Star Wars Marvel Comics-Kollektion 46: Zerstörte Hoffnung

Wie gewonnen, so zerronnen. Eben noch konnte die Rebellion große Erfolge mit der Rekrutierung der Mon Calamari für ihren Widerstand verbuchen, schon streckt das Imperium seine behandschuhte Hand aus, um die Feiernden mit eiserner Faust zu zerquetschen (sehr schön auf dem Cover zu sehen). Was bleibt nach einem Comic, der „Zerstörte Hoffnung“ heißt?

von Frank Stein

Der vorliegende, satte 190 Seiten umfassende Hardcoverband versammelt die US-Comic-Bände „Star Wars #50-55“ sowie das „Star Wars Annual 4“, die zwischen Juli 2018 und Oktober 2018 erschienen sind und den in sich abgeschlossenen Sechsteiler „Hope Dies“ sowie die Episoden „Shu-Torun Lives“ und die titellose „Annual“-Story erzählen. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im Oktober 2019 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen.

Der Comic schließt zeitlich und inhaltlich unmittelbar an die Ereignisse auf Mon Cala an, erzählt in „Star Wars Marvel Comics-Kollektion 42: Aufstand auf Mon Cala“. Die Rebellenallianz hat allen Grund zu feiern. Rings um ihre geheime Raumbasis bei Mako-Ta schwebt eine Flotte aus Großschiffen der Mon Calamari, die mit der heimlichen Hilfe von Königin Trios von Shu-Torun für den Kampf aufgerüstet wurden. Doch noch während Mon Mothma eine große Rede hält, an deren Ende sich die Flotte effektvoll in den Hyperraum verstreuen soll, um für den Notfall bereit zu stehen, zeigen sich Probleme. Erst klappt der Funk nicht, dann versagen die Waffen und Hyperantriebe. Und zuletzt taucht eine Flotte an Sternzerstörern auf, angeführt von dem titanischen Supersternzerstörer Executor. Darth Vader ist hier. Die Rebellen wurden verraten!

Was dann folgt, ist vermutlich eine der längsten Raumschlachten, die je in einem „Star Wars“-Comic erzählt wurden. Von Kapitel 2 bis 6 der Geschichte wird unbarmherzig gekämpft, und die Rebellen verlieren ein wertvolles Großkampfschiff nach dem anderen. Hier kommen dann auch all die Rebellenführer zu Tode, die bei der Schlacht um den Ersten Todesstern beteiligt waren, später aber in „Das Imperium schlägt zurück“ keine Rolle mehr spielten. Dabei inszenieren die Macher jeden Verlust mit einer visuellen Wucht, die zeigt, welch schwere Schläge die Rebellion hier einstecken muss. Unterdessen geben Luke, Han, Leia und Co alles, um das, was ihnen noch verbleibt, wieder unter Kontrolle zu bekommen und eine Flucht einzuleiten. Dabei kommen nicht nur riskante X-Flügler-Manöver ins Spiel, auch Solo und der Falke müssen alles geben und schließlich führt der Weg gar auf die Executor, denn nur dort finden sich Codes, die für das Entsperren der gestörten Kampfschiffsysteme benötigt werden. Ein Himmelfahrtskommando.

Visuell wird mittlerweile bekannt Hochwertiges von Illustrator Salvador Larocca und Kolorist Guru eFX geboten, wobei Larocca diesmal beweisen kann, dass er auch Raumschiffe und Schlachtszenen perfekt im Griff hat. Laserstrahlen, Explosionen und ein rot glühender Nebel, der die Schwärze des Alls blutig färbt, sorgen für dramatische Stimmung; die überwiegend sehr gut getroffenen Figuren verstehen sich inzwischen fast von selbst. Von besonders künstlerischen Ausgaben mal abgesehen, kann ein „Star Wars“-Comic kaum besser aussehen.

In dem kurzen Einschub „Shu-Thorun lebt!“ wird auf wenigen Seiten ein erhellender Rückblick geboten, der erklärt, warum passieren musste, was passiert ist. Der „Annual“-Comic am Schluss dagegen ist eigentlich nur ein Nachtisch, denn er steht völlig für sich und schildert ein kurzes, hektisches Ringen um zwei uralte Sith-Lichtschwerter, die von der berüchtigten Schmugglerin Sana Starros in Umlauf gebracht wurden, allerdings ihre Träger (darunter Luke und Vader) auf eine gefährliche Weise zu beeinflussen vermögen. Der Comic ist nicht nur inhaltlich wild und hektisch, sondern auch visuell, haben daran doch immerhin drei Illustratoren und zwei Koloristen mitgewirkt. Schön für Komplettisten, aber wenig ergiebig für die größere Erzählhandlung der „Star Wars“-Reihe an sich.

Das Drumherum ist bekannt. Die Einleitung erinnert an die Ereignisse aus dem Vorgängerband und wird passend mit dem Cover von „Star Wars #51“ bebildert. Auch die Cover-Galerie bekommt diesmal alle Punkte: Alle Cover werden im Großformat abgebildet. Der Wunsch nach 2 oder 3 hübschen Variants klingt da schon nach Jammern auf hohem Niveau.

Fazit: „Zerstörte Hoffnung“ hält das Niveau von „Aufstand auf Mon Cala“ und sorgt somit für spannende, dramatische und auch visuell gelungene Unterhaltung, während die kurzzeitig üppig ausgestattete Rebellenflotte mit dem imperialen Vorschlaghammer auf ein trauriges Mindestmaß reduziert wird. Dennoch ist nicht alle Hoffnung dahin. Eine Schlacht mag die Rebellion verloren haben, aber der Krieg geht, wie wir wissen, weiter.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 46: Zerstörte Hoffnung
Comic
Kieran Gillen, Salvador Larocca, Guru-eFX, u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3245-7
194 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

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