DSA: Rabenbund

Der Götterfürst Boron schweigt noch immer und so auch der Patriarch Al'Anfas, Amir Honak. Der Schwarze General Oderin du Metuant ist somit gezwungen, seine Truppen weiter vor der Stadt zu lagern, anstatt den Feldzug gegen das Kem-Reich beginnen zu lassen. Die Intrigen unter den Granden nehmen ihren Lauf und auch unter den Fana, der einfachen Bevölkerung der Stadt, wird die Stimmung immer gefährlicher. Können Oderin und seine Mitstreiter aus seinem Rat die Bedrohungen noch rechtzeitig aufhalten oder werden sie überrannt?

von Ansgar Imme

Die Romane „Rabenerbe“ und „Rabenbund“ bilden den Auftakt zu einer neuen Kampagne um die Sklavenhalterstadt und Pestbeule des Südens – Al'Anfa. Vorbildlich erschien der Folge- und Abschlussband „Rabenbund“ pünktlich zwei Monate nach dem Auftaktroman. Die Autorin war erneut Heike Wolf, die eine der führenden und besten Al?Anfa-Kennerinnen ist und durch ihre Mitarbeit an verschiedenen Spielhilfen und Abenteuern zur Stadt bekannt.

Zum Inhalt

Die Handlung beginnt mit einem besonderen Ereignis: Ein Stern stürzt vom Himmel in den Garten des Tempelbereichs der Boronkirche. Der Patriarch Amir Honak sieht dies als göttliches Ereignis und befiehlt allen Zeugen zu schweigen, da es auch als schlechtes Omen für den Feldzug angesehen werden könnte. Gleichzeitig zweifelt Amir im Inneren selbst, denn sein Gott Boron antwortet ihm nicht auf seine Gebete und Bitten.

Die Pläne der Mitglieder des Rabenbunds schreiten unterdessen voran. Doch auch untereinander trauen sich die Verschwörer wenig und planen jeweils, ihre Mitverschwörer nach dem Erfolg ihrer Pläne ebenso zu beseitigen wie den Patriarchen und den Schwarzen General. Es stellt sich jedoch zumindest heraus, dass Esmeraldo Paligan, aus Sylla zurückgekehrter Neffe des Paligan-Patriarchen Goldo des Großartigen, eine Führungsrolle einehmen muss. Er ist militärisch erfahren, hat gute Kontakte im Militär und weiß mit seinem Charme, viele Menschen zu führen und an sich zu binden.

Undurchschaubar bleibt weiter die Rolle Shantalla Karinors, welche als Mitglied des Rabenbunds die Verschwörer unterstützt, aber sich weiter den Ausweg durch Kontakte zu Amato und dem Schwarzen General offen zu halten scheint. Zudem versucht sie, die Freundschaft mit den Bonareths zu erneuern, stößt jedoch sowohl bei Mutter Gilia als auch erst recht bei deren Tochter Emilia weitestgehend auf taube Ohren. Sie hat jedoch ihre Finger in vielen Spielen und probiert auch, Said Bonareth auf ihre Seite zu ziehen und für ihre Pläne einzuspannen.

Doch Said hat eigene Vorstellungen, wie sein Leben verlaufen und sich Al'Anfa ändern soll. Außerhalb der Stadt wiegelt er ehemalige Anhänger seines Vaters auf, um den Silberberg zu stürmen und die Granden zu stürzen. Ihre Pläne nehmen nach und nach Gestalt an, doch als ein Unbekannter auftaucht und Said von der Gefangenschaft seiner Schwester Inion berichtet, muss er alle Pläne über den Haufen werfen und sich in große Gefahr begeben.

Schließlich kulminieren die Ereignisse, wenn die verschiedenen Pläne miteinander kollidieren sowie die Verschwörer und ihre „Opfer“ aufeinandertreffen. Und selbst Amato Paligan, der oft zweifelte und für einen Granden viel zu sanft erschien, findet schließlich seine Bestimmung.

Bewertung

Heike Wolf macht größtenteils dort weiter, wo sie im ersten Band aufgehört hat. Die Handlungen und Pläne setzen sich fort, die verschiedenen Figuren geraten dazu mehr und mehr miteinander in Kontakt und Konflikt. Die in Band 1 behutsam gesetzten Handlungsfäden werden hier miteinander verbunden und die Figuren müssen verstärkt leiden und sich Gefahren erwehren. Das Tempo und die Spannung fallen kaum ab, auch wenn es zwischendurch immer wieder kleine Ruhepunkte gibt.

Und auch Nebenhandlungen wie die Geschichte um Saids Schwester Inion und ihren Begleiter Ceibhin aus Havena erhalten ausreichend Platz, auch wenn sie zunächst nichts zur Haupthandlung beitragen. Dafür ermöglichen sie, die Motivation und Hintergründe Saids teilweise besser zu verstehen und darzustellen. Und so verhält es sich auch mit anderen Nebenhandlungen, die oft das Verhalten der Hauptpersonen noch einmal beleuchten.

Einzig zum Ende des Bandes im letzten Drittel ist das Tempo nicht mehr optimal, wenn etwa die Pläne Saids um die Eroberung des Silberbergs zu kurz abgehandelt werden. Dafür steigt die Spannung mit der Umsetzung des Plans der Verschwörer und den hastigen Gegenversuchen stark an. Toll sind hier zum Beispiel die Szenen des Vordringens zum Patriarchen von Al'Anfa, während man gleichzeitig liest, wie Tempelwachen sich auf die andere Seite geschlagen haben und ihn festsetzen wollen. Auch wenn man ahnt, was passieren könnte (und sich doch täuscht), fiebert man mit und möchte am liebsten die handelnden Charaktere in eine Richtung drängen.

Etwas zurück bleibt dieses Mal die Beschreibung der Stadt und deren Zustände. Es wird zwar vereinzelt immer noch auf Besonderheiten eingegangen oder Örtlichkeiten erwähnt und beschrieben, aber hier konzentriert es sich naturgemäß stärker auf die Haupthandlung. Da in Nebensätzen immer noch Bemerkungen zum Leben in der Sklavenhalterstadt fallen und man zumindest in den Arenakatakomben sowie in einem dunklen Folterkeller etwas von der düsteren Stimmung in der Stadt beziehungsweise dem Leben bei den Gebeutelten mitbekommt, geht dies aber nicht ganz verloren. Heike Wolfs Kenntnis zeigt sich trotz allem deutlich und bereichert die Handlung.

Zwar kennt man die Figuren aus dem ersten Band bereits und kann nicht mehr ganz so viel Neues erfahren, aber dafür machen sie immer noch kleinere Entwicklungen durch und passen ihr Verhalten an die Situation an. Auch wenn es vermutlich beabsichtigt ist, bleibt Said doch lange sehr naiv und selbstgerecht oder Emilia Bonareth vor allem nur die verzogene, aber gewalttätige, rücksichtslose Göre (womit man sie aber durchgehend als Leser hassen kann). Dafür macht Amato eine recht gute Entwicklung durch und verbleibt nicht im Selbstmitleid, sondern fängt an zu handeln.

Eine echte Entwicklung erkennt man zudem bei Inion, deren Handlungsstrang immer spannender wird, obwohl er eigentlich mit der Rahmenhandlung weniger zu tun hat. Entsprechend erhält sie auch wesentlich mehr Handlung als im ersten Band. Fast schon schade ist, dass einige Nebenfiguren von der Handlung auf der Strecke bleiben müssen und nur wenig erwähnt werden. Fast alle Szenen mit Rezzan Zornbrecht, aber auch Alena Karinor oder Lucio ter Ubrecht sind immer gut zu lesen. Zudem fehlt es natürlich bei Brotos Paligan noch ein wenig an Hintergrund, der als die treibende Kraft des Aufrührer doch recht blass bleibt. Hier hätten ein paar Seiten mehr sicherlich gut getan – wie die Autorin jedoch in einem Forum schrieb, hatte sie die vorgegebene Seitenzahl schon überschritten und musste kürzen. Sehr lobenswert ist abschließend zu sagen, dass einige Handlungsstränge offen bleiben und nicht alle Aufrüher gefasst werden. Hier bleibt Potenzial für weitere Romane.

Fazit: Auch die Fortsetzung „Rabenbund“ kann vollends überzeugen. Auch wenn im Vergleich der erste Band gefühlt leicht besser war, so erhält man hier einen spannenden und temporeichen Abschluss der Verschwörung gegen den Schwarzen General. Das alanfanische Flair, die leicht düstere Stimmung bis zur feuchten Hitze des Südens sind durch die Seiten zu spüren und passen zum bisherigen deutschen Sommer.

DSA: Rabenbund
Rollenspiel-Roman
Heike Wolf
Ulisses 2017
ISBN: 3957526914
424 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,95

bei amazon.de bestellen