von Sebastian Eibl
Diese Regionalia beschäftigt sich mit dem Gebiet rund um die Niederlande. In der alternativen Geschichtsschreibung von „HeXXen 1733“ wurde dieses Gebiet 1695 von einer großen Flut verwüstet und großteils überschwemmt. Die Wassermassen haben sich nie vollständig zurückgezogen, sodass es immer noch versunkene Städte gibt. Andere Städte wurden stark beschädigt oder sind neu aufgebaut worden. In den durch die Flut entstandenen Marschen und dem Watt treiben Untote und Hexen ihr Unwesen. Dies gab der Region auch ihren Namen, unter dem sie in „HeXXen 1733“ bekannt ist: „die Unthoten Marschen“.
Die Regionalia gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil für Jäger/Spieler finden sich auf ca. 50 Seiten Informationen, die jedem Bewohner der „HeXXen“-Welt zur Verfügung stehen. Diese Informationen enthalten auch Gerüchte und Mysterien, allerdings ohne deren Aufklärung. Der zweite Teil für die HeXXenmeisterin liefert auf ca. 40 Seiten genau diese Erklärungen und ist deshalb nicht für Jäger/Spieler bestimmt. Den Abschluss bildet ein ca. 30 Seiten langes, voll ausgearbeitetes Abenteuer, das in dieser Region spielt und Bezug auf die vorher dargebotenen Informationen nimmt.
Regionalia (spoilerfrei)
Nach der Beschreibung der großen Flut und des Status quo werden verschiedene Städte eingehender vorgestellt, etwa Lüttich, Utrecht, Kleve oder Amsterdam. Die Auswahl bietet eine bunte Mischung aus versunkenen, beschädigten und intakten Städten. Um gegen die immer wieder auftauchenden untoten Kreaturen standzuhalten, wurden die bewohnten Städte stark befestigt. Glücksritter und Schatzsucher starten Exkursionen von grenznahen Städten, um Reichtümer aus dem überschwemmten Gebiet zu bergen. Für alle Städte sind ein paar markante Örtlichkeiten beschrieben. Zusammen mit den reichhaltig vorhandenen Stimmungselementen (Notizen, Tagebucheinträge, Gedichte, Bilder, Illustrationen) kann man sich die unterschiedlichen Städte mit ihren Eigenheiten sehr gut vorstellen. Dabei lässt die Beschreibung der Städte noch genügend Flecken unberührt, sodass man selbst kreativ werden kann.
Auch wenn aufgrund der vielen Stimmungstexte die Seiten gut gefüllt sind, hätte ich mir ein paar spielfertige Stadtkarten samt Ortsmarkierungen gewünscht. Vor allem bei Beschreibungen wie „neben dem Stadthaus“ und „überspannt den Fluss“ hätte das der Vorstellung sicher geholfen. Die nur spärlich vorhandenen historischen Darstellungen der Städte helfen hier nur bedingt.
Vervollständigt wird der Teil für die Jäger durch eine Beschreibung der Berge-und-Hebe-Union, neuer Monster und wichtiger menschlicher Akteure. Regeltechnisch gibt es neue Professionsvarianten, die neue Profession „Berger“ und die Meisterprofession „Tovénaar“, eine Art Zauberer für die Berge-und-Hebe-Union.
Im Teil für die HeXXenmeisterin werden anschließend die Geheimnisse, politischen Machtspiele und dunklen Machenschaften erläutert. Von Piraten über Werratten bis zu einer Armee marodierender Untoter findet sich ein breites Spektrum an Anknüpfungspunkten für die HeXXenmeisterin. Ebenfalls spielt der soziale Konflikt zwischen von der Flut Vertriebenen und Einheimischen eine Rolle. Um die Unthoten Marschen gut in Szene setzen zu können, führt die Regionalia Regeln für das Reisen und das Bergen von Gegenständen in den Marschen ein. Diese werden durch ausführlichen Würfeltabellen für Zufallsbegegnungen und Bergegut ergänzt. Natürlich fehlt es auch nicht an neuen Monstern und NSC-Kräften.
Das Abenteuer (minimale Spoiler)
Das Abenteuer „Bilder der Marschen“ spielt in Lüttich und ist in drei Abschnitte geteilt. Die Eröffnungsszene ist generisch, aber schön mit Lokalkolorit von Lüttich angereichert. Im Mittelteil bekommen die Jäger den Auftrag, den Ursprung eines verfluchten Bildes zu ergründen und sehen sich mit den Auswirkungen des Fluches konfrontiert. Dies stellt einen ausgiebigen Rechercheteil in der geheimen Kunstszene von Lüttich dar. Im abschließenden, sehr passend inszenierten finalen Kampf gilt es, den Fluch zu brechen.
„Bilder der Marschen“ ist ein sehr schönes und stimmungsvolles Abenteuer, das sich gut als few-shot spielen lässt. Die verfluchten Bilder geben dem Ganzen eine spannende Horrornote. Das Abenteuer enthält Illustrationen sämtlicher wichtiger NSC. Leider gibt es keine Illustrationen der für das Abenteuer essentiellen Bilder. An dieser Stelle muss die HeXXenmeisterin selbst künstlerisch tätig werden oder es bei einer mündlichen Beschreibung belassen. Dies ist ein Manko des ansonsten sehr gut umgesetzten Abenteuers.
Fazit: „Dinge aus dem Sumpf“ bietet ein stimmungsvolles Schatzsuchersetting mit der immerwährenden Gefahr von Angriffen durch Untote und ein sehr gutes Abenteuer. Wer auf der Suche nach einer Regionalia mit Beschreibungen bis ins kleinste Detail ist, wird hier allerdings nicht fündig werden. Die Beschreibungen fangen punktuell die Stimmung gut ein, müssen aber ergänzt werden, wenn der Ort nicht nur in Gerüchten auftaucht oder zur Durchreise verwendet wird. Dafür deckt das Dargebotene eine große Spanne ab, sodass für jeden etwas dabei sein sollte. Bis auf die fehlenden Stadtkarten und nicht vorhandenen Handouts zu den Bildern aus dem Abenteuer, bietet der Band ein rundes Komplettpaket zu den Unthoten Marschen.
Dinge aus dem Sumpf
Quellenbuch
Philipp Baas
Ulisses Spiele 2022
ISBN: 978-3-96331-933-4
128 S., Hardcover mit Kunstleder-Einband, deutsch
Preis: EUR 34,95
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