von Daniel Pabst
Der „Star Wars Sonderband 98“ erschien 2017 bei Panini Comics in Deutsch. Autor ist, wie im Comic „Darth Vader #3“ aus 2015 (Marvel), Kieron Gillen. Zeichner ist Kev Walker. Der Band umfasst 148 Seiten.
Wer ist die Protagonistin Doktor Aphra? Sie ähnelt einer Kombination aus zwei bekannten Figuren aus der Feder des „Star Wars“-Schöpfers George Lucas. Einerseits hat die junge Forscherin von Indiana Jones, dem berühmten Archäologen aus der gleichnamigen Filmreihe, die Lust nach verrückten Abenteuern und den Drang seltene Schätze aus ihren gut beschützten Anlagen zu befreien, geerbt. Andererseits gibt es auch mit dem legendären Schmuggler Han Solo klare Ähnlichkeiten. So ist Aphra eine kühne, abenteuerliche Protagonistin, was gut zu dem legendären Schmuggler, der den Kessel-Run in unter 12 Parsecs absolvierte, passt. Genau wie er ist auch Aphra trotz ihrer passiv-aggressiven Lebensweise eine echte Überlebenskünstlerin. Dass diese beiden männlichen Charaktere sich übrigens so sehr ähneln ist kaum wunderlich, da sowohl Indiana Jones als auch Han Solo vom gleichen Schauspieler, nämlich Harrison Ford, auf der Leinwand verkörpert wurden.
Auch die anderen Hauptfiguren aus der „Doktor Aphra“-Comic-Reihe weisen generell große Ähnlichkeiten mit den Protagonisten aus der klassischen „Star Wars“-Trilogie auf. Wie dem Revolverheld Han Solo assistiert auch Doktor Aphra ein felliger Begleiter. Dieser ist wortkarg, weist dafür aber andere Qualitäten auf. Diese Charakteristika von Chewbacca verkörpert der schwarze Wookiee namens Black Krrrsantan. Natürlich hat Aphra auch zwei Droidenbegleiter, welche ihr auf ihren Abenteuern folgen. Statt einem goldenen Quassel-Bot wie C-3PO und seinem kleinen Freund R2-D2 sind es zwei düstere Roboter namens BT-1 und Triple Zero (0-0-0 geschrieben). Statt sechs Millionen verschiedenen Sprachen zu sprechen, sind diese „Mörder-Bots” darauf spezialisiert, unangenehme Kontakte von Aphra langfristig zu beseitigen oder aus ihnen wichtige Informationen – meist mit Gewalt – „herauszukitzeln”. Zudem erfahren die Leserinnen und Leser die Hintergrundgeschichte, wie die noch recht junge Archäologin es bereits geschafft hat, einen Doktortitel ihr Eigen zu nennen.
Nun frei vom Dienste Darth Vaders, verschlägt es Doktor Aphra nach Yavin IV, dem ehemaligen Stützpunkt der Rebellen. Es wäre doch auch viel zu schade, die so mühsam erbeuteten Relikte einem Museum zu schenken, wo sie nur Staub ansammeln würden. Für Aphra gibt es doch so viele private Sammler, welche bereit sind, sich ihr für seltene Schätze erkenntlich zu zeigen!
Mit von der Partie ist auch Aphras Vater, ganz zum Leid aller Anwesenden. Damit reiht sich Aphra in die lange Liste der Protagonisten mit schwieriger Familiengeschichten ein. Doktor Aphra ist nicht die einzige Figur in „Star Wars“, welche an einem Vaterkomplex leidet. Spontan fallen Charaktere wie Luke Skywalker oder Kylo Ren ein, bei denen die familiären Beziehungen nicht die – schlicht gesagt – einfachsten sind. Aphras Vater ist überzeugt davon, dass die alten Massassi-Tempel auf Yavin IV die Überreste der Ordu Aspectu beinhalten. Bisher existieren diesbezüglich aber nur Halbwahrheiten und alte Legenden.
Es ist erfrischend an diesem Comic, dass er sich deutlich kreativer zeigt, als es die „Blockbuster-Filme“ jemals sein werden. Zum einen ist er an ein deutlich kleineres Publikum adressiert, zum anderen sind die Produktionskosten nicht so hoch, dass man eine „sichere Kugel schieben muss“. Der Comic lädt abschließend ein, sich auf eine „Zeit für Experimente“ mit einer weiblichen Protagonistin einzulassen.
Fazit: Wer nichts dagegen hat, dass Aphra auch jeder noch so tödlichen Falle entkommen kann, der kann sich auf einen wilden Ritt durch die Galaxis einstellen. Denn eines ist sicher: Kein Risiko ist zu groß und kein Schatz ist vor ihr sicher! Und die Abenteuerlust wird ihr in den folgenden sechs Sonderbänden gewiss nicht ausgehen!
Star Wars: Doktor Aphra
Comic
Chuck Wendig, Luke Ross
Panini Comics 2017
ISBN: 9783741603112
136 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99
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