The Few and Cursed

Fast alles Wasser ist verschwunden! Wo einst der Ozean war, erstreckt sich nun eine endlose Wüste. Ohne Wasser blieb kaum etwas von unserer Zivilisation übrig; nun geht es zu wie im Wilden Westen … und obendrein herrschen Monster, Magie und Flüche. (Kartontext)

von Nick

Zum Spiel


In diesem Spiel übernehmen 1 bis 4 Spieler die Rolle sogenannter Fluchjäger; das sind Kopfgeldjäger, die das trockene Land durchstreifen, auf der Suche nach Monstern, Schätzen und Kopfgeldern. Dazu steht den Spielern ein Kartendeck zur Verfügung, das im Laufe des Spiels erweitert wird. Also ein Deck-Building-Spiel, nur eben im Wilden Westen … mit Monstern.

Zum Ablauf


Zu Beginn des Spiels sucht sich jeder Spieler einen von vier vorgegebenen Charakteren aus, die alle ihr eigenes Start-Kartendeck haben. Dazu verfügen sie über ein kleines Tableau, auf dem sie ihre Startwerte von Gesundheit, Munition und Fluchwert mithilfe von kleinen Plastikwürfeln markieren. Dann nehmen sie sich ihre jeweilige Miniatur und stellen sie in die Mitte des Spielbretts, die Stadt San Andreas. Anschließend werden noch die Karten für den Handel, Verbesserungskarten, Most Wanted Kopfgelder und Wanted Kopfgelder, Aufträge und Begegnungen gemischt und an ihre jeweilige Stelle gelegt. Der Charakter mit dem wenigsten Wasser erhält den Startspieler-Marker.



Eine Spielrunde ist unterteilt in vier Phasen. In der Improvisationsphase zieht jeder Spieler zwei Verbesserungskarten, sucht sich eine davon aus und legt die andere ab. Dadurch wird das eigene Deck individualisiert und stärker. Ein Deck-Building-Mechanismus also.

In der Begegnungsphase können die Spieler, je nach Standort auf dem Spielbrett, entweder in San Andreas einkaufen oder Aufträge annehmen oder sie müssen draußen in der Wüste eine Begegnungskarte ausführen. Das Spielbrett gibt dabei vor, welche Begegnung sie haben. Das ist nämlich abhängig vom Ort, etwa einer Schlucht oder einer verfluchten Stätte.

In der Aktionsphase dürfen die Spieler Handkarten spielen, um Ressourcen (Wasser, Kampfstärke, Dollars usw.) zu generieren, sich durch die Landschaft bewegen, Gegner auf den Most-Wanted-Karten bekämpfen, Artefakte finden (nur an speziellen Orten), einen anderen Spieler ausrauben, noch eine Begegnung haben, ein Lager aufschlagen (um sich zu heilen) oder eine Charakteraktion ausführen. Sollten einem Spieler allerdings die Handkarten ausgehen, muss man nach San Andreas zurückkehren – das ist besonders ärgerlich, wenn man kurz vor einem Artefakt stand. Die bereits erwähnten Ressourcen sind dabei das A und O, denn sie sind das Zahlungsmittel für alles andere, entscheiden also darüber, wie weit man sich bewegen kann, ob man einen Gegner besiegt oder ob man eine Begegnung übersteht. Hier muss beim Ausspielen der Karten genau abgewogen werden.




 In der Aufräumphase kann man Handkarten abwerfen (um unerwünschte Karten erstmal loszuwerden) und wieder auf 4 Handkarten aufziehen (falls man weniger auf der Hand hat). Dann bewegen sich die Monster (sofern sie auf dem Spielbrett sind) auf San Andreas zu und der Startspielermarker bewegt sich im Uhrzeigersinn zum nächsten Spieler. So erweitert sich das Kartendeck Runde um Runde, während die Spieler versuchen, genug Siegpunkte zu sammeln, um zu gewinnen. Sollte allerdings ein Monster San Andreas erreichen, ist das Spiel vorbei und die Spieler haben verloren.

Meine Bewertung

Es ist ein bisschen trocken in der Wüste…

Eins vorneweg, das Artwork in diesem Spiel ist hervorragend. Basierend auf dem Comic „The Few and Cursed“ von Felipe Cagno und Fabiano Neves ziert jede Karte ein schönes, atmosphärisches Bild. Es macht Spaß, die Karten anzusehen, auch das Spielbrett ist schön designt. Das Deck Building in diesem Spiel geht schnell und einfach vonstatten, man kommt ohne großen Aufwand permanent an neue Karten. Das Regelwerk liest sich gut, allerdings ist es etwas unübersichtlich, wenn man mal schnell eine Regeldefinition sucht. Da das Spiel aber insgesamt nicht so kompliziert ist, kann man das verzeihen.



Aber … wenn man eine Geschichte sucht, die die Reise durch die Wüste beschreibt, ist man hier falsch. Selbst die Begegnungskarten haben nur ein paar Sätze Text, die völlig für sich stehende Mini-Ereignisse erzählen. Es ist schade, dass man bei der Comic-Vorlage und dem Artwork nicht versucht hat, etwas Story unterzubringen, die das Schicksal der einzelnen Charaktere bei ihrer Reise beschreibt.

Allerdings ist „The Few and Cursed“ eben ein Deck-Building-Spiel mit Mechanismen des Abenteuerspiels und versucht auch nichts anderes zu sein. Es spielt sich gut und schnell. Die Miniaturen sind detailliert und das Spielmaterial ist gut designt. Durch die Vertiefungen in den Spielertableaus lassen sich die Marker für die einzelnen Werten gut unterbringen und widerstehen auch einem (leichten) Stoß. Einziges Manko ist, dass die Tableaus sich sehr schnell verbiegen.

Das Spiel hat drei verschiedene Spielmodi (Solo, Kooperativ und Kompetitiv), die sich allerdings nur im Detail unterscheiden. Während es im kompetitiven Modus darum geht, Siegpunkte zu sammeln, muss man im kooperativen verhindern, dass die gemeinsame Punkteleiste die Null erreicht, bevor man drei Monster besiegt hat. Im Solospiel gilt es, gewisse Aufgaben zu erfüllen, ohne dass ein Monster San Andreas betritt. Am Spielprinzip ändert sich in keinem Fall etwas. Schade gerade im kooperativen Spiel ist, dass man trotzdem nur einzeln nach Siegpunkten Jagd macht und nicht Monster oder Banditen gemeinsam angreifen kann.



Fazit: Wer Deck Building gepaart mit Elementen des Abenteuerspiels mag (Bewegen auf einem Spielplan, Einkauf von Ausrüstung, Bekämpfen von Gegnern), ist hier gut aufgehoben. Auch Fans von Wild-West-Horror können einen Blick riskieren. Wer aber eine Geschichte drumherum möchte, schnappt sich entweder Block und Stift und erfindet etwas oder lässt die Finger weg.

The Few and Cursed
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 13 Jahren
Ein Spiel von Mike Gnade
Grimspire 2021
EAN: 7108441601862
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,99

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