von Lars Jeske
Der mittlerweile 20. Sammelband der „The Walking Dead“-Reihe „Krieg – Teil 1“ nimmt den Handlungsfaden ohne Umschweife wieder auf, wo die Szenerie nach Negans Ankündigung verlassen wurde. Er schwört seine Mannen auf einen Krieg ein, um seinen Machtanspruch zu untermauern. Aber auch die Kontrahenten sind nicht untätig gewesen. Der Plan ist beschlossen und die drei Gemeinden (Alexandria, das Königreich und Hilltop) wehren sich gemeinsam gegen die Erlöser und deren unberechenbaren Anführer Negan. Es gibt auch einen Schlachtplan, der vorgestellt wird, jedoch wird vor der entscheidenden Stelle die Szene verlassen, sodass der Leser nicht gespoilert wird und den Inhalt repetitiv vorgesetzt bekommen würde. Stattdessen kann man einfach umblättern und ein paar Seiten weiter geht die Action richtig los.
Weiterhin ist ein offener und direkter Kampf gegen andere Menschen keine einfache Entscheidung, was sich durch die verschiedenen Handlungsstränge offenbart. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Schwierigkeiten, sich dem Unterfangen anzuschließen, wodurch die Dramatik erhöht wird, inwieweit die Auseinandersetzung überhaupt von Erfolg gekrönt sein kann. Wenngleich wie immer der Fokus zu Recht auf Rick und den „guten Menschen“ liegt, bekommt man als Leser dennoch einen Einblick in die Welt und das Weltbild der Antagonisten. Im Gegensatz zu den handelnden Sympathieträgern werden wir in die Festung der Anhänger von Negan mitgenommen und erfahren somit einiges aus erster Hand, was ansonsten deren heilige Hallen nie verlassen hätte. Die Beweggründe von Negan intensivieren die Geschichte, machen ihn jedoch nicht sympathischer. Aber auch er wird einmal menschlich, als er kurzzeitig die Contenance verliert und sein Panzer Risse bekommt.
Die Gewaltdarstellung hält sich hierbei für diese Comic-Reihe einigermaßen in Grenzen und bekommt sogar ein paar strategische Momente, die der Geschichte guttun und auch für den Leser Überraschungen bergen. Eben wie ein richtiger Krieg. Nachdem anfänglich das Überraschungsmoment genutzt werden konnte, schlagen die Erlöser mit aller Härte zurück. Da dann jedoch wieder die ca. 130 Seiten des Sammelbandes gefüllt sind, gibt es viele Cliffhanger. In „Krieg – Teil 2“ erwartet man somit die Beendigung dieses Konfliktes.
Am Stil der Comics hat sich bezüglich der Optik bisher nicht viel geändert. Dies war auch nicht nötig. Im Klappentext taucht jetzt jedoch als neuer Mitstreiter der Tusche-Zeichner Stefan Gaudiano mit auf. Ob dies sich in Zukunft auf das Produkt auswirken wird, bleibt abzuwarten.
Ebenso sinnvoll ist es, das einführende Who-is-Who einiger Charaktere aus „The Walking Dead“ nicht gedankenlos zu überblättern. Stellt es doch einerseits nach längerer Lesepause Informationen darüber bereit, wer gerade wichtig ist, andererseits sind auch bei jeder Ausgabe andere Informationen enthalten, die einen spekulieren lassen, warum gerade diese Aspekte der Persönlichkeiten jetzt hervorgehoben werden – neben der Tatsache, wer überhaupt Erwähnung findet.
Fazit: In bekannter Manier vereinfacht auch der aktuelle Band die Welt, in welcher es schlichtweg ums Überlegen geht. Da der aktuelle Konflikt zwischen der Gemeinschaft und den Erlösern bereits über einige Bände aufgebaut wurde, kommt es endlich zum Showdown. Selbstverständlich muss man die Gegner vorstellen, um die Intensität des Konflikts für den Leser begreifbarer zu gestalten, der Geduldsfaden sollte aber nicht überstrapaziert werden. Da dieser Konflikt ein epischer Einschnitt ist, ist die Teilung in zwei Bände mehr als angemessen und man ob der zu erwartenden Entscheidung angefixt.
The Walking Dead 20: Krieg – Teil 1
Comic
Robert Kirkman, Charlie Adlard, Cliff Rathburn
Cross Cult 2020
ISBN: 978-3-96658-141-7
134 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,99
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