Von den Wundern der Welt 2

„Von den Wundern der Welt 2” enthält eine Sammlung von Kurzgeschichten und eine kleine Regionalia zu Japan. Die Kurzgeschichten spielen an verschiedenen Orten überall auf der Welt und werden in Form von Tagebucheinträgen, Geschichten, Reiseberichten und Ortsbeschreibungen dargeboten. Die Regionalia zu Japan beschreibt die wichtigsten Eigenheiten dieser Region sowohl für die Jäger als auch für die HeXXenmeisterin.

von Sebastian Eibl

Inhalt (enthält leichte Spoiler, auch für Band 1)

Die erste Geschichte „Königreich in Ketten” ist ein Reisebericht von Richard von Westfalen-Witten, der die Küsten Afrikas bereist und sich dabei hauptsächlich mit dem Sklavenhandel beschäftigt. Unterwegs ändert er mehrfach seine „Mitfahrgelegenheit“ und berichtet aus unterschiedlichen Ausgangslagen und Perspektiven heraus.

In der zweiten Geschichte „Blutiger Regen“ setzt die Hexenrichterin Alessija Orlow ihr Tagebuch, das sie in Band 1 begonnen hat, fort. Nach ihrer Rettung durch die osmanischen Truppen befindet sie sich nun in deren Gefangenschaft. Dies ändert sich jedoch schnell, und sie wird zu einer Heldin aufgebaut. Was hat es damit auf sich? Und warum wird ihr Begleiter weiterhin wie ein Gefangener behandelt?

Wie die vorherige Geschichte ist „Weitere Notizen des falschen Mönchs“ ebenfalls ein Tagebuch. Bruder Nepomuk soll im Auftrag der Römischen Generalinquisition potenziell gefährliche Schriften bergen. Die Reise führt ihn in die von Untoten bewohnte Stadt Málaga. Dies ist die erste und leider auch einzige Geschichte, die mit richtig viel „HeXXen“-Flair aufwartet. Von Jägern, über Seelenfallen bis zu Kämpfen mit Untoten ist alles geboten.

„Die Spur des Wolfes“ bietet einige Beschreibungen zu Kanada und Alaska und den dort vorkommenden Werwölfen.

„Die heldenhafte Reise des Leopold Johann Friedrich Carl, Graf zu Vultaejus“ ist die originellste Geschichte in diesem Band. Sie besteht sowohl aus der von seinem Chronisten aufgeschriebenen Expedition nach Ägypten, als auch aus dem Briefwechsel zwischen dem Grafen und seinem Chronisten. In diesem weist der Graf seinen Schreiber an, wie und was er zu berichten hat, damit er möglichst heldenhaft dasteht.

„Phantastisches und Unerklärliches“ ist genau das, was der Name suggeriert, eine Sammlung verschiedener Berichte über Kreaturen und Vorkommnisse von Skandinavien bis Mexiko. Der Autor dieser Berichte ist Le Corbeau, der manchen vielleicht bereits aus Band 1 bekannt ist.

Abgeschlossen wird der Band mit einer kleinen Regionalia zu Japan. Diese Regionalia enthält alles Notwendige, um einen groben Eindruck von Japan zu bekommen. Eine Beschreibung des Landes, der Menschen, der wichtigsten Städte, der Religion und der Gesellschaft, abgerundet durch Einschübe über typische japanische Namen und Aussprache. Das Widernatürliche zeigt sich hier vor allem in der sich stetig ausbreitenden Natur, die sich anschickt, die Städte zurückzuerobern. Die Regionalia bietet ebenfalls die neue Profession R?nin und neue Monster. Der anschließende Abschnitt für die HeXXenmeisterin liefert eine kurze Beschreibung der Ursachen und Werte für Monster.

Kritik

Der erste Teil von „Von den Wundern der Welt“ entstand als Beschreibung der „HeXXen“-Welt, als es noch keine Regionalia-Bände gab. Sein Ziel war es, ein generelles Gefühl für die Welt zu vermitteln. Band 2 folgt dieser Tradition. Dementsprechend kann man den Band kaum in eine etablierte Kategorie von Rollenspielbüchern einordnen. Er ist weder Regionalia (abgesehen vom Japan-Teil), dafür sind die Ortsbeschreibungen nicht ausführlich genug, noch ein Roman, dafür sind die Kurzgeschichten vom Stil her zu unterschiedlich und behandeln komplett unterschiedliche Themen. Am ehesten ist er wohl eine Art Kunstwerk innerhalb der „HeXXen“-Welt.

Leider haben die Kurzgeschichten insgesamt für mich zu wenig „HeXXen“-Flair. Sie lesen sich eher wie zum Teil etwas trockene Beschreibung von Regionen oder könnten auch in anderen Universen spielen. Die Regionalia zu Japan ist hingegen sehr gelungen und macht Lust auf mehr.

Fazit: Für mich zählt der Band nicht zur Grundausstattung für den Hexenjäger oder die HeXXenmeisterin. Die mittlerweile erschienenen Regionalia-Bände enthalten mehr am Spieltisch relevante Informationen und der erste „HeXXen“-Roman „Totenhunger” erlaubt es, ausgiebiger in die Welt von „HeXXen“ einzutauchen. Wer allerdings bereits vieles von „HeXXen“ besitzt und einen künstlerischen – sowohl visuell als auch textlich – Streifzug durch die Welt wertschätzt, kann mit dem Band seine Freude haben. Die Regionalia zu Japan ist in meinen Augen das Highlight des Bandes, mit ihren knapp über 30 Seiten aber bedauerlicherweise sehr kurz. Hier würde ich mir wünschen, dass in Zukunft noch eine vollständige Regionalia erscheint.

Von den Wundern der Welt 2
Quellenbuch
Nina Schwenzl, u. a.
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