Rezensionen

Neue Helden braucht das Land! Und da kommen sie gerade recht, diese schrägen Gestalten: von Spaceboy alias 00.01 bis zu Vanya alias 00.07. Aufgezogen von einem verschrobenen Wissenschaftler und reichen Aristokraten, in Wahrheit ein Außerirdischer, und anfangs unterstützt von einem sprechenden Affen mit Doktorwürde, bilden sie eine eher dysfunktionale Ersatzfamilie, deren Angehörige sich immer wieder aufs Neue zusammenraufen müssen. Und nebenbei noch die Welt vor dem Untergang durch wahnsinnige Widersacher bewahren sollen. Nachdem Streaming-Primus Netflix die Serie zum Comic im Programm hat, erscheint die Vorlage in einer größerformatigen Neuauflage.

von Simon Ofenloch

Die Umbrella Academy, das sind sieben sehr unterschiedliche und sehr spezielle Superhelden, die im Kindesalter von einem wohlhabenden Gönner, dem Erfinder und heimlichen Außerirdischen Sir Reginald Hargreeves, adoptiert und zu einem schlagkräftigen, ungewöhnlichen Superhelden-Team ausgebildet wurden. Jahre später sind diese ehemaligen Wunderschüler zerstritten und in alle Winde verstreut – bis sie die Nachricht vom Tod ihres Ziehvaters wieder vereint und sie sich einer globalen Bedrohung stellen müssen. Und so kreuzen sich die Wege der nun erwachsenen Helden Spaceboy, Kraken, Séance, Rumor und dem Jungen, der als Nummer Fünf bekannt ist, erneut. Und auch die „verlorene Tochter“ Vanya, Nummer Sieben, kehrt zurück in den Schoß der Familie. Aber anders als erwartet… Und nichts wird mehr so sein wie zuvor.

Der bizarre Comic von Gerard Way, Sänger der US-Rockband „My Chemical Romance“, und Zeichenstar Gabriel Bá ist ein wahres Biest, ein kunterbunter, überdrehter Mix aus Comic-Klischees, verspielten, popkulturellen Referenzen sowie Furchtlosigkeit und Spaß am Fabulieren. In schriller Optik. Laut, brutal, mit stellenweise recht expliziten Gewaltdarstellungen, aber auch irre lustig. Unterhaltsam allemal und niemals langweilig. Denn man weiß nie so recht, was da noch alles kommt. Altbekannt oder vorhersehbar ist nichts. Wer kam schon jemals auf die Idee, den Pariser Eiffelturm Amok laufen zu lassen? Und wer die X-Men von Marvel schon für eine schräge Truppe hält, lernt hier, dass es auch noch verrückter zugehen kann, innerhalb und außerhalb einer Schule für besondere Kinder.

Für das fantastische Artwork zeichnen der brasilianische Meister-Künstler Gabriel Bá und Kolorist Dave Stewart, bekannt insbesondere für seine Arbeit an „Hellboy“, verantwortlich.

Bei der „Neuen Edition“ handelt es sich um eine Neuauflage des zum ersten Mal 2008 in den USA erschienen Comics, dieses Mal in einem angepassten größeren Format.

Neben einem sehr schmeichelhaften Vorwort vom schottischen Comic-Guru Grant Morrison und einem Nachwort von Verleger Scott Allie, hält der Hardcover-Comic-Band am Ende auch noch interessante Entwurfsskizzen und Charakterstudien und Kurz-Comics mit ersten Auftritten der Umbrella Academy bereit. Und wie üblich folgen auf den letzten Seiten noch einige Werbemotive für andere Titel aus dem Comic-Programm von Cross Cult.

Fazit: Extravagant, abgedreht und immer wieder überraschend. Anything Goes! Im Comic ist alles möglich, solange es sich zeichnen lässt. Ein irrer Mix aus Superhelden-Mär, Science-Fiction und Popkultur, postmodern verquickt. Irre gut! Ein wahnsinniger Spaß!

The Umbrella Academy 1: Weltuntergangs-Suite (Neue Edition)
Comic
Gerard Way, Gabriel Bá
Cross Cult 2019
ISBN: 978-3-95981-173-6
192 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 22,00

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