von Sebastian Eibl
Inhalt
Die Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach, die bis vor wenigen Jahren noch Brandenburg-Bayreuth hieß, wird von den fränkischen Hohenzollern regiert. Nach einer kurzen räumlichen Einordnung des Gebietes wird die Geschichte und Geografie dargestellt. Ein Fokus wird dabei auf die ehemalige Residenzstadt Bayreuth gelegt, die im Detail beschrieben wird. Wesentlich kürzer ist die Beschreibung der aktuellen Residenzstadt Kulmbach. Weiter werden die Bewohner, die Religion und die wirtschaftliche Situation beschrieben. Sehr schön sind hierbei die Anekdoten zum Bier und zu den Erdäpfeln (Kartoffel). Abgeschlossen wird der Teil für die Jäger durch eine Bewertung der aktuellen Situation in der Markgrafschaft. Dieser bietet bereits ein paar potenzielle Abenteueraufhänger.
Der Teil zum Fürstbistum Bamberg bezieht sich fast vollständig auf die Stadt Bamberg. Kurze Erwähnungen finden allerdings auch Forchheim, Kronach, Lichtenfels und Staffelstein. Natürlich widmet sich bei dieser stark religiös geprägten Stadt ein Großteil der Beschreibung der Religion und den verschiedenen Parteien, die in der Stadt um die Macht buhlen. Ein Alleinstellungsmerkmal und interessantes Detail zu Bamberg ist sicherlich der Bannkreis, der Bamberg vor den Wesen der Nacht schützt. Wie auch das vorherige Kapitel endet der Teil zu Bamberg mit einer Bewertung der aktuellen Situation.
Die Beschreibung der Reichsritterschaft ist mit nur vier Seiten sehr knapp und liefert deswegen auch nur grobe Informationen. Wie später im Teil für die HeXXenmeisterin dargelegt wird, dient die Beschreibung hauptsächlich der HeXXenmeisterin als Inspiration für eigene Reichsritter und deren Güter.
Regeltechnisch erweiterter die Regionalia das Spektrum der Professionen um den Wildschütz (Attentäter+Fernkämpfer) und den Bußprediger (Eiferer+Nahkämpfer). Neue Waffen und geweihte Gegenstände werden ebenfalls eingeführt.
Wie für „HeXXen 1733“ typisch, ist die Regionalia toll bebildert und illustriert. Leider sind die historischen Karten aber kaum lesbar. Das macht sie wenig hilfreich bei der geografischen Einordnung der Beschreibungen. Hier hätte ich mir sowohl zur generellen Übersicht – wo liegt das betreffende Gebiet, woran grenzt es, was sind markante Punkte – als auch bei den Stadtbeschreibungen eine detailliertere Karte gewünscht. So ist es vor allem, wenn man die Region nicht kennt, schwierig, alle Beschreibungen ohne eigene Recherche zuzuordnen. Wenigstens zu Bamberg ist eine grobe Karte vorhanden.
Gut gefallen die eingeschobenen Kästen, die die realen Hintergründe zu verschiedenen Beschreibungen liefern oder Begrifflichkeiten klarstellen.
Geheimnisse (leichte Spoiler)
Der Hintergrund der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach ist stark mit den Weißalben verwoben. In dieser Region leben mehrere Weißalbensippen, die zusammen mit den Menschen die Geschicke der Region im Geheimen beeinflussen.
Für Bamberg dreht sich der Hintergrund um den Bannkreis. Dieser hat natürlich nichts mit den aktuellen religiösen Führern zu tun, sondern ist viel älter und birgt ein dunkles Geheimnis. Darauf aufbauend wird beschrieben, wie die verschiedenen Fraktionen wissentlich oder unwissentlich Einfluss auf den Bannkreis nehmen.
Während im Hintergrund zu Brandenburg-Kulmbach vieles grau ist, lässt sich im Hintergrund zu Bamberg Freund und Feind deutlicher identifizieren, wenn auch jeder seine Leiche im Keller hat. Dies ist schön gemacht und bietet verschiedene Spielansätze. Etwas schade ist, dass die drei Meisterstiche von Albrecht Dürer zwar toll in den Hintergrund eingearbeitet wurden, sich im Buch aber keine Abbildungen davon finden.
Abenteuer (Spoiler)
In „Der Schwedenschatz” fällt den Jägern einer von vier Teilen einer Schatzkarte in die Hände. Von hier an ist das Abenteuer eine Schnitzeljagd nach den fehlenden Teilen der Karte, die die Jäger durch alle wichtigen Gebiete der Regionalia führt. Zum Finale treffen sie sich mit ihrem Kontrahenten beim Schatz und haben verschiedene Möglichkeiten, das Abenteuer zu beenden. Neben Charakterporträts und der Schatzkarte beinhaltet das Abenteuer noch ein paar Briefe als Handouts.
Als einzige Motivation für die Jäger bietet „Der Schwedenschatz” Geldgier (nach dem Schatz). Dies sollte eventuell bereits bei der Charaktererstellung bedacht werden. Danach folgen die Jäger drei unabhängigen Hinweissträngen zu den jeweiligen Kartenfragmenten, garniert mit vielen optionalen Ereignissen und Begegnungen. Diese sind meist wenig komplex und können spontan eingefügt werden. Mit den vielen optionalen Inhalten kann die Länge des Abenteuers vermutlich fast verdoppelt werden.
An manchen Stellen erwartet das Abenteuer, dass die Jäger bestimmte Informationen entsprechend kombinieren und danach handeln. Hier muss die HeXXenmeisterin potenziell flexibel reagieren, falls dem nicht so ist. Außerdem erwartet das Abenteuer an einer Stelle, dass sich die Jäger einer Exkursion der Faust-Gesellschaft anschließen und bietet keine Alternative. Die Expedition ist allerdings unwichtig für die Haupthandlung. Falls die Jäger das Angebot nicht annehmen wollen, muss man hier etwas improvisieren, verpasst dann aber vielleicht die Bewachung einer Seelenfalle.
In Summe ein nicht übermäßig spektakuläres, aber detailliert ausgearbeitetes Abenteuer, das durch die verschiedenen Regionen führt. Durch die Linearität der Handlungsstränge ist es trotz einiger Stolpersteine auch für unerfahrene Spielleitungen gut zu leiten. Interessant ist auch, dass sich das Abenteuer, fast etwas „HeXXen“-untypisch, komplett ohne Kampf bestreiten lässt, falls die HeXXenmeisterin mitspielt.
Fazit: Eine schöne Regionalia zu Bayreuth und Bamberg inklusive Umgebung, zusammen mit einem detaillierten, aber einfachen Abenteuer, das diese Orte verbindet. Wirklich schade ist das Fehlen von vernünftigen Landkarten des Gebiets und der Städte. Das erschwert die räumliche Einordnung unnötig.
HeXXen 1733: Ritter, Fürst und Bischofslande
Quellenband
Tobias B. Böhner
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ISBN: 978-3-96331-642-5
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