The Walking Dead 1: Gute Alte Zeit

Was tun, wenn man als rechtschaffener Polizist angeschossen wird und in einer Zombieapokalypse aufwacht? Deine Frau und dein Kind sind weg, du hast keine Ahnung was los ist und musst dennoch um dein Leben rennen. Willkommen in der Welt von Rick Grimes.

von Lars Jeske

Auch ein Phänomen wie die TV-Serie „The Walking Dead“ hat irgendwo ihren Ursprung. Die Geschichten über die Zombieapokalypse und das Überleben der Menschen und Menschlichkeit hat seinen Ursprung in … Comics. Jenen Illustrationen mit Sprechblasen, die von Robert Kirkman erfunden und anfänglich von Tony Moore gezeichnet und eingegraut wurden. Im Original erschienen die Einzelhefte ab 2003 in den USA, kurz darauf dann auch als Sammelbände mit jeweils 6 Heftausgaben. Der deutsche Verlag Cross Cult brachte diese Sammelbände ab 2006 als Hardcoverausgaben heraus, seit Ende 2015 gibt es die Geschichten rund um Rick und seine Familie, Glenn, Dale und all den anderen auch in etwas verkleinerter Form und mit einem Softcover. Somit sind die Sammelbände jetzt viel transportabler und eben auch für unterwegs bestens geeignet.

Mich überraschte, dass der Comic bis auf das Cover in Schwarz-Weiß gehalten ist. Da er dennoch die Fantasie des Lesers beflügelt und selbst in grausamen Momenten das Kopfkino auf Hochtouren laufen lässt, ist die Altersfreigabe mit 16 Jahren richtig gewählt. Vor allem, da es sich hierbei nicht um klare Gut-vs.-Böse-Epen handelt, die in einer eindeutig differenzierbaren, phantastischen Welt voller Superhelden spielt. Denn das gewählte, grausame Zombieszenario ist nicht erst nach diversen Filmen und Büchern ein überaus realistischer Weltenentwurf und eben nicht so weit weg von der eigenen Realität wie manch andere Comics.

Im Vorwort des Comics gibt dessen Autor Robert Kirkman zu Protokoll, dass es ihm nicht vorrangig um blutige Gemetzel und das Abknabbern von Knochen geht, sondern das Verhalten von Menschen in extremen Situationen. Situationen denen sie schutz- und hilflos ausgesetzt sind und die das Schlechte im Menschen herauskehren. Er will bildhaft aufzeigen, wie stark der Wille jedes Einzelnen nur sein kann und wie gut man mit den Gefährten zurechtkommt, die einem das Schicksal über den Weg laufen lässt. Wie verändern man sich und seinen Selbstanspruch, sein Wesen und die Moralvorstellungen, wenn man sich mit vollkommen neuen und unerwarteten Gegebenheiten arrangieren muss und wie verändern sich Machtstrukturen.

Die Schwierigkeit in Comics besteht in der Regel darin, die wichtigen Punkte einer Geschichte in einzelnen bildhaften Momentaufnahmen aneinanderzureihen. Hierbei geht es sowohl darum, die aktuelle Stimmung auf den Gesichtern wiederzugeben, die Umgebung nicht zu vernachlässigen und die verbindende Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren. In wenigen Sprechblasen muss dabei die Handlung transponiert und zum Leser transportiert werden, die gerafft zusammenfasst, ohne in klischeehaften Übertreibungen zu enden. Im Idealfall. Obwohl es eben „nur“ ein Comic ist. Dieses gelingt den beiden kreativen Köpfen hinter „The Walking Dead“ richtig gut. Emotionen und Handlungen werden in Wort und Bild zielgerichtet dargestellt. Die Eigenheiten der verschiedenen Charaktere werden gut herausgearbeitet und der Hintergrund ist nur dann gezeichnet, wenn er für die Situation nötig erscheint. Die Wortwahl der Charaktere ist zumeist angemessen, vor allem am Anfang sehr emotional und vor allem bei Rick sehr von Schimpfwörtern durchdrungen (ein erster Unterschied zur TV-Serie). Das verändert das Bild des typischen Amerikaners beim Leser zwar nicht, ist für den Beruf eines erfahrenen Polizisten jedoch gewöhnungsbedürftig. Vor allem, da er aus einer Kleinstadt kommt.

Selbstverständlich bleibt der Vergleich zur TV-Serie an dieser Stelle nicht aus. Der Comic ist an dieser Stelle ein dankbares Medium gewesen, bietet es doch wie ein Buch nicht nur die Handlung, sondern dazu auch gleich Skizzen der Orte, Personen und mitunter nicht nur die Storyline, sondern das ganze Storyboard. Einige dieser sind nahezu 1:1 übernommen worden und auch die generellen Handlungsstränge sind am Anfang fast deckungsgleich. Wer also die TV-Serie kennt, kann in den Comics ein weiteres Medium finden, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und hat durch die vielen Parallelen einen leichten Einstieg.

Fazit: Das Comic „The Walking Dead 1: Gute Alte Zeit“ hat ein interessantes Thema gut aufgearbeitet. Die Geschichte ist spannend und dem Thema gerecht aufbereitet; sowohl in Wort, als auch erst recht im Bild. Ein sehr guter Preis für einen Comic rundet den positiven Gesamteindruck ab.


The Walking Dead Band 1: Gute Alte Zeit
Comic
Robert Kirkman, Tony Moore, Cliff Rathburn
Cross Cult 2015
ISBN: 978-3-95981-216-0
141 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,99

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