Star Wars: Kanan – Der letzte Padawan

Die TV-Animationsserie „Star Wars: Rebels“ hat mittlerweile erfolgreich die „Clone Wars“-Serie beerbt. Zwar sagt man den wöchentlichen Abenteuern nach, ein wenig zu simpel zu sein (Stand: Staffel 1), doch gerade die Helden – der junge Ezra, die Sprayerin Sabine, die Twi'lek-Pilotin Hera, der brummige Schlägertyp Zeb, der freche Droide Chopper und eben der Cowboy unter den Jedi Kanan Jarrus – haben sich erfolgreich in die Herzen der Zuschauer gespielt. Der vorliegende Comic beleuchtet die Hintergrundgeschichte des nicht ganz typischen Machtanwenders Kanan.

von Frank Stein

Kanan Jarrus ist gewiss ein Jedi der etwas ungewöhnlicheren Art. Er wirkt eher wie ein Schmuggler, ein dreister Typ, der stets einen Spruch auf den Lippen hat und den Blaster locker im Holster trägt. Wie jemand, der eine Ausbildung im Jedi-Tempel erlebt hat, wirkt er nicht. In „Kanan – Der letzte Padawan“, der 140-seitigen Sammelausgabe der US-Hefte „Kanan – The Last Padawan #1-6“, ist nachzulesen, wie der Mentor des jungen Streuners Ezra aus „Rebels“ zu dem wurde, der er ist. Geschrieben wurde der Comic von Greg Weisman, der bereits unter anderem für DC Comics („Captain Atom“) und Disney („Gargoyles“) gearbeitet hat. An „Rebels“ war er zusammen mit Dave Filoni und Simon Kinberg als ausführender Produzent der ersten Staffel beteiligt. Die Handlung stammt also direkt von der Quelle.

Der Comic beginnt in der Erzählgegenwart. Kanan Jarrus und sein kleiner, bunt zusammengewürfelter Haufen aus Widerständlern sollen für den geheimnisvollen Rebellen-Anführer Fulcrum ein paar Kisten mit Vorräten beschaffen. Ziel der Mission ist der Planet Kaller. Die Erwähnung des Namens zündet bei Kanan direkt auf Seite 2 einen Strom von Erinnerungen, an dem wir als Leser in den Folgekapiteln teilhaben werden, bis sich im letzten Kapitel der Kreis wieder schließt.

Auf Kaller war Kanan zuletzt während gegen Ende der Klonkriege. Damals war er noch der unangepasste, alles hinterfragende Padawan Caleb Dume der Jedi-Meisterin Depa Billaba. Gemeinsam mit ihren Klonsoldaten kämpfen sie gegen die Droidenheere des devaronianischen Generals Kleeve. Kurz nach dem Rückzug der Separatisten kommt es dann zur Order 66 und die Männer, die zuvor die Freunde der Jedi waren, wenden sich urplötzlich gegen sie. Caleb entkommt nur knapp dem Tod, und er muss sein Leben ab jetzt auf der Flucht verbringen. In dem Schmuggler Janus Kasmir, einem Eingeborenen von Kaller, findet er einen fragwürdigen Freund. Von ihm lernt er das Leben auf der Schattenseite der Gesellschaft; die Zeit mit ihm formt aus dem jungen Padawan Caleb den Outlaw-Jedi Kanan. Dessen Weg am Ende zurück nach Kaller führt …

„Kanan – Der letzte Padawan“ ist kein alter „Legends“-Titel, sondern voll und ganz in den aktuellen Disney-Kanon integriert. Was wir hier über den TV-Charakter Kanan Jarrus erfahren, ist tatsächlich seine Lebensgeschichte. Doch nicht nur das macht das Werk spannend. Zunächst einmal ist „Kanan – Der letzte Padawan“ einfach spannend erzählt. Wie sich ein Kind in einer dunklen Epoche der Galaxis durchschlagen muss, ist eindrücklich geschildert. Hier beherrschen keine Helden die Handlung, die mit einem flotten Spruch aus jeder Misere rauskommen und jeden blöden Bösewicht bezwingen. Hier ist die Galaxis schmutzig, und das Überleben zwischen Verrat und Verfolgung fällt schwer. Darüber hinaus beschreibt der Comic den perfekten Hintergrund für die Figur des Kanan Jarrus. Was anfangs in der TV-Serie „Rebels“ wie eine betont coole Mischfigur aus dem Sprücheklopfer Han Solo und dem machtbegabten Luke Skywalker anmutete, bekommt hier Format und Glaubwürdigkeit.

Auch visuell weiß der Comic zu gefallen, wobei vor allem die Zeichnungen von Pepe Larraz in den ersten fünf Kapiteln  enorm atmosphärisch wirken und gut zur Stimmung der Erzählung passen. Er vermag es, sowohl stillen Pathos zu vermitteln (etwa beim Jedi-Training auf einer Bergeshöhe), als auch verzweifelte Tristesse zu zeigen (wenn sich Caleb plötzlich hungrig und einsam durchschlagen muss). Jacopo Campagni, der das letzte Kapitel illustriert hat, kann hier nicht ganz mithalten. Sein Stil ähnelt dann doch eher dem humoristischen „Rebels“-Look – was andererseits natürlich zur Rückkehr der Handlung in die Erzählgegenwart passt.

Eine Covergalerie schließt den Sammelband ab.

Fazit: Für Fans der „Star Wars“-Serie „Rebels“ ist der Comic-Band ohnehin ein Muss, beleuchtet er doch den Hintergrund der Hauptfigur Kanan Jarrus und verleiht ihr so deutlich mehr Tiefe. Aber auch Kritiker der Serie kommen  auf ihre Kosten, denn der Comic macht vieles anders als die „Kinderserie“. Der Tonfall ist ernster, die Optik düsterer, die Bedrohungen für den jungen Protagonisten wirken eindrücklicher. Hier wurde alles richtig gemacht! Bloß dass es mal wieder ein „letzter“ Padawan sein muss, wirkt langsam unglaubwürdig. Wie viele „letzte“ Jedi hatten wir in den vergangenen Jahren? Aber gut, es klingt halt dramatisch.


Star Wars: Kanan – Der letzte Padawan
Comic
Greg Weisman, Pepe Larraz, Jacopo Campagni
Panini Comics 2016
ISBN: 978-3-95798-708-2
140 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

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