von Sebastian Eibl
„Teufelsbann” ist eines der ersten Bücher für die Zweite Edition von „HeXXen 1733”. Damit einher geht das neue Layout. Dieses ist etwas aufgeräumter und bietet mehr Platz. Je nach Sichtweise ein Vorteil oder Nachteil ist das Ersetzen der Schreibschriften durch normale Schriftarten. Dies erhöht die Lesbarkeit deutlich, nimmt jedoch einiges an Flair. Ansonsten sind die Bücher immer noch deutlich als „HeXXen“-Bücher zu erkennen.
Inhalt
Die Einführung beginnt mit der Beschreibung von Dämonen und deren verschiedenen Ausprägungen. Anschließend wird auf den Begriff Hölle oder Anderswelt eingegangen und was sich die Menschen in der Welt von „HeXXen“ darunter vorstellen. Abgeschlossen wird die Einleitung mit Wegen, wie man die Dämonen bekämpfen kann – allem voran natürlich der Exorzismus.
Das zweite Kapitel widmet sich den verschiedenen Dämonenkulten. Sieben dieser Kulte werden im Detail vorgestellt. Das Spektrum reicht von den prunksüchtigen Anhängern Astaroths über die geldgierigen Verehrer von Baal zu den kriegslüsternen Veteranen, die mit Baphomet paktieren. Beelzebubs Anhänger haben einen Hang zu Krankheit und Verderbnis, und Mephisto wird von den Schattenflüsterern, die versuchen, mit Lug und Betrug die Geschicke der Welt zu lenken, verehrt. Von jedem Kult werden der Hintergrund, der Aufbau, die Anhänger und die Zentren beleuchtet. Vervollständigt wird dies durch eine Einschätzung der Absichten des Kultes und einer Vorstellung wichtiger Persönlichkeiten. Ebenfalls vorhanden ist eine Erfolgstabelle mit Kurzinfos, die die HeXXenmeisterin verwenden kann, um den Jägern eine erste Einschätzung über den Kult zu geben.
Im dritten Kapitel wird auf die Streiter wider der Dämonen eingegangen. Auch hier tun sich wieder einige Gruppierungen hervor. Die „Meister der Sphärentore” kümmern sich um die Nahtpunkte des Diesseits mit dem Jenseits. Die „Freien Mägde Gottes” stehen an vorderster Front im Kampf gegen die Dämonen, und die „Exorzisten der Karmesinkammer” kümmern sich um arme, vom Teufel befallene Menschen. Sehr speziell sind die „Cusiniers Infernaux”. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt damit, Dämonen zu fangen und anschließend zu schmackhaften Mahlzeiten zu verarbeiten. Dieses auch in der Welt von „HeXXen“ verpönte Handwerk findet trotzdem sehr zahlungswillige Kundschaft. Ebenfalls vertreten sind Gruppierungen von ehemaligen Kultanhängern oder Besessenen, die jetzt auf die gute Seite gewechselt haben. Aufgrund ihrer Vergangenheit werden sie allerdings von vielen Bewohner argwöhnisch beobachtet.
Im letzten Kapitel werden noch einige neue Rollen und Professionen eingeführt. Während die Rolle „Verbanner“ sich eindeutig gegen die Dämonen wendet, lässt der „Anrufer“ die Dämonen für sich kämpfen. Darauf aufbauend werden die neuen Professionen „Sphärenprotektoren“, „Geläuterter“, „Gezeichnete“, „Die Freien Mägde Gottes“, „Exorzist der Karmesinkammer“, „Höllenkoch“ und „Freier Dämonenjäger“ sowie die Meisterprofession „Höllenprominenz“ eingeführt. Vor allem der „Höllenkoch“ wartet hier mit einer interessanten Mechanik auf. Er kann „Dämonische Zutaten“, die er bei früheren Kämpfen erbeutet hat, verspeisen und sich dadurch zeitlich begrenzt Vorteile erkaufen. Ebenso originell ist die „Höllenprominenz“. Durch ihre Taten hat sie sich in der Hölle einen Namen gemacht und wird nun von kleineren Dämonen gefürchtet und von größeren deutlich stärker beachtet. Dies geht so weit, dass die „Höllenprominenz“ im Kampf ein Spiel um ihre Seele eingehen kann. High risk, high reward.
Zum Abschluss werden noch vier neue Archetypen und ein neues Charakterkonzept, der „Besessene“, beschrieben. Bei diesem Charakterkonzept kann der Jäger seinen Charakter zeitweise von einem Dämon übernehmen lassen. Dieser nutzt die Zeit, um böse Dinge zu tun. Als Ausgleich bekommt der Jäger dafür Boni.
Kritik
Die Auswahl der Dämonenkulte und ihrer Gegenspieler ist sehr abwechslungsreich und vielfältig. Schon beim Lesen bekommt man eine Fülle an Inspirationen, wie diese die Welt von „HeXXen“ beeinflussen. Wie für die Hintergrundbände von „HeXXen“ üblich, geben die Beschreibungen aber nur Anhaltspunkte, was man sich unter den verschiedenen Gruppierungen vorstellen kann. Sollte die Gruppierung in einem Abenteuer auftauchen, ist noch weitere Arbeit an den Details nötig.
Generell ist es leider oft schwierig, die Kapitel den Gruppierungen zuzuordnen, da die Kapitelnamen zum Teil weder den Namen des Kultes noch den des Dämons enthalten. Dies erschwert das schnelle Auffinden.
Die Illustrationen und Bilder sind wieder grandios. Allerdings ist es oft nicht klar, was auf den Bildern und Illustrationen genau zu sehen ist. Dies ist vor allem der Fall, wenn sie Gegenstände, Zeichen oder Orte zeigen.
Die neuen Rollen passen sehr gut zum Thema des Buches. Allerdings sind der „Anrufer“ und die darauf aufbauenden Professionen durchaus als grau einzustufen. Auch wenn deren Mechaniken spannend sind, wird die Gesinnung bei korrektem Ausspielen der Welt nicht überall auf Freunde treffen. Je nachdem, wie ernst man das nimmt, kann das den sozialen Teil eines Abenteuers deutlich erschweren. Deswegen eignen sich diese Professionen wohl eher für Gruppen, die in dieser Hinsicht entspannter sind.
Für mutige Spielende bietet das neue Charakterkonzept einiges an Nervenkitzel und kann dem Charakterspiel eine neue Dimension geben.
Fazit: „Teufelsbann“ schließt eine weitere Lücke im Hintergrund von „HeXXen“, sowohl durch die generelle Beschreibung der Hölle, als auch durch allgemeine Weltdetails wie die Einführung vieler neuer Gruppierungen, die die Welt farbiger machen. Die neuen Professionen sind ebenfalls spannend, erfordern aber potenziell aufgrund ihrer Gesinnung eine vorherige Absprache mit den Mitspielenden und der Spielleitung.
HeXXen 1733: Teufelsbann
Quellenbuch
Mirko Bader, u.a.
Ulisses Spiele 2023
ISBN: 978-3-96331-744-6
128 S., Hardcover mit Kunstleder-Einband, deutsch
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