Star Wars – Imperium in Trümmern

Die Schlacht um Endor ist geschlagen. Die Helden feiern mit ihren Ewok-Verbündeten und überall in der Galaxis werden Feuerwerke gezündet. Kehrt jetzt also Frieden ein? Mitnichten! Das Imperium mag zwar nach dem Tod des Imperators in Trümmern liegen, aber es ist keineswegs besiegt. Wie der Kampf weitergeht, wird im vorliegenden Comic beschrieben.

von Frank Stein

„Imperium in Trümmern“ gehörte Ende letzten Jahres zusammen mit einem Stapel Romane und Sachbücher zum Multimedia-Projekt „Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht“. Ich habe mittlerweile drei dieser Bücher gelesen und in ein viertes reingeschmökert. Keins der Werke hatte sonderlich viel mit dem Kinofilm zu tun. Die Informationen, welche die Leinwandhandlung ergänzen und vertiefen würden, waren kaum der Rede wert. Das gilt auch für diese Comic-Geschichte, die unmittelbar nach „Episode VI“ angesiedelt ist und erzählt, was in den Folgetagen so geschieht. Die Verbindung zu „Episode VII“ besteht dabei allein darin, dass wir Poe Damerons Eltern kennenlernen, die im Zentrum der Handlung stehen und beide tapfere Kämpfer der Rebellion sind.

Shara Bey ist Grün Vier, eine A-Flügler-Pilotin, die wie der Teufel fliegen kann und den Imperialen über Endor ordentlich einheizt. Kes Dameron gehört dagegen zur Spezialeinheit Pathfinder, die unter General Han Solo den Schildbunker auf Endor gesprengt hat. Beide sind verheiratet und haben Pläne für die Zukunft, was sie aber nicht abhält, ihren Teil im Kampf für die Freiheit zu leisten. Dieser Kampf wird auch nach der Zerstörung des zweiten Todessterns mit unverminderter Heftigkeit geführt, denn noch im Tod hat der Imperator Pläne ins Rollen gebracht, um die Galaxis in Aufruhr zu versetzen. So sind Shara, Kes und auch die bekannten Helden der Saga gleich an mehreren Fronten beschäftigt, um dem Wüten der Imperialen ein für alle Mal ein Ende zu setzen.

Liest man den Comic in der Hoffnung, mehr über die Zeit zwischen „Episode VI“ und „Episode VII“ zu erfahren, ist er eine herbe Enttäuschung. Die gesamte Handlung, die von Greg Rucka ersonnen wurde (scheinbar einem der neuen Hausschreiber für „Star Wars“, hat er doch auch zwei „Journey to“-Romane verfasst), erstreckt sich nur über wenige Tage nach der Schlacht um Endor. Organisationen wie die Galaktische Republik, die Erste Ordnung oder der Widerstand spielen überhaupt keine Rolle.

Als Fortsetzung der klassischen Trilogie allerdings weiß die Handlung durchaus zu gefallen. Sie folgt zwar – abgesehen von den beiden Protagonisten – keinem stringenten Plot, sondern besteht mehr oder weniger aus kleinen Episoden im andauernden Kampf der Rebellion gegen das Imperium, aber die Atmosphäre zwischen Bangen und Hoffen ist sehr gut einfangen. Das Imperium ist ohne Führung, manche Admiräle folgen den ominösen Befehlen von Gesandten des Imperators, die über dessen Tod hinaus seinen Willen verkünden. Andere treiben ihr eigenes Spiel. Die Rebellen derweil hoffen jeden Tag auf eine Ende der Kampfhandlungen, ahnen aber, dass der Konflikt nicht so leicht zu beenden ist. So hetzen wir von Planet zu Planet, von Flottensammelpunkt zu Flottensammelpunkt und fühlen uns, als hätte der Krieg mit Endor nicht seinen Höhepunkt erreicht, sondern soeben erst richtig angefangen.

Neben den schön charakterisierten Figuren und der actionreichen Handlung sei vor allem die Optik lobend hervorgehoben. Die Zeichnungen von Marco Checchetto (federführend), Angel Unzueta und Emilio Laiso vermitteln die Stimmung wirklich großartig. Die Figuren sind gut getroffen, die Raumschiffe und Bodenfahrzeuge sehen großartig aus, der Detailreichtum ist auf erfreulich hohem Level. Der Stil setzt dabei vor allem auf „Realismus“, eine besondere Handschrift fällt nicht ins Auge. Mich persönlich stört das überhaupt nicht. Wenn zukünftig alle „Star Wars“-Comics auf dem Niveau gezeichnet sind, gibt es absolut nichts zu klagen.

Ein paar kleine Schnitzer leistet sich der Comic aber dennoch. So wirkt die Story an zwei oder drei Stellen etwas eigenwillig, beispielsweise, wenn sich drei Naboo-Sternenjäger erfolgreich einem imperialen Sternenzerstörer inklusive TIE-Jäger-Geschwader stellen. Oder wenn sich Luke Skywalker den Lapsus leistet, auf eine wichtige Kommandooperation zu gehen, ohne sich dabei im Mindesten über die imperiale Agentin informiert zu haben, die seine Mitstreiterin Shara Bey zur Tarnung verkörpern soll. Im Rahmen der „Star Wars“-Pulp-Realität mag das legitim sein, trotzdem sorgt es beim Lesen kurz für gehobene Augenbrauen.

Fazit: Als Begleitwerk zu „Das Erwachen der Macht“ enttäuscht der Comic ziemlich, ansonsten jedoch punktet er in allen Belangen. Sympathische Charaktere und eine actionreiche Story, welche die unsicheren Tage kurz nach der Schlacht um Endor treffend in Szene setzt, machen den Comic zu einem Vergnügen für Fans der klassischen Trilogie. Die fantastischen Illustrationen tragen ihren Teil dazu bei. Kleine Story-Schnitzer sind da zu verzeihen. Für Fans der „Imperium“-Ära eine echte Empfehlung.


Star Wars: Imperium in Trümmern
Comic
Greg Rucka, Marco Checchetto, Angel Unzueta und Emilio Laiso
Panini Comics 2015
ISBN: 978-3-95798-236-0
100 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,99

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