Die Akte Ilumkis (Heldenwerk)

Die Abenteuer der „Heldenwerk“-Reihe bleiben sich treu und bieten nicht nur Abwechslung in ihrer Verortung auf dem aventurischen Kontinent, sondern auch im Genre. Mit „Die Akte Ilumkis“ liegt nämlich mal wieder ein waschechter „Heist“ vor den Helden. Worum geht es diesmal?

von André Frenzer

Wer kennt sie nicht, die „Festumer Wechsel- und Einlagenhalle“? Zugegeben, der Begriff „Nordlandbank“ ist nicht nur griffiger, sondern unter Aventuriern auch wesentlich geläufiger. Nichts weniger als ein Einbruch in die berühmteste Bankfiliale Aventuriens ist Dreh- und Angelpunkt des 49. „Heldenwerks“. Ob sich Autor Mathieu Borchardt für den geringen Platz eines „Heldenwerks“ da ein wenig zu viel vorgenommen hat? Werfen wir einen Blick hinein und Achtung: Spielern sei wie immer empfohlen, diese Rezension nicht zu lesen, lassen sich auch dieses Mal wenigstens milde Spoiler kaum vermeiden.

Wenig überraschend beginnt „Die Akte Ilumkis“ in Festum. Durch einen Mittelsmann werden die Helden mit dem Oberhaupt des Handelshauses Ilumkis – Warja Ilumkis – bekannt gemacht. Diese ist auf der Suche nach phexgefälligen Helden, die eine prekäre Situation für sie bereinigen sollen. Denn Warja Ilumkis wird erpresst. Ein Angestellter der Nordlandbank hat unschöne Details aus der Vergangenheit der Handelsfamilie gesammelt, im Archiv der Bank hinterlegt und verlangt nun eine ungehörige Summe bornischen Goldes, damit der Ruf der Familie Ilumkis nicht leidet. Nehmen die Helden den Auftrag an, so erwartet sie ein rechtes Husarenstück Arbeit, denn die Nordlandbank – und gerade die Festumer Filiale – ist natürlich hervorragend gesichert.

Autor Borchardt nutzt den knappen Platz des „Heldenwerks“ geschickt aus. Denn er verschwendet nicht allzu viele Seiten auf die – zugegebenermaßen – recht banale Handlung, sondern stellt in aller gegebenen Ausführlichkeit die Filiale der Nordlandbank vor. Dabei werden sowohl die Räumlichkeiten und verfügbaren Eingänge präsentiert wie auch Wachroutinen, magischer Schutz und ungewöhnliche Einstiegsmöglichkeiten (vergessen wir nicht, dass Festum über eine Kanalisation verfügt). Daneben werden – wenn auch nur in Kurzporträts – zahlreiche Mitarbeiter der Bank vorgestellt, welche als Anlaufpunkt für die Helden dienen können. Zu guter Letzt wird mit einem bald stattfindenden Sommerfest auch ein interessanter Aufhänger für einen eher ungewöhnlichen Einbruch geliefert. Auch bei der Beschreibung des Archivs selbst haben sich noch interessante Ideen eingefunden, wie der zu Schabernack aufgelegte Bücherbold. Das weiß im Gesamtpaket zu gefallen.

Natürlich bleibt trotz all dieser Informationen noch ein wenig Arbeit am Spielleiter hängen. Ein Einbruch in die Nordlandbank ist nun einmal kein gewöhnliches Unterfangen, und durch die geringe Seitenzahl können viele wichtige Informationen nur angerissen werden. Insbesondere für den Ablauf verschiedener Begegnungen – beispielsweise, wenn man die unglückliche Prokuristin bezirzen oder den immer leicht angetrunkenen Organisator des Sommerfestes von einer Einladung überzeugen will – bleibt kein Platz, sodass solche Szenen komplett vom Spielleiter improvisiert werden müssen. Immerhin liefert das „Heldenwerk“ genügend Anregungen, um auf die Ideen der Spieler eingehen zu können. Damit ist die Aufarbeitung in meinen Augen durchaus gelungen – wenn man die Maßstäbe eines „Heldenwerks“ ansetzt.

Optisch erwarten den Leser bei „Die Akte Ilumkis“ abermals keine Überraschungen. Das Layout ist bekannt und übersichtlich, die Illustrationen sind spärlich, machen aber einen ordentlichen Eindruck. Lobend erwähnen möchte ich die großformatigen und hübsch gemachten Karten der Nordlandbank – in manchem „Heldenwerk“ wurden wichtige Karten bereits deutlich weniger leserlich abgedruckt. Da auch das Korrektorat eine gute Arbeit geleistet hat, gibt es technisch wieder nichts zu meckern.

Fazit: „Die Akte Ilumkis“ tut alles, um im Rahmen eines „Heldenwerks“ einen wirklich denkwürdigen Einbruch zu gestalten. Dabei überlässt sie naturgemäß viel Arbeit der Spielleitung. Wer davor nicht zurückscheut, sollte zugreifen, denn die vorgelegten Ideen wissen zu gefallen.

Die Akte Ilumkis (Heldenwerk)
Abenteuerband
Max Habersetzer
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