The Walking Dead 7: Vor dem Sturm

Knapp dem Gräuel in der Stadt Woodbury entkommen, sind Michonne und Rick zurück im sicher geglaubten Gefängnis. Jeden Augenblick können die Bewohner von Woodbury ihre Flucht bemerken und sich dann dafür rächen, wodurch der Streit erneut aufflammen oder sogar eskalieren würde. Warten in Ungewissheit auf das drohende Ende in der Ruhe vor dem Sturm.

von Lars Jeske

Das Leben ist friedlich hier. Schützende Mauern und Zäune, eigene Beete, ein Dach über dem Kopf mit jeder Menge Zimmern und einer eigenen Krankenstation. Kein Stress mit der Arbeit und die besten Freunde leisten einem jeden Tag Gesellschaft. Ein idealer Ort, um ein Kind großzuziehen. – Allerdings gibt es auch unschöne Momente, die die Schwangerschaft von Lori begleiten. Die Zäune sind die eines Gefängnisses und zum Teil ausbesserungsbedürftig. Das Essen wird knapp und eine Krankenstation hilft nur bedingt, wenn es keine Person gibt, die sich mit Geburten auskennt. Tja und die Freunde, die sich so oft streiten, sind eben auch nie weg und immer da, ob man will oder nicht. Dafür verschwindet Loris Mann Rick immer wieder aufs Neue zu waghalsigen Abenteuern und bringt sich unter hohem Risiko in Lebensgefahr, um Zombies vom Gefängnis zu verjagen und zu töten, Munition zu besorgen oder zusätzliche Lebensmittel zu beschaffen; das Übliche halt. Im 7. Band namens „Vor dem Sturm“ geht es in Anbetracht der allgemeinen Gesamtsituation alles in allem recht friedlich zu. Es ist wirklich die Ruhe vor dem Sturm im Vergleich zur bisherigen Action.

Wie das Cover bereits andeutet, geht es in dieser Ausgabe der Comic-Reihe von „The Walking Dead“ hauptsächlich um Lori, Rick und die anstehende Geburt ihres zweiten Kindes. Dennoch werden die anderen Personen und Handlungsstränge nicht vernachlässigt. Vor allem mit dem Thema Woodbury wissen die Macher dieses Heftes gut umzugehen und probieren einmal einen anderen Ansatz die Geschichte aufzuziehen. Aktuell wartet man nämlich als Leser gemeinsam gespannt mit den Protagonisten im Gefängnis, wie sich das Problem mit den Einwohnern der Stadt Woodbury klären kann. Nicht zuletzt der verkorkste Start durch den Gouverneur und seine „freundliche“ Begrüßung von Rick, Michonne und Glenn lassen augenblicklich keine friedliche Lösung zu.

Somit schaffen es die Menschen hier in dieser Nachwelt trotz aller Nöte sich immer wieder gegenseitig umzubringen, anstatt zusammen gegen die Zombies vorzugehen. Die Ungewissheit, ob die Rache aus Woodbury noch kommen mag, schwingt bei allen und allem somit immer mit. Meist indirekt und unterbewusst, selten wird sie von den Handlungsträgern direkt thematisiert. Die Folge ist ein fast schon paranoides Umschauen des Lesers und beinahe die perfide Hoffnung, der Überfall möge endlich stattfinden. Im Gegensatz zu bisher ähnlichen Situationen gestatten uns Robert Kirkman, Charlie Adlard und Cliff Rathburn dieses Mal keinen Wissensvorsprung. In den erneut knapp 130 Seiten gibt es erstmalig keinen einzigen Perspektivwechsel mit dem Schwenk nach Woodbury. Somit kann der Leser gut nachempfinden, was es heißt, dass die Nerven blank liegen und der Psychoterror durch Abwesenheit von Terror wirklich real ist. Ein schöner stilistischer Kniff, der die Intensität noch weiter erhöht.

Fazit: „Vor dem Sturm“ ist eine gekonnte Fortsetzung in bewährter Art und Weise der Macher der Reihe. Neueinsteiger in die Geschichte kommen immer weniger rein, wenngleich es heuer viele Momente gibt, die absichtlich um die Haupthandlung (Streit mit der Stadt Woodbury) herumnavigieren. Dadurch entsteht auch beim Leser eine interessante Stimmung, in der man quasi schon zu hoffen beginnt, dass der Angriff nun endlich erfolgen soll, da auch das Warten auf diesen bereits zermürbend ist. Das Nachfolgeband wird darüber hoffentlich Aufschluss geben. Erneut ein spannender Cliffhanger, der dieses Mal jedoch zu erwarten war.


The Walking Dead 7: Vor dem Sturm
Comic
Robert Kirkman, Charlie Adlard, Cliff Rathburn
Cross Cult 2016
ISBN: 978-3-86425-809-1
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,99

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