von Frank Stein

„Mutige Jedi-Ritter und grausame Sith-Lords, hilfreiche Droiden, Wookiees, Ewoks und andere Wesen aus der ganzen Galaxis – dieses Buch versammelt die fantastischen Figuren der ‚Star Wars‘-Saga und lässt kaum Fragen offen.“ – So lautete der Klappentext des aktuellen Hardcoverbandes, der sich mit dem Personal von George Lucas’ beziehungsweise Disneys Sternenreich beschäftigt. Ein Zusatz weist darauf hin, dass über 200 Charaktere vorgestellt werden und man mehr als 700 Abbildungen erwarten darf.

Wer – wie ich – zufällig die Rückseitentexte der beiden vorherigen Bände kennt, dem werden gleich die Korrekturen des vorliegenden auffallen (offenbar liest jemand bei DK meine Rezensionen ;-) ). Wookiees werden endlich mit zwei „e“ geschrieben. Es ist nicht mehr bloß die Rede von der „klassischen“ Saga, man behauptet nicht mehr, „alle“ Figuren vorzustellen, und auch nicht mehr, „keine“ Fragen offen zu lassen. Dergestalt dezent umformuliert, kommt das alles jedenfalls deutlich richtiger (und bescheidener) daher. Hierfür ein Lob.

Denn gerade die Ansage, alle Figuren vorzustellen, war schon im Vorgängerband falsch. Dort kamen zwar 39 neue Einträge hinzu, aber es gab auch 22 Verluste im Vergleich zur ersten Ausgabe des Lexikons. Und auch hier sind zwar 43 neue Protagonisten aus den Filmen „Star Wars: Die letzten Jedi“, „Star Wars: Rogue One“ und „Solo: A Star Wars Story“ aufgenommen worden, da aber trotzdem weder Seitenzahl (224) noch Figurenmenge (über 200) geändert wurden, mussten erneut ältere Einträge weichen. Diesmal sogar ganze 43. (Es fand also ein 1-zu-1-Austausch statt.) Verloren gegangen sind dabei vor allem Kreaturen und Droiden, also beispielsweise Bantha, Nexu und Wampa respektive Buzz-Droide, Droideka und Verhördroide. Sehr viele No-Name-Einträge, über deren Sinn und Unsinn man in einem Lexikon (namhafter) Helden, Schurken und Droiden in der Tat trefflich streiten könnte, die man aber trotzdem irgendwie vermisst.



Im Gegenzug sind eine Menge Protagonisten der neusten drei Filme hinzugekommen. So geben die Crew um Jyn Erso, die Gauner, mit denen der junge Han Solo unterwegs ist, und zahlreiche Widerständler rund um Rey, Finn und Poe Dameron ihren Einstand. Auch diverse neue Trupplertypen, wie Schlammtruppler oder Todestruppler, finden sich in dem Buch. Erneut gibt es dabei eine Menge Detailinformationen für den Fan zu entdecken, beispielsweise, dass Bohdi Rook in seiner Freizeit auf Odupiendorennen wettet, General Draven von Pendarr III stammt und Protokolldroidin ME-8D9 so oft neu programmiert wurde, dass ihre Vergangenheit selbst für sie ein Mysterium ist, das immer mal wieder unerwartet Teile von sich preisgibt.

In Sachen Layout hat sich wenig getan. Unverändert erhält jede Figur genau eine Seite in dem Buch. Dort wird sie in einem großen Ganzkörperporträt abgebildet, ein bis drei zusätzliche kleinere Bilder bieten etwas visuellen Kontext zu der Figur. Dazu kommt ein Datenbankeintrag, der Zugehörigkeit, Heimatwelt, Spezies, Größe, Filmauftritt und verknüpfte Einträge listet. Kurze Textkästen bieten nette, wenn auch kaum erschöpfende Informationen. Im Ganzen handelt es sich eher um knappe, aber durchaus prägnante Einführungen in das Leben und Wirken der aufgeführten Helden, Schurken und Droiden. Der Zweck dieses Nachschlagewerks ist dadurch voll erfüllt.

Einige ältere Einträge wurden erneut aktualisiert. So ist Luke jetzt als alter Mann abgebildet, Maul (ohne Darth) tritt mit Metallbeinen auf und Maz Kanata präsentiert sich in Actionpose, gemäß ihrem Cameo in „Die letzten Jedi“. Damit passt sich das Buch an die Gegebenheiten der neueren Filme an. Mehr als nur ein paar Einträge sind jedoch praktisch 1-zu-1 erhalten geblieben. Ich habe nicht nachgezählt, aber gerade im Prequel-Bereich schlägt einem viel Bekanntes entgegen. Hier wurden höchstens Detailformulierungen angepasst.



Leider folgt auch dieser Band in der Präsentation seiner Figuren der englischsprachigen Ausgabe, obwohl die alphabetische Ordnung, die dort vorherrschte, im Deutschen nicht immer funktioniert. So folgt auf Clieg Lars der Klonpilot (Clone Pilot) und die ganzen Truppen der Ersten Ordnung (First Order), vom Exekutionstruppler (ja, die gibt’s wirklich) bis zum Tie-Jäger-Pilot, tummeln sich zwischen Finn und Galen Erso. Vermutlich ließ das Layout, in das nur der deutsche Texte eingesetzt wurde, keine Änderung der Reihenfolge zu. Schöner wäre es dennoch gewesen, im Deutschen die alphabetische Ordnung durch Umsortierung wieder herzustellen. Wenigstens listet das Inhaltsverzeichnis vorn die Figuren in alphabetischer Reihenfolge, dazu kommt ein ausführliches Register hinten. So wird das Auffinden leicht gemacht.

Das grundsätzliche Problem dieser Werke bleibt auch hier bestehen: So schön diese aktualisierte Version des Lexikons ist – und sie ist schön –, ihre Lebenszeit ist begrenzt. Schon im Spätherbst und Winter, wenn die TV-Serie „Der Mandalorianer“ und der neue Kinofilm „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ erscheinen, ist das Buch veraltet. Und wenn dann in zwei Jahren die nächste Ausgabe erscheint, werden erneut 30-40 Alteinträge „ausgemustert“. Eine Lösung ist das nicht, denn so fallen eine Menge Nebenfiguren der Saga einfach hinten runter (seit der Erstausgabe bereits 65). Besser wären eigentlich in sich geschlossene (und fortan unveränderte) Bände zu Themenkomplexen wie den Prequels, der klassischen Trilogie und den Sequel-Filmen. Oder eben eine Erhöhung der Seitenmenge um 50-100, um endlich die ganzen Verluste wieder zurückzuholen. Dafür könnte man dann auch 19,95 Euro verlangen.



Fazit: Unverändert ist das „Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Droiden“ ein farbenfrohes Nachschlagewerk für große und kleine Fans, das Spaß beim Stöbern bereitet und mit 14,95 EUR (Preis gleichbleibend seit dem letzten Band) absolut nicht teuer ist. Gerade für „Star Wars“-Neulinge bietet das Buch eine Menge schicker Bilder und gut verdaulicher Informationsschnipsel, sodass es sich als Einführungswerk in die Charaktervielfalt der Saga vortrefflich eignet. Bedauerlich ist allein das ständige Streichen von Einträgen, um Platz für die neuen Figuren zu schaffen. Auch dass die Figuren der Animationsserien „Clone Wars“, „Rebels“ und „Resistance“ nicht enthalten sind, obwohl sie zum Kanon gehören, ist ein Wermutstropfen.

P.S: Hier noch eine Liste aller seit der letzten Ausgabe gestrichenen und hinzugefügten Einträge.

Gestrichen wurden: Acklay, B‘omarr-Mönch, Bantha, Boga, Boxendroide, Buzz-Droide, Commander Bacara, Constable Zuvio, Droideka, Ello Asty, Energiedroide, Feuerhageldroide, FX-Medidroide, Happabore, Imperiale Droiden, Imperialer Sobot, J‘Quille, Krabbendroide, Luggabeast, Muftak, Mustafarianer, Naboos Seeungeheuer, Nexu, Octuptarra-Droide, Podrennfahrer, Polis Massaner, R4-G9, R4-P17, Rancor, Rathtar, Reek, Sarlacc, Sicherheitsdroide, Spürspinnendroide, Strono „Cookie“ Tuggs, Taun-Taun, Taurücken, Utai, Verhördroide, Wampa, Weltraumschnecke, Yarna, Zwergspinnendroide

Neu sind: Admiral Raddus, Baze Malbus, Bistan, Bohdi Rook, C‘ai Threnalli, Cassian Andor, Chirrut Îmwe, DJ, Dryden Vos, Enfys Nest, Exekutionstruppler (Erste Ordnung), Galen Erso, Gebirgstruppler, General Draven, General Merrick, Jyn Erso, K-2SO, Küstentruppler, L3-37, Lady Proxima, Lanai, Lieutenant Connix, Lyra Erso, Moloch, Oberster Anführer Snoke, Orson Krennic, Paige Tico, Panzertruppler, Pao, Patrouillentruppler, Polizist (Canto Bight), Prätorianergardist, Qi‘ra, Rio Durant, Rose Tico, Saw Gerrara, Schlammtruppler, Tallissan „Tallie“ Lintra, Tobias Beckett, Todestruppler, Two Tubes, Val, Vizeadmiral Holdo

Umbenannt wurden: Darth Maul => Maul, Hoth-Rebellensoldat => Rebellensoldat (Hoth), Major Ematt => General Ematt

Star Wars: Lexikon der Helden, Schurken und Droiden – Aktualisierte Neuausgabe
Sachbuch
Simon Beecroft, Elisabeth Dowsett, Pablo Hidalgo
Dorling Kindersley 2019
ISBN: 978-3-8310-3760-5
224 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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