Coda

Ein sinnierender Barde mit unbekanntem Namen reitet auf seinem „Pentahorn“ umher und durchlebt einen psychedelischen Comic-Fantasy-Trip in einer Welt voller Endzeitstimmung. Angetrieben von der Leidenschaft seine Ehefrau aus den Fängen von Monstren zu befreien, erleben wir, welchen „Windmühlen“ er begegnet.

von Daniel Pabst

„Coda“ ist der erste Band einer Geschichte von Simon Spurrier, koloriert durch Matías Bergara. Die Farbassistenz leistete Michael Doig und die deutsche Übersetzung dieses Originalwerks von BOOM! Studios lieferte Christian Heiss. Erschienen ist der Comic bei Cross Cult (Redaktion: Jenny Franz und Korrektorat: Jano Rohleder) im Jahre 2021. Im großformatigen Hardcover-Band enthalten sind 128 Seiten, wovon 10 Seiten mit Covern und zwei Doppelseiten mit Landkarten der Welt von „Coda“ bedruckt sind. „Das Ende der Welt … und aller Magie“, so lautet die Ansage für „Coda“. Was steckt dahinter? Was will uns Simon Spurrier sagen?

Der Titelheld dieses Comics stellt sich uns nicht mit seinem Namen vor. Er ist ein einsamer Barde, der mit seinem Einhorn, welches fünf Hörner besitzt und deshalb im Comic als Pentahorn bezeichnet ist, nach seiner verlorenen Ehefrau sucht. Doch in einer Welt nach dem Weltuntergang ist diese Suche nicht gerade einfach. Und so trifft er auf jede Menge sonderbare Gestalten und Wesen, derer er sich manchmal nur im Kampfe zu entziehen weiß. Zugute kommt ihm einerseits, dass sein Pentahorn bisskräftig ist, und andererseits, dass er selbst mit dem Zauber umzugehen weiß, den die untergegangene Welt umgibt. Und dann wäre da noch ein Bettelkind, dem er das Leben rettet und auf das er fortan zählen kann.

Moment! Reitender Barde, ein Einhorn als Reittier und ein Bettelkind als Knappe – da war doch was … Richtig, „Coda“ spielt mit der Geschichte „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes aus 1605. In diesem Titel geht es um Don Quijote, der auf seiner Rosinante und dem Knappen Sancho Panza durch Spanien zieht. Seine Liebe gilt der Dulcinea von Toboso, die er jedoch nie zu Gesicht bekommen wird. Wird dem Barden aus „Coda“ ein ähnliches Schicksal drohen? Was sind seine Windmühlen, gegen die er anzukämpfen hat?

Die Welt von „Coda“ ist angesichts des Endes der Welt erstaunlich farbenfroh. Die Seiten wirken wie ein buntes Graffiti, in dessen Mitte der Titelheld tanzt. Das kennt man von klassischen Weltuntergangs-Szenarien eher nicht. Neben den sonderbarsten Wesen sind die Überlebenden mittelalterlich bekleidet und mit Schwertern oder Armbrüsten ausgestattet. Die Magie rührt aus einem „Saft“ namens Akker. Aus diesem hofft der Barde einen Trank brauen zu lassen, der seine Ehefrau befreit. Doch davor hat er sie erst einmal ausfindig zu machen …

Eine der Windmühlen könnte die eigene Vergangenheit sein. Warum sind der Held und seine Ehefrau voneinander getrennt? Wieso schreibt er ein Tagebuch, in dem er sich wie in einem Monolog mit den Gedanken seiner Frau beschäftigt? Für die Leserinnen und Leser bleibt die Geschichte lange Zeit undurchsichtig. Die Welt ist trotz der Grundidee von „Don Quijote“ völlig neuartig und man kommt bei den unzähligen neuen Namen und Bezeichnungen, wie zum Beispiel „Quench“, „Näg“, „Akker“, „Ylben“, „Urken“, „wilder Amiraj“ oder „Coxkamm Schabberpax Devoir IV. Spross von einem Anthrazit-Zwielicht-Liebchen und einem Sumpfland-Streuner“ schnell durcheinander. Mehrmals im Werk tauchen Pilze auf und es wird einem durch die psychedelischen Farben von Matías Bergara regelrecht schwindlig beim Lesen. Hier wurde definitiv eine eigene Welt geschaffen, getragen vom Geiste des berühmten Miguel de Cervantes.

Ob Spurrier allein unterhalten möchte oder in diesem Trip auf der Suche nach der verlorenen Liebe mehr steckt, bleibt offen. Interessiert schaut man daher auf den Ankündigungstermin von Cross Cult im neuen Jahr und stellt fest, dass „Coda Band 2“ für den 15.03.2022 geplant ist. Hat man erstmal den Einstieg in diesen halluzinogen wirkenden Comic gefunden, so freut man sich sehr auf diesen Termin.  

Leseprobe

Fazit: Wer einen Comic über das Ende der Welt lesen möchte, der wird von „Coda“ entweder sehr begeistert sein oder sich durch die bunte, unwirkliche Zeichenkunst und die dazugehörigen Textpassagen erschlagen fühlen. In „Coda“ steht die Suche nach der Geliebten im Vordergrund. Das Setting, in das Spurrier seine Figuren hineingeworfen hat, ist eine mittelalterliche Welt mit Magie und einer Prise Absurdität. Am besten blickt man vorher in die Leseprobe des Comics, um sich ein Bild davon zu machen, ob man diesem Rausch gewachsen ist.

Coda
Comic
Simon Spurrier, Matías Bergara
Cross Cult 2021
ISBN: 978-3-96658-512-5
128 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 25,00

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