. Doch durch ständige Sprünge und Beschreibungen wird es zu beliebig und gefühlt immer noch durch die nächste Szene überboten. Die Spannung nimmt ab, da es auch nicht den Eindruck macht, als würde eine der Hauptfiguren wirklich ums Leben bangen müssen. Man wünscht sich schnell einfach ein Ende und würde am liebsten Seiten überblättern. Dazu ist es eben nicht mehr ein Aventurien oder „DSA“, wie man es kennt oder von dem man gehört hat (einzelne Szenen ausgenommen). Man kommt sich insgesamt eher wie bei einer Rundreise durch besondere Orte vor, ohne aber richtig oder ausführlich genug daran teilzuhaben.

Fazit: Die Fortsetzung kann mit dem ersten Roman leider nicht mithalten. Die Hauptfigur ist kaum vorhanden, und die Handlung baut mit zunehmender Buchdauer leider ab, da es eine gehetzte Reise durch fremde Welten ist und man als Leser immer weniger an den Geschehnissen teilnimmt, sondern diese eher distanziert verfolgt. Dazu haben die Abschnitte um Acuriën starke Längen und bringen die Handlung kaum voran. Insgesamt bietet der Roman in der Handlung wenig Weiterentwicklung, und man steht am Ende fast wieder da, wo man mal im ersten Roman bereits stand. Als Fortsetzung und Teil einer Trilogie kommt man vermutlich aber nicht um das Lesen herum, da ansonsten im dritten und letzten Teil doch Informationen fehlen. Aber hier wäre deutlich mehr möglich gewesen.

DSA: Pardona II – Lied der sieben Sphären
Rollenspiel-Roman
Mhaire Stritter, Nicolas Mendrek   
Ulisses 2021
ISBN: 978-3-96331-778-1
308 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: 14,95 EUR

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