Wellen von Wert (Heldenwerk)

Mit „Wellen von Wert“ liegt bereits das 50. „Heldenwerk“ dem „Aventurischen Boten“ bei. Und die Reihe bleibt sich treu und bietet nicht nur Abwechslung in ihrer Verortung auf dem aventurischen Kontinent, sondern auch im Genre. Auf wenigen Seiten geht es dieses Mal nach Punin.

von André Frenzer

„Wellen von Wert“ greift locker auf ein altes Solo-Abenteuer, „Yaquirwellen“, zurück. Die Handlung ist allerdings losgelöst von dem Vorgängerabenteuer und steht für sich. Werfen wir einen Blick hinein und Achtung: Spielern sei wie immer empfohlen, diese Rezension nicht zu lesen, lassen sich auch dieses Mal wenigstens milde Spoiler kaum vermeiden.

„Wellen von Wert“ ist ein waschechtes Detektiv-Abenteuer. Die Heldengruppe sollte sich zu Beginn des Szenarios in Punin, der Hauptstadt des Fürstentum Almada, aufhalten. Hier geraten sie unversehens vor die Räder einer zu rasant fahrenden Kutsche. Nachdem die Passagierin – die Kuratorin der Galleria der schönen Künste –die Gruppe sieht, engagiert sie die Helden vom Fleck weg für einen dringenden Auftrag. Denn ein wertvolles Gemälde, „Yaquirwellen“, ist entwendet worden. Die Aufklärung des Diebstahls duldet keinen Aufschub, zumal ein zahlungskräftiger Käufer in der Stadt verweilt, der bereits Interesse an dem Bild kundgetan hat. In der Folge müssen sich die Helden nicht nur mit den Angestellten der Galleria beschäftigen, sondern auch Hinweisen nach dem Verbleib des Bildes quer durch Punin folgen.

Autor Bastian Heppener entwirft dabei – insbesondere in der Galleria – ein interessantes Personengeflecht. Gerade das Verhältnis der unterschiedlichen Künstler, Wachleute und Restauratoren untereinander ist von Vorurteilen belastet und sorgt so für wechselnde Verdachtsmomente. Dies wird auf wenigen Seiten, hauptsächlich mit Aufzählungen, gelungen porträtiert. Und auch abseits der Galleria haben sich einige lebhafte Beschreibungen und hübsche Ideen für den Spielleiter in das Heldenwerk verirrt, welche zwar naturgemäß wenig Platz zur Ausgestaltung erhalten, die Spielleitung aber dennoch mit genügend Ideen versorgen. Das weiß zu gefallen.

Dennoch – und das ist sicherlich dem Platz geschuldet – bleibt dieses „Heldenwerk“ ein paar Dinge schuldig. Zum einen ist der Verlauf der Handlung recht linear – wenn man von den unterschiedlichen Aussagen der Galleria-Mitarbeiter absieht. Denn es gibt nur wenige Stationen zu erleben, bevor man vor dem vermeintlichen Täter steht. Zum anderen mangelt es an einer Karte der Galleria – gerade für Spieler, welche den Tathergang anhand der Örtlichkeiten zu rekonstruieren versuchen, wäre das natürlich Gold wert gewesen. Nichtsdestotrotz bleibt „Wellen von Wert“ ein hübscher, kleiner Kriminalfall mit einer recht logischen Handlungsfolge und einigen Verstrickungen, bevor man sich den wahren Tätern widmen kann.

Optisch erwarten den Leser bei „Wellen von Wert“ wie immer keine Überraschungen. Das Layout ist bekannt und übersichtlich, die Illustrationen sind spärlich, machen aber einen ordentlichen Eindruck. Das Fehlen von Karten habe ich bereits moniert. Das Korrektorat wiederum hat eine gute Arbeit geleistet.

Fazit: „Wellen von Wert“ ist ein sauber aufgebauter, mit einer interessanten Figurenkonstellation aufwartender Kriminalfall ohne allzu viel Anspruch an den kriminalistischen Spürsinn. Für den knappen Rahmen der „Heldenwerk“-Reihe ist es ein durchaus gelungenes Abenteuer, hätte in anderer Form aber die eine oder andere Abzweigung mehr vertragen können.

Wellen von Wert (Heldenwerk)
Abenteuerband
Bastian Heppener
Ulisses Spiele 2023
ISBN: n. a.
16 S., Softcover, deutsch
Preis: 5,95 EUR

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