Star Wars Comic-Kollektion 3: Darth Vader und das Geistergefängnis

Die „Star Wars Comic-Kollektion“, die jüngst bei Panini Comics gestartet ist, hat sich zur Aufgabe gemacht, die spannendsten Comics aus der Galaxis weit, weit entfernt in edlen Hardcoverausgaben zu versammeln, die durch Bonusmaterial und ein stetig wachsendes Rückenbild zu punkten gedenken. Ausgabe 3 widmet sich einem besonders düsteren Abenteuer des Sith-Lord Darth Vader.

von Frank Stein

Der Fünfteiler „Darth Vader und das Geistergefängnis“ kam ursprünglich zwischen Mai und September 2012 bei Dark Horse Comics in Heftform heraus. Auf Deutsch wurde er bei Panini auf drei Comic-Ausgaben verteilt: die Nummern 100 bis 102, erschienen von November 2012 bis Januar 2013. Hier nun wird die Geschichte aus der Feder von Haden Blackman und dem Pinsel von Agustin Alessio erstmals gesammelt präsentiert. Auf der Vorderseite ist, eingerahmt von dem typischen Schmuckrahmen der Comic-Kollektion, das Cover von Ausgabe 1 zu sehen, auf der Rückseite prangt der Ausschnitt einer seltenen Variant-Cover-Ausgabe.

Die Handlung des Comics spielt 19 Jahre vor der Schlacht um den ersten Todesstern und ist damit wenige Monate nach den Ereignissen aus „Episode III – Die Rache der Sith“ angesiedelt. Das Imperium stellt Tausende neuer junger Offiziere in Dienst, die loyal bis in den Tod die wahnwitzigen Pläne von Palpatine vorantreiben sollen. Einer von ihnen ist der bei einem Unfall verkrüppelte Laurita Thom, der vielleicht noch ein klein wenig korrekter und fanatischer ist als seine Kameraden.

Daher schlägt er sich auch, als es zum Aufstand unzufriedener Militärs gegen den noch frischen Imperator kommt, sofort auf die Seite der Verteidiger, wobei er sich vor allem an Darth Vader hängt, zu dem er wie zu einem Meister aufblickt. Gemeinsam mit Vader und Großmoff Trachta flieht Thom von Coruscant – im Gepäck den verletzten Palpatine, dessen Leben am seidenen Faden hängt. Die vier Männer, die interessanterweise alle auf ihre Weise körperlich und seelisch versehrt und verdorben sind, finden Unterschlupf in dem legendären Geistergefängnis, wo die Jedi einst die gefährlichsten Männer und Frauen der Galaxis eingesperrt hatten. Kann dieser Pakt mit einem Groffmoff und dem dunklen Lord der Sith – die beide auch noch Rivalen sind – für den einfachen Lieutenant Thom gut ausgehen?

„Darth Vader und das Geistergefängnis“ zeigt wirklich, wie verdammt gut die „Star Wars“-Comics bei Dark Horse seinerzeit waren. Das galt natürlich nicht für alle, aber der hier ist sowohl erzählerisch als auch visuell ein echtes Highlight. Düster und schonungslos beschreibt Haden Blackman die Geburtswehen des Imperiums. Offiziere, die der Galaxis ihre eiserne Ordnung aufzwingen wollen, stehen gegen die absolute Dunkelheit, die durch den Imperator und Vader verkörpert wird. Dazwischen hängt der Protagonist, mit dem man hoffen will – gerade als sich ein winziger Silberstreif an seinem Horizont abzeichnet –, der aber eigentlich überhaupt keine Identifikationsfigur ist, denn er wandelt sich im Laufe der Geschichte vom schüchternen jungen Mann zum skrupellosen Erfüllungsgehilfen Vaders. Dabei wird er vor allem von Vaders Fähigkeiten geblendet. Dass dieser ihn niemals für mehr als eine Made unter seinem Stiefel halten wird, begreift Thom erst viel zu spät.

Die fantastischen, expressiven Bilder von Alessio tragen das ihre dazu bei, diesen Comic in ein düsteres Kunstwerk zu verwandeln. Grau, Blau und Blutrot verleihen den Seiten ein unheilvolles Flair. Außerdem herrscht ständiges Dämmerlicht, was sich in einer gedämpften Farbpalette widerspiegelt. Das passt atmosphärisch hervorragend zur Handlung und ist weit von dem entfernt, was man häufig an visueller Fließbandarbeit im Comic-Sektor vorgesetzt bekommt.

Im Anschluss an den Comic findet sich noch ein Bonus-One-Shot: „Auf verlorenem Posten“, aus der „Imperium“-Reihe, auf Deutsch im April 2004 in Heft-Ausgabe 43 erschienen. Die Story von Paul Alden und die sehr europäisch anmutenden Illustrationen Raul Trevino erzählen in aller Kürze von Vader, der nach der Explosion des ersten Todessterns mit seinem TIE-X1 auf einer Randwelt notlanden muss, wo er sich nicht nur gegen die hiesige Fauna durchsetzen muss, sondern auch mit einer ziemlich schlappen Garnisonstruppe konfrontiert wird. Eine Geschichte, die zwangsläufig nach der vorherigen verblassen muss, auch wenn sie ganz nett umgesetzt ist.

Redaktionell wird die Story wie immer bei der Comic-Kollektion von etwas Begleittext eingerahmt. Neben einer kurzen Einleitung und einer zeitlichen Einordnung vorne, findet sich hinten eine Fortsetzung der Produktionsgeschichte von „Star Wars“ – launig, aber sehr oberflächlich präsentiert. Abschließend gibt es noch einen zweiseitigen Artikel über „Star Wars“-LEGO. Auch hielt bleibt man sehr an der Oberfläche. Diesen Bonus-Content hätte man sich meines Erachtens sparen können, denn der hat mit seiner geringen Tiefe eher McDonalds-Zeitungs-Niveau und wird der Kollektion ansonsten nicht gerecht.

Fazit: „Darth Vader und das Geistergefängnis“ ist ein düsteres Highlight unter den „Star Wars“-Comics und jedem Fan des Imperiums uneingeschränkt zu empfehlen. Selbst wer sich für die Comic-Kollektion ansonsten nicht interessiert, sollte hier einen Blick riskieren. Dieser Einzelband lohnt sich, zumal die Story hier erstmals gesammelt präsentiert wird und das auch noch im Hardcover zu einem echt guten Preis! Vor allem zeigt sich hier, dass das „Legends“-Label, das auch diese Geschichte als Nicht-Kanon brandmarkt, den alten „Star Wars“-Geschichten keinesfalls ihre Kraft und Qualität raubt. Zumal die erzählte Handlung zumindest aktuell noch voll kompatibel mit dem neuen Kanon ist.


Star Wars Comic-Kollektion 3: Darth Vader und das Geistergefängnis
Comic
Haden Blackman, Agustin Alessio
Panini Comics 2016
ISBN: 978-3-95798-935-2
144 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 12,99

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