von Nick
Das Spiel
„Bloodborne“ ist ein kooperativer Dungeon Crawler für 1 bis 4 Spieler, der auf dem populären Videospiel von From Software basiert. Rundenweise bewegen und kämpfen sich die Jäger (die Spieler) durch die mittelalterliche Stadt Yharnam, um kartenbasierte Missionen (Jagd- und Einsichtmissionen) zu erledigen und dabei die Hintergründe der Bestienseuche (und andere Dinge) aufzudecken. In der Grundbox sind 4 Kampagnen enthalten, bestehend aus bis zu 62 Karten.
Der Ablauf
Zu Beginn des Spiels sucht sich jeder Spieler einen der 4 Jäger aus. Diese unterscheiden sich durch die Trickwaffe (die Waffe der Jäger) und die Schusswaffe, mit der sie starten. Die Besonderheit der Trickwaffe ist, dass sie 2 Formen hat, wobei die zweite Form meistens die stärkere ist. Schusswaffen können in besonderen Momenten eingesetzt werden, um Gegner zu stoppen oder Schaden zuzufügen.
Dann entscheiden die Spieler, welche der 4 Kampagnen sie spielen wollen. Zum Start wird in der Anleitung die Kampagne „Die lange Jagd“ empfohlen. Jede dieser Kampagnen gibt den Aufbau des Spielfelds und die Art der Gegner vor. Jede Kampagne besteht aus 3 Kapiteln. Das Spielfeld besteht aus mehreren Spielplanteilen, die gemäß des Kapitels zusammengestellt werden und gemischt werden. Die Spieler starten immer auf dem Spielplanteil „Zentrale Lampe“ und entdecken von dort aus die nächsten Spielplanteile, die zufällig gezogen werden. Ein Spielplanteil kann besondere Symbole aufzeigen, auf denen Gegenstände liegen können und auf denen Monster platziert werden. Es wird zwischen benannten und unbenannten Spielplanteilen unterschieden. Unbenannte Spielplanteile sind die Gassen und Ecken der Stadt, die benannten Spielplanteile sind Orte mit spieltechnischen Besonderheiten, auf denen auch unter Umständen besondere Dinge passieren.
Die aufgedeckten Kapitelkarten geben die Jagdmission (die Hauptmission, um das Szenario zu beenden) und die Einsicht-Missionen (um „Einsicht“ – eine Art „Erfahrungswährung“ – und besondere Belohnungen zu bekommen) vor. Diese Missionen sind teilweise voneinander abhängig und lösen bei Abschluss diverser Aufgaben etwas aus (so erscheint etwa ein Monster, das bekämpft werden muss).
In „Bloodborne“ werden keine Würfel verwendet. Alle Kämpfe werden mit Handkarten geführt. Am Anfang des Spiels bekommt jeder Spieler ein Kartendeck mit 12 Karten (zu Beginn erhalten alle Spieler die gleichen Standard-Karten). Auf dem Spielbrett der Spieler sind 3 Kartenplätze frei, um Karten für Attacken abzulegen. Attacken erfolgen in verschiedenen Geschwindigkeiten (3 Pfeile für „Schnell“ bis zu 1 Pfeil für „Sehr Langsam“). Die gespielten Karten bleiben auf dem Platz liegen, sodass die 3 Plätze der Trickwaffe schnell alle belegt sind. Der Jäger kann dann nicht mehr kämpfen oder ausweichen, er muss er eine Handkarte ablegen, um die Waffe zu „transformieren“ (alle Karten werden von dem Waffentableau entfernt und das Tableau wird auf die andere Seite gedreht, wodurch die Waffe andere Attacken bekommt).
Generell funktioniert viel in dem Spiel über die Handkarten der Spieler. Zu Beginn jeder Runde zieht ein Spieler auf 3 Handkarten nach. Jede Aktion kostet allerdings eine Karte (Laufen, Angreifen, Ausweichen, Interagieren, usw.). Die Handkarten sind also schnell flöten, abhängig davon, was man in einer Runde alles erledigen möchte. Nachdem ein Jäger seine Runde beendet hat, werden alle Monster auf seinem Spielplanteil und benachbarten Spielplänen aktiviert. Hier ist also etwas Planung von Nöten, damit man nicht zu schnell das Zeitliche segnet.
Eine Handkarte muss auch gespielt werden um in den „Traum des Jägers“ zu kommen (dort landen Spieler auch, wenn sie auf dem Spielfeld besiegt werden). Dort dürfen die Spieler dann alle Karten von ihren Waffen entfernen, ihre Lebenspunkte wieder regenerieren, besondere Gegenstände wieder aktivieren, ihre Schusswaffen wieder aktiv machen und neue, bessere Karten für ihr Deck „kaufen“. Auf dem Tableau des Jägertraums werden 4 zufällige Verbesserungskarten gelegt. Immer wenn eine Karte erworben wird, wird eine neue nachgezogen. Diese Karten verbessern das Deck der Jäger, da sie stärker als die Standardkarten des Start-Decks sind. Für jede neue Karte muss allerdings eine Karte aus dem Deck entfernt werden. Auf diese Weise enthält das Deck immer 12 Karten. Bezahlt werden die Karten mit Blutechos, die die Spieler von besiegten Gegnern erbeuten. Jeder Spieler kann allerdings maximal 3 Blutechos auf einmal tragen, die er zudem verliert, wenn er besiegt wird. Jede Karte kostet 1 Blutecho. Wenn der Spieler den „Jägertraum“ wieder verlässt, erscheint er auf einem Lampenfeld seiner Wahl auf dem Spielplan, also an einem Ort, auf dem ein Lampensymbol abgedruckt ist (das sind meist die namhaften Orte).
Die Schwierigkeit des Spiels sind allerdings nicht die Monster oder die Missionen, sondern der Zeit-Tracker des Kapitels. Am Ende jeder Spielrunde (wenn jeder Spieler an der Reihe war und alle Monster aktiviert wurden), wandert dieser Marker ein Feld auf der Zeitleiste weiter. Kommt er dabei auf ein rotes Feld, werden alle Monster vom Spielfeld entfernt und erscheinen wieder gesund an ihren Startpunkten. Boss-Monster (die 2 Kampfphasen haben) heilen ihren kompletten Schaden, bleiben allerdings in der Kampfphase, die die Spieler schon erreicht haben. Der Marker bewegt sich allerdings auch um 1 Feld, wenn ein Spieler besiegt wird und wenn ein Spieler freiwillig in den „Traum des Jägers“ geht. Hier ist Teamkommunikation sehr wichtig.
Durch Fortschritt in der Jagdmission und den Einsichtmissionen werden weitere Karten des Kampagnendecks aufgedeckt (die „erledigten“ Karten geben vor, welche Karte aufgedeckt wird). So bekommt das Spiel auch eine narrative Note, die zwar mit knappen Texten daher kommt, aber doch stimmig ist.
Die Kritik
Durch das etwas enttäuschende „Dark Souls“-Brettspiel war ich bei „Bloodborne“ etwas skeptisch. Allerdings wurde ich schnell eines Besseren belehrt. „Bloodborne“ spielt sich schnell, ist eine taktische Herausforderung und macht Spaß. Das Design des Spielfelds und der Karten reicht von zweckmäßig bis zu atmosphärisch, und auch das Design der Miniaturen ist gelungen (Spieler des Videospiels werden sehr viele Dinge wiedererkennen und sich an die schöne (?) Zeit in Yharnam am Bildschirm erinnern). Allerdings passen gesleevte Karten wieder mal nicht in das Plastik-Inlay, ein Manko, das sich bei den meisten Publishern wie ein roter Faden durchzieht.
Ein weiterer (wohl wichtigerer) Kritikpunkt ist auch König Zufall, der den Aufbau des Spielbretts betrifft. Zu manchen Spielen mag das Zufallsprinzip des Spielplanaufbaus passen, in „Bloodborne“ kann es die Mission allerdings unnötig erschweren, wenn Zielpunkte zu weit auseinander liegen. Hier wäre vielleicht eine vorgegebene „Missions-Karte“ besser gewesen. Das zufällige Ziehen der Spielplanteile (wie auch der jeweiligen Gegner) ändert die Missionen allerdings genug, um den Wiederspielwert zu erhöhen. Beide Herangehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile.
Fazit: Alles in allem ist es ein sehr gutes, wenn auch schweres Spiel. Für Fans von Dungeon Crawlern eine Kaufempfehlung, da die tolle, düstere Atmosphäre und das Deck-Building-System (in sehr grundlegender Form) zu begeistern wissen.
Bloodborne: Das Brettspiel
Für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren
Michael Shinall, Eric M. Lang
Asmodee 2022
EAN: 4015566601703
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 109,99
bei amazon.de bestellen