Handbuch der Parazoologie

Ihr seid es satt, Monster immer nur plump zu töten? Ihr wollt die Monster lieber fangen, studieren und ausstellen? Ihr wollt eine eigene Menagerie eröffnen und damit einen Beitrag zu eurem Unterhalt hinzuverdienen? Das „Handbuch der Parazoologie” ermöglicht euch genau das – mit neuen Professionen, Regeln zum Betreiben einer Menagerie und einer Auswahl potenzieller Jagdobjekte.

von Sebastian Eibl

Inhalt

Das „Handbuch der Parazoologie” erweitert die bisherigen Möglichkeiten des Rollenspiels „HeXXen 1733“ um die Möglichkeit, Inconnu zu fangen und auszustellen. Über die genaue Definition eines Inconnu ist sich die Wissenschaft uneinig. Es scheint aber insofern Konsens zu herrschen, dass es sich dabei um tierische oder halb intelligente, albische oder widernatürliche Kreaturen handelt.

Ein Feldeinsatz, wie der Versuch, ein Inconnu zu fangen genannt wird, folgt einer üblichen Abenteuerstruktur. Auftrag entgegennehmen, Vorbereitungen treffen, losziehen, Ermittlungen vor Ort und abschließend die Begegnung mit dem Inconnu. Je nach Ausgang der finalen Begegnung kann das Inconnu lebend geborgen werden oder vollständig präpariert. Manchmal ist es auch nur möglich, eine Trophäe mitzunehmen. An dieser Stelle hält ein neuer ökonomischer Aspekt Einzug in „HeXXen“. Der Transport der Kreatur nach Hause verursacht Kosten, die mit den regulären Unterhaltskosten abgerechnet werden. Dafür können die Jäger anschließend die Kreatur in ihrer Menagerie ausstellen und durch Besucher wieder Einnahmen generieren. Die Buchführung erfolgt auf einem neuen Menagerieraster.

Während des Feldeinsatzes gilt es aber auch, ganz im Sinne der Wissenschaft, mehr über das Inconnu zu erfahren. Welche Auswirkungen hat es auf seine Umwelt? Was ist sein Lebensraum? Was sind seine Ziele? Wo kommt es her? Und von welcher Art ist das Inconnu? Das Buch listet eine Reihe möglicher Antworten für jede dieser Fragen auf. Nach Abschluss des Feldeinsatzes können die Jäger einen Abschlussbericht verfassen, in dem sie ihre Einschätzungen festhalten. Die HeXXenmeisterin überprüft diese auf Korrektheit und verteilt anschließend Forschungspunkte. Forschungspunkte stellen eine neue Ressource dar, mit der einerseits die Menagerie ausgebaut werden kann, andererseits wird sie für bestimmte neue Jägerkräfte benötigt. Um die Jäger an die neuen Aufgaben anzupassen, führt der Band die neue Rolle Parazoologe und die drei neuen Professionen Tierfänger, Tierhüter und Prosektor (ein Jäger, der Kadaver und Leichname obduziert) ein.

Außerdem bietet der Band noch einige generelle Tipps zum Aufbau von Szenarien und Kampagnen. Den letzten und auch größten Teil mit knapp über 80 Seiten stellt das Bestiarium dar. Dieses enthält mit nur 18 Inconnu relativ wenig Kreaturen. Die Vorhandenen sind dafür sehr ausführlich beschrieben. Als Inspiration dienten größtenteils deutsche und europäische Sagen. Die Spanne reicht vom eher harmlosen Wolpertinger bis zum schlafraubenden und letztendlich tödlichen Moort. Drachenartige Wesen sind ebenso vertreten wie mörderische Riesenameisen. Für alle Kreaturen sind eine generelle Beschreibung sowie Informationen zu Aussehen und Verhalten angegeben. Überdies ist eine Einordnung in das Bestimmungsraster als Vorschlag vorhanden. Um den Einbau in ein Szenario zu vereinfachen, wird weiterhin beschrieben, wie man die Kreatur jagt und wie sie sich im Kampf verhält. Abgeschlossen wird jeder Eintrag mit einer Abenteueridee und den Werten der Kreatur. Naturgemäß sollten Jäger dieses Kapitel meiden, wenn sie sich die Geheimnisse beim Zusammentreffen mit neuen Kreaturen erhalten wollen.

Kritik

Die Möglichkeit, mit dieser Erweiterung Jäger zu spielen, die Kreaturen wissenschaftlich untersuchen und dabei möglichst nicht töten wollen, ist sehr spannend. Vor allem, weil dies zu interessanten Konflikten innerhalb der Jägergruppe führen kann, wenn dort unterschiedliche Auffassungen aufeinander treffen. Die neuen Professionen stellen verschiedene Möglichkeiten dafür dar.

Will man eine eigene Menagerie aufbauen, fällt mit der neuen Ressource Forschungspunkte und der Ökonomie der Menagerie allerdings zusätzlicher Verwaltungs- und Rechenaufwand an. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob man dieses Element aufnehmen will oder nicht.

Das Bestimmungsraster für die Inconnu ist sehr schön zu lesen und bietet, selbst wenn man nicht vorhat, eine Forschergruppe zu spielen, einen interessanten Einblick in die Kreaturenwelt von „HeXXen“. Man kann es deswegen auch gut lesen, um ein besseres Gefühl für die Welt von „HeXXen“ zu bekommen. Schade ist dagegen, dass nur 18 Inconnu vorgestellt werden, andererseits sind diese dafür sehr ausführlich in allen Aspekten beschrieben.

Die Aufmachung ist „HeXXen“-typisch schick, und der Band ist reich bebildert. Einzig für manche Kreaturen wurden Kapitelstarter recycelt.

Fazit: Das „Handbuch der Parazoolgie” ist kein klassisches Bestiarium, wie der Titel zuerst vermuten lässt. Es führt mit dem Studium und Ausstellen von Kreaturen eine neue Art Spiel im Spiel ein. Den größten Mehrwert bietet der Band, wenn man genau das spielen will. Für eher klassische Jägergruppen erweitert der Band das Wissen der HeXXenmeisterin um ein paar neue Monster und eine Beschreibung der generellen Kreaturenvielfalt von „HeXXen“.

Handbuch der Parazoologie
Quellenbuch
Mirko Bader, u. a.
Ulisses Spiele 2022
ISBN: 978-3-96331-942-6
128 S., Hardcover mit Kunstleder-Einband, deutsch
Preis: 39,95 EUR

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