Star Wars Comic-Kollektion 97: Die Malastare-Mission

Mit „Episode I: Die dunkle Bedrohung“ wurde die „Star Wars“-Galaxis um die Jahrtausendwende deutlich größer. Nun kämpften nicht mehr bloß eine Handvoll Rebellen auf abgelegenen Welten gegen die imperiale Flotte. Auf einmal betraten Scharen von Jedi-Rittern und Senatoren die galaktische Bühne und das Epos wurde um Politik und Intrigen erweitert – nicht nur auf der Kernwelt Coruscant. „Die Malastare-Mission“ ist ein Comic, der aus der Frühzeit dieser Phase stammt.

von Frank Stein

Im Mai 1999 kam „Die dunkle Bedrohung“ weltweit in die Kinos. Schon im Dezember 1998 startete bei dem US-Comic-Verlag Dark Horse, der damals die „Star Wars“-Lizenz hielt, die fortlaufende Reihe „Star Wars: Republic“, die vor allem Abenteuer der vielen neuen Jedi-Ritter der Prequel-Filme erzählte. Der Sechsteiler „Emissaries to Malastare“ (auf Deutsch dann „Die Malastare-Mission“) kam im Monatsabstand von Dezember 1999 bis Mai 2000 heraus und enthielt die „Republic“-Ausgaben #13 bis #18. Auf Deutsch wurde das Abenteuer von Mai bis Oktober 2000 in den „Star Wars“-Heften #13 bis #18 jeweils als B-Story publiziert. Die Handlung ist kurz nach derjenigen des Kinofilms angesiedelt und gilt heute – wie alle Ausgaben in der „Star Wars Comic-Kollektion“ – als „Legende“, also nicht zum Disney-Kanon gehörig.

Man merkt dem Sammelband direkt auf Seite 1 an, dass er Teil einer Reihe ist, denn die Handlung geht fast nahtlos da weiter, wo sie in dem Sechsteiler „The Outlander“ (auf Deutsch: „Der Outlander“, im Rahmen der „Comic-Kollektion“ als Band 93 erschienen) aufgehört hatte. Der Jedi-Meister Ki-Adi Mundi bildet seinen neuen Padawan, den Tusken A'Sharad Hett im Tempel aus, wozu auch ein brutaler Lichtschwertkampf gegen eine eigenwillige Meisterin gehört, die nur als „Die dunkle Frau“ bezeichnet wird.

Doch das ist nur Vorabgeplänkel; man argwöhnt, dass die Szene gewählt wurde, um mit Lichtschwert-Action in die Handlung einzusteigen. Danach geht es im Jedi-Rat weiter. Meister Windu sammelt eine Truppe, um nach Malastare zu reisen, das nicht nur für seine Podrennen berühmt ist, sondern auch als neutraler Schauplatz von Friedensgesprächen zwischen zwei verfeindeten Gruppen vom Planeten Lannik dienen soll. Die Jedi sollen als Vermittler bei dem Treffen helfen. Natürlich verläuft die Mission alles andere als reibungslos, denn jede Partei hat ihre eigene Agenda, und den Frieden will irgendwie niemand außer Mace Windu und seinen Mitstreitern.

In der zweiten Hälfte nimmt der Comic dann eine eigentümliche Wendung, denn die Handlung verlagert sich nach Nar Shaddaa, auf den Schmugglermond, der die Hutten-Heimatwelt Nal Hutta umkreist. Dort sucht Mace Windu nach wilden Wesen von seiner Heimatwelt, über die er – korrumpiert zu Kriegsbestien – auf Malastare gestolpert war. Dieses Anschlussabenteuer liest sich im Grunde wie eine Fortsetzung der Malastare-Mission und hat damit selbst nicht mehr viel zu tun.

Der Comic dürfte vor allem Prequel-Fans erfreuen. Sowohl vom Personal als auch von den Story-Elementen spürt man extrem die Nähe zum Kinofilm „Die dunkle Bedrohung“. Aufrechte Jedi, schmierige Senatoren und skrupellose Podrennfahrer – das kommt einem alles bekannt vor. Dazu baut der Comic weiterhin auf das Dark-Horse-eigene „Star Wars“-Personal. So gibt es Auftritte von Quinlan Vos, der Dunklen Frau und dem devaronianischen Schurken Vilmarh. Das macht durchaus Spaß, ebenso wie die vergleichsweise verwickelte Handlung, die diverse Interessensgruppen gegeneinander stellt.

Negativ anzumerken ist leider die etwas holprige dramaturgische Umsetzung. Nicht nur wechselt der Comic – wie gesagt – urplötzlich die Richtung und erzählt eine völlig neue Mission. Zudem wird auch die eigentlich titelgebende keineswegs zufriedenstellend abgeschlossen. Das mag realistisch sein – politische Parteien gehen auch mal im Zorn auseinander –, aber es fühlt sich für den Leser irgendwie unbefriedigend an, dass nach viel Exposition zu Beginn und Action im Mittelteil der eigentlichen Story plötzlich die Luft ausgeht.

Visuell muss sich der Comic nichts vorwerfen lassen. Gerade die Figuren sind überwiegend gut getroffen und auch in der Menge der Protagonisten verliert man nicht den Überblick. Um Platz für die Redefreudigkeit der Charaktere zu haben, bleiben allerdings Hintergründe oft bloß farbige Flächen. Ausgeglichen wird das immer wieder durch größere und dann detailreiche Panels. Die Panelstruktur ist für die Zeit klassisch: gerade Panelkanten, manchmal verschachtelte Anordnungen, meist aber durch weiße oder schwarze Ränder sauber voneinander getrennt. Eine Optik, die nicht unbedingt mitreißt, aber die Handlung gut und unauffällig unterstützt. „Zweckmäßig“ ist wohl das Adjektiv, das passend erscheint.

Die Ausstattung des Comic-Bandes entspricht dem Üblichen der „Comic-Kollektion“. Eine Einleitung und ein Informationsüberblick führen in die Handlung ein, eine unvollständige Covergalerie (das fehlende Cover ist neben der Introseite zu sehen) bilden das Bonusmaterial.

Fazit: „Star Wars Comic-Kollektion 97: Die Malastare-Mission“ bietet eine Erzählung, in der angenehm viel passiert und die ganz den Geist der Prequel-Ära atmet. Leider vollzieht die Handlung in der zweiten Hälfte eine etwas seltsame Wendung und lässt Leser womöglich unbefriedigend zurück. Das merkt man natürlich in diesem Sammelband stärker als damals in den Einzelheften einer fortlaufenden Reihe. Ein Comic, der sich primär an Jedi-Fans richtet – und dann sinnvollerweise auch zusammen mit den zwei Vorgängerbänden (#90 und #93 der „Comic-Kollektion“) genossen werden sollte.

Star Wars Comic-Kollektion 97: Die Malastare-Mission
Comic
Timothy Truman, Jan Durseema u.a.
Panini Comics 2020
ISBN: 978-3-7416-1585-6
146 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,99

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