Dornenpfad (Heldenwerk)

Rahja, Göttin der Liebe, der Freude und des Weines, lässt „Das Schwarze Auge“ auch abseits des längst abgeschlossenen „Wege der Vereinigung“-Crowdfundings scheinbar nicht los. Denn mit „Dornenpfad“ widmet sich die aktuelle Ausgabe der dem „Aventurischen Boten“ beiliegenden „Heldenwerk“-Reihe einmal mehr der schönen Göttin.

von André Frenzer

Während das Vorgängerabenteuer „Angbarer Bock“ mit gemütlicher Beschaulichkeit zu punkten wusste, gibt es in „Dornenpfad“ deutlich mehr von der aventurischen Welt zu sehen. Immerhin sollen die Helden eine Pilgerreise im Auftrag der Rahja-Kirche unternehmen, die sie quer durch Almada und das Horasreich, die lieblichsten Landschaften Aventuriens, führen wird. Doch bevor ich darauf eingehe, worum es eigentlich genau geht, sei die obligatorische Spoilerwarnung an alle Spieler ausgesprochen – die folgenden Abschnitte verraten Handlungsdetails!

Die Helden erhalten im Rahja-Tempel zu Punin den Auftrag, einen Rosenbusch zum Rahja-Tempel in Neetha zu bringen. Um den Busch auf der Reise der Göttin zu weihen, gilt es für die Gruppe, einige vorbereitete Aufgaben zu meistern. Was allerdings niemand ahnt – an ihrer Seite reist ein Verräter, ein Belkelel-Paktierer, der die heiligen Aufgaben der Helden korrumpieren und verderben will. So soll Belkelels Samen im neethaner Rosengarten Einzug halten. Die zu erledigenden Aufgaben sind sehr unterschiedlicher Natur. Zum einen gilt es, die verfeindeten Stadtviertel eines Dorfes so weit zu einen, dass ein Vertreter jedes Viertels an einem gemeinsamen Gebet teilnimmt. Ganz der Göttin ist auch die zweite Aufgabe geweiht, in der es darum geht, ein junges Pferd zuzureiten. Die dritte Aufgabe hält die Rekonstruktion eines altertümlichen, religiösen Tanzes bereit, während die vierte Aufgabe die Auswahl des diesjährigen Rahja-Weines darstellt.

Den Umtrieben des Belkelel-Paktierers ist nur äußerst schwer auf die Schliche zu kommen, korrumpiert er doch die geheiligten Aufgaben fast unmerklich. Erst vor dem großen Finale wird er unvorsichtig und somit den Helden sicher verdächtig. Bis dahin braucht es eine gehörige Portion Glück oder eine sehr gute Kenntnis der rahjanischen Riten, um nicht versehentlich den falschen Segen auf den Rosenbusch herab zu beschwören.

„Dornenpfad“ weiß durch seinen Abwechslungsreichtum, seine Leichtlebigkeit und seine gut ausgearbeiteten Nichtspielercharaktere zu punkten. Zwar bleibt gerade für die letzteren naturgemäß wenig Platz, doch gelingt es der Autorin mit wenigen Sätzen unterschiedlichste Charaktere vorzustellen. So werden den Helden abwechslungsreiche Begegnungen bevorstehen, wenn sie sich auf die Pilgerreise einlassen. Auch die Möglichkeit, „Dornenpfad“ mit anderen Abenteuern zu kombinieren – immerhin dauert die Reise einige Wochen und führt viele Meilen durch Aventurien – weiß mir zu gefallen. So kann „Dornenpfad“ als Rahmenhandlung für andere, kurze Abenteuer herhalten.

Die Kürze der „Heldenwerk“-Abenteuer sorgt dieses Mal allerdings dafür, dass weite Teile des Abenteuers blass bleiben müssen. Während die vier Prüfungen ausreichend detailliert vorgestellt werden, bleibt für die verschiedenen Örtlichkeiten, markante Wegpunkte, Ereignisse auf der Reise oder auch nur eine Tabelle mit Zufallsbegegnungen schlicht kein Platz mehr. Alleinstehend wirkt „Dornenpfad“ also eigentlich recht dünn. Dem kann allerdings, wie angedeutet, recht leicht entgegengewirkt werden; dann allerdings erfordert es auch vom Spielleiter mehr Planungsaufwand.

Layout und Aufmachung orientieren sich natürlich an dem für die Reihe üblichen Design. Die wenigen Zeichnungen sind allesamt auf einem sehr ordentlichen Niveau. Während Korrektorat und Lektorat abermals eine gute Arbeit geleistet haben, fehlen in dieser „Heldenwerk“-Ausgabe leider die Spielwerte einiger Gegenspieler. Stattdessen wird auf den „Aventurischen Almanach“ verwiesen. Auch dies ist dem mangelnden Platz geschuldet, ist mir jedoch eine gesonderte Erwähnung wert. Schlussendlich hätten dem Abenteuer ein paar zusätzliche Seiten mehr gut zu Gesicht gestanden.

Fazit: „Dornenpfad“ ist eine interessante Abwechslung zu anderen „Heldenwerk“-Abenteuern und bietet einen größeren Rahmen aus die meisten anderen Abenteuer der Reihe. Für sich alleinstehend zeigt es aber leider der „Heldenwerk“-Reihe die Grenzen auf, ist der verfügbare Platz doch zu kurz, um das Abenteuer umfassend vorzustellen. So bleibt dem Spielleiter mehr Arbeit, als mit anderen Abenteuern der Reihe.

Dornenpfad (Heldenwerk)
Abenteuerband
Jeanette Marsteller
Ulisses Spiele 2019
16 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 2,99

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