Star Wars – The Mandalorian: Das offizielle Buch zur Serie

Begleitbücher zu den Bewegtbildinhalten von „Star Wars“ haben beim Verlag Dorling Kindersley eine lange und schöne Tradition. So gibt es beispielsweise eine ganze Reihe von „Illustrierten Enzyklopädien“, die sich bilderreich und mit vielen Informationstextschnipseln den Kinofilmen der Saga widmen. Zu den TV-Serien auf Disney+ gab es bislang nichts Vergleichbares. Nun ist „Das offizielle Buch zur Serie“ erschienen. Ist es das Werk, das sich alle Mando-Fans gewünscht haben?

von Frank Stein

Für die, die keine Zeit haben, möchte ich mein Fazit schon mal vorwegnehmen: Nein, ist es leider nicht. Warum das so ist, das möchte ich etwas genauer begründen.

Man wird schon gelinde misstrauisch, wenn man das Buch erstmals in den Händen hält. Es ist mit 15 x 23 cm ungewöhnlich klein vom Format her, kleiner sogar noch als das „Lexikon der Helden, Schurken und Droiden“. Aber immerhin weist es 160 Seiten auf. Da könnte sich doch einiges drin verbergen. Und Bildmaterial sollte es von den zwei Staffeln „The Mandalorian“, die darin enthalten sind, doch reichlich geben. Kostüme, Raumschiffe, Welten, Aliens – die Fantasie des Lesers ist schon beim Gedanken an die TV-Serie beflügelt.

Auch das Inhaltsverzeichnis liest sich nicht übel. Es beginnt mit dem Mandalorianer und der Razor Crest, dann zieht sich das Buch von Serien-Episode zu Serien-Episode und behandelt dabei gleichberechtigt Figuren wie Grogu, Cara Dune, Moff Gideon und sogar Luke Skywalker neben Vehikeln wie der Bothan-5 und dem Imperialen Frachter bis hin zu Schauplätzen wie Pagodon, Nevarro und der Morak-Basis. Das lässt das Fan-Herz höher schlagen.



Alle Einträge sind überwiegend doppelseitig (manchmal auch nur einseitig) – und an dem Punkt tritt die Ernüchterung ein. Die gebotenen Informationen sind leider allesamt extrem knapp gehalten. Die Seite des Mandos besteht beispielsweise aus einem Foto, das ihn nicht einmal ganz, sondern nur bis zu den Oberschenkeln zeigt. Außerdem erfahren wir, dass er gut in seinem Job ist, der Kopfgeldjägergilde angehört, eine Gruppe in Nevarro unterstützt, Din Djarin heißt, als Kind von Mandalorianern gefunden und ausgebildet wurde, an „den Weg“ glaubt und eine Rüstung trägt, die teilweise aus Beskar ist. Das war's. Keine Abbildungen seiner Waffen, keine der für DK geradezu berühmten kleinen Bildbeschriftungen (die mal kurios, mal informativ und mal unsinnig sein mögen), nicht mal ein Foto seines Gesichts.

Und so geht es leider im ganzen Buch weiter. Über die Razor Crest erfahren wir (da sind sie dann doch, die kleinen Bildbeschriftungen!), dass sie ein Cockpit, ein Triebwerk, eine Laserkanone und Sensoren hat. Das hätte sich beim Betrachten des Fotos niemand denken können! (Immerhin wird die Laserkanone genauer spezifiziert: „MK 3e/W“) Es gibt zwar ein Bild vom Waffenschrank und den Hinweis, dass man Gefangene zum besseren Transport in Karbonit einfrieren kann, trotzdem hat man das Gefühl, dass da viel mehr Wissenswertes gewesen wäre. Ein Blick ins Cockpit. Oder in den Frachtraum. In anderen Büchern wären auch sicher die Waffen im Waffenschrank analysiert worden. Hier herrscht diesbezüglich Fehlanzeige.

Ich will es bei den zwei Beispielen belassen. Alle Einträge ähneln sich. Es gibt stets ein bis zwei Fotos aus der Serie – beziehungsweise bei den Figuren aus einem Foto-Shooting – und dann wird ein ausgesprochen wortkarger Informationsblock dazu geboten. Das Ganze erweckt den Eindruck, als würde sich das Buch an Erstleser richten, mit großen Bildern, großer Schrift und einfacher Sprache. Ein Blick auf die Website von DK bestätigt dann tatsächlich, dass sich das Buch an Kinder ab 8 richten soll. Als „perfekt zum Selberlesen“ für die jungen Padawane wird es beschrieben. Das kann ich unterschreiben. Damit ordnet es sich in der Machart neben „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers. Das galaktische Buch zum Film“ ein, das sogar ab 6 war (und im Innenteil sehr ähnlich aussieht). Das Kuriose ist hingegen, dass sich die TV-Serie eigentlich gar nicht an Kinder richtet, denn sie ist ziemlich rau und düster im Tonfall und verdient seine FSK12-Einstufung durchaus – trotz des knuffigen „Baby-Yodas“.



Bislang klingt diese Rezension wie ein veritabler Verriss. Das soll sie gar nicht sein! Es macht durchaus Spaß, das Buch durchzublättern und sich die Informationshappen, die einem geboten werden, anzuschauen. Immerhin bekommt man Namen zu Nebenfiguren und Schauplätzen, die man sich in der TV-Serie vielleicht nicht merken konnte. Oder wisst ihr noch, wie der Planet hieß, auf dem Mandos Schiff ins Hafenbecken fiel? (Die Antwort lautet: Trask.) Insofern bin ich froh, dass es überhaupt ein Buch zu „Der Mandalorianer“ gibt. Es hätte allerdings viel, viel besser sein können. Auch wenn es sich primär an Kinder richtet. (Ist ja nicht so, als hätten die sich über die „Illustrierten Enzyklopädien“ mit ihren vielen tollen Fotos nicht gefreut ...)

Fazit: „Star Wars – The Mandalorian: Das offizielle Buch zur Serie“ ist keine „Illustrierte Enzyklopädie“ zur TV-Serie auf Disney+, nicht einmal ansatzweise. Es ist ein im Anspruch ziemlich kleines Werk, das ein paar Fotos und ein paar leidlich informative Begleitbrocken bietet, die zur Gedächtnisauffrischung dienen mögen, wenn der Seriengenuss schon ein paar Wochen her ist. Echtes Zusatzwissen wird aber so gut wie keins geboten. Da wäre viel mehr möglich gewesen. Als Kinderbuch mag es funktionieren, denn Kinder dürften mit der Menge an Informationen schon recht glücklich sein. Ein „Buch für alle Fans“ wäre dennoch schöner gewesen, gerade weil die Fan-Base von „The Mandalorian“ eher älteren Semesters ist.

Star Wars – The Mandalorian: Das offizielle Buch zur Serie

Sachbuch
Matt Jones
Dorling Kindersley 2022
ISBN: 978-3-8310-4342-2
160 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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