Angbarer Bock (Heldenwerk)

Auch die 22. Ausgabe der „Heldenwerk“-Reihe, die nun schon beachtlich lange als Beilage den „Aventurischen Boten“ flankiert, steht im Zeichen der „offiziellen“ Publikationen. „Angbarer Bock“ widmet sich den Flusslanden, die auch gerade eine eigene Regionalspielhilfe erhalten haben.

von André Frenzer

Bereits die Inhaltsangabe macht deutlich, dass es in „Angbarer Bock“ wohl nicht darum geht, Aventurien vor dem Untergang zu retten. Der Kosch ist schließlich eher ein „geruhsames Fleckchen Aventuriens, wo Menschen und Zwerge seit vielen Jahrhundert friedlich und gemütlich Seite an Seite leben“. Da verwundert es nicht, dass auch „Angbarer Bock“ eher von einer unterhaltsamen Gemütlichkeit geprägt ist. Bevor wir uns aber mehr der Handlung zuwenden, sei Spielern die unumgängliche Spoilerwarnung entgegengebracht: Wer „Angbarer Bock“ noch als Spieler erleben möchte, sollte nun den Rest der Rezension überspringen.

Im Rahmen eines großen Volksfestes in Angbar präsentieren die Hügelzwerge ein neues Geschütz, den sogenannten Angbarer Bock. Das Volksfest selbst dient allerdings nur als Aufhänger, um die Helden mit der hügelzwergischen Braugrevin Feligra bekannt zu machen. Diese lädt die Helden – nachdem sie ihr auf die eine oder andere Art zur Hand gegangen sind – zu einem zünftigen Festmahl und Umtrunk in dem Brau- und Schankhaus Wackerbusch ein. Nachdem sie hier die Gelegenheit hatten, von einem ganz besonderen Zwergenbier zu kosten, gesellen sich unversehens Probleme an ihren Tisch. Denn ausgerechnet jene Humpen, die die Helden geleert haben, führen dazu, dass ein uralter Schrecken der Braustube erwacht – ein Broxkel, ein mächtiger Bierkobold, der ob seines unterbrochenen Schlafes damit droht, die Brauereien in ganz Angbar stillzulegen.

Nun ist es an den Helden, Mittel und Wege zu finden um den Broxkel zu beruhigen. Ihre Reise wird sie nicht nur tief in die Vergangenheit des Kosch führen, in der der berühmte Hügelzwerg Peregrimm Braubäumler einst den Broxkel überlistete, sondern auch entlang des Angbarer Sees nach Rosenhügel, wo sie mit den örtlichen, hügelzwergischen Braumeistern in Kontakt treten müssen. Der Plot enthält also neben einem Rechercheanteil eine gehörige Portion sozialer Interaktion.

„Angbarer Bock“ punktet in erster Linie mit zwei herausragenden Qualitäten: gemütlichem Lokalkolorit und Charme. Die Queste der Helden hat zwar eine gewisse Tragweite, bleibt dabei jedoch mit jener aventurischen Bodenständigkeit behaftet, die böse Zungen oft als „Hotzenplotzigkeit“ bezeichnen. Man mag sich fragen, ob dieser Art Abenteuer wirklich Helden bedarf, doch es steht wohl außer Frage, dass das Setting rund um den Bierkobold, die verzweifelte Braugrevin und die gemütlichen hügelzwergischen Braumeister in ihrem Dörfchen Rosenhügel einen sympathischen Charme entfaltet, der einen Ausflug in die Flusslande zumindest erstrebenswert macht. Die humoristische Note, die der Broxkel mit seinen bierseligen Zaubersprüchen in das Abenteuer einbringt, rundet das Gesamtpaket gut ab.

Layout und Aufmachung orientieren sich natürlich an dem für die Reihe üblichen Design. Die wenigen Zeichnungen sind allesamt auf einem sehr ordentlichen Niveau, insbesondere die Vignetten von Bier und Fass haben es mir angetan. Alle nötigen Spielwerte und Erklärungen sind vorhanden und auch das Lektorat hat eine gute Arbeit geleistet. Technisch gibt es damit nichts zu meckern.

Fazit: „Angbarer Bock“ mag in seiner humoristischen Rührseligkeit nichts für jede Spielgruppe sein. Wer sich aber auf ein heiteres Zwischenspiel in flussländischer Gemütlichkeit einlassen mag, der findet hier reichlich Anregungen und gut ausgearbeitete Charaktere.

Angbarer Bock (Heldenwerk)
Abenteuerband
David Lukaßen
Ulisses Spiele 2019
ISBN: n.a.
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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