Star Wars – Die Hohe Republik: Die Verschwörung

Fünf Jahre schon sind die beiden Nachbarplaneten Eiram und E’ronoh in ihren „ewigen Krieg“ verstrickt. Der Hass der Wasser- auf die Wüstenwelt und umgekehrt scheint mittlerweile unüberbrückbar. Ein „Auffahrunfall“ im Weltraum bringt nicht nur die Jedi in das System, sondern auch die Erben der Herrscherhäuser zusammen. Und auf einmal scheint es doch Hoffnung auf Frieden zu geben, einen Frieden, den nicht jeder will …

von Frank Stein

Die zweite Phase des Literaturgroßprojekts „Star Wars – Die Hohe Republik“ ist mittlerweile auch in Deutschland in vollem Gange. Während man bei Panini schon an den ersten Texten der dritten Phase arbeitet, zieht nun auch blanvalet langsam nach und hat den ersten von zwei (drei) Erwachsenentiteln bei sich veröffentlicht. Buch zwei und drei folgen dann im Juni und August zumindest recht nah aufeinander. Ganz so dramatisch sind die Verzögerungen indes nicht, denn es zeigt sich, dass schon dieser erste Roman mit dem Titel „Die Verschwörung“ nur sehr wenig mit dem Jugendroman „Der Pfad der Täuschung“ und schon gar nichts mit dem Kinderbuch „Die Suche nach der verborgenen Stadt“ zu tun hat. Jedes Alterssegment kocht hier sein eigenes Süppchen mit eigenen Problemen und Protagonisten. Das macht die Werke weiß Gott nicht zu schlechten Romanen, bloß ist der übergreifende rote Handlungsfaden dieser Phase II letzten Endes kaum der Rede wert.

Aber ich greife vorweg. Während sich „Die Suche nach der verborgenen Stadt“ mit der typischen Arbeit eines der in dieser Ära so aktiven Weltall-Erkundungstrupps der Jedi und der Republik widmet, wurden wir in „Der Pfad der Täuschung“ in die Philosophie und Lebensweise der Mitglieder vom sogenannten „Pfad der Offenen Hand“ eingeführt, die 150 Jahre später mit den Nihil-Piraten zum Feind der Republik und der Jedi verschmelzen sollen. In „Die Verschwörung“ geht es ins Eiram-Systen, wo die Wasserwelt Eiram mit dem benachbarten Wüstenplanet E’ronoh in einer Dauerfehde gefangen ist, die von wirtschaftlichen Interessen an einem gemeinsamen Hyperraumkorridor und einer Spirale aus Vergeltungsmaßnahmen angefacht wurde. Heute geht es den Anführern nur noch darum, „die anderen in die Knie zu zwingen, damit es endlich vorbei ist“, auch wenn das mittlerweile stark auf Kosten der notleidenden Bevölkerung beider Welten geht. Man kennt diese Form der falsch verstandenen Konfliktlösungspolitik auch von anderen Planeten (hüstel).

Hier nun will es der Zufall, dass ein Jedi-Schiff mit medizinischen Vorräten für Eiram mit dem unerwartet auftauchenden Flaggschiff des Republik-Kanzlers Mollo (einer von zweien in dieser Zeit) zwischen Eiram und E’ronoh zusammenstößt. Dazu kommen ein wenig Sabotage, ein bisschen Missverständnis und eine nicht ganz geglückte Rettung, und plötzlich ist die Tochter des Monarchen von E’ronoh, Xiri A’lbaran, die natürlich auch als Captain einer Kampffliegerstaffel dient, auf Eiram abgestürzt, wo sie den mildtätigen Sohn der Königin, Phan-tu, kennenlernt. Diese zwei sind noch nicht völlig verbittert, und so werden sie zur treibenden Kraft hinter einer erneuten Friedensbemühung, die durch die Jedi und Kanzler Mollo moderiert werden soll. Doch natürlich gibt es auf beiden Seiten Kräfte, die jeden Frieden in Zweifel ziehen und teilweise aktiv dagegen vorgehen. Und als mit Axel Greylark, dem aufgrund einer vergangenen Tragödie innerlich tief „beschädigten“ Sohn von Kanzlerin Greylark auf Coruscant, auch noch ein chaotisches Element hinzukommt und sich eine dunkle Bedrohung von außen einmischt, steht der Erfolg des Friedensprozesses auf der Kippe.

Der Einstieg in den Roman von Zoraida Córdova fällt nicht ganz leicht. Sie fährt eine ziemliche Riege an neuem Personal auf, auf Eiram, E’ronoh, bei den Jedi und unter den Republikpolitikern. Bis man das innerlich sortiert hat, dauert es eine Weile. Dabei hätte es einige der Figuren gar nicht gebraucht. Ob nun ein oder zwei Jedi-Meister ihre Weisheiten zum Besten geben, ist zum Beispiel wirklich egal. Nach dem etwas schwierigen, aber auch dramatischen Einstieg findet man aber mehr und mehr ins Setting hinein. Córdova nimmt sich Zeit für Gespräche und Charakterisierungen. Dabei ist ihr vor allem die auch das Titelbild zierende Jedi-Ritterin Gella Nattai wichtig, die – wie so erstaunlich viele Jedi ihres Alters – irgendwie nach ihrem Platz im Orden und in der Macht sucht. Auch die kämpferische Xiri und der sanfte, kluge Phan-tu werden schön gezeichnet, wie sie erst aus Verantwortungsgefühl heraus zusammenstehen und dann langsam ihre Liebe füreinander entdecken. Schließlich wird Axel Greylark viel Platz eingeräumt, diesem charismatischen, zornigen, selbstlosen, intriganten jungen Mann, der vielleicht das Gute will, sich aber doch immer wieder aus Schwäche dagegen entscheidet. Eine durchaus spannende Figur.

Der Mittelteil ist, wie gesagt, weitgehend ruhig und eher von Intrigen und Charakterisierungen geprägt als von Action, obschon hier und da ein kurzer Adrenalinschub eingebaut wurde. Beim Finale kracht es dann umso mehr. Hier wird es so dramatisch, dass man erst nach dem Zuklappen des Buchs langsam zu der Erkenntnis kommt, dass doch einiges etwas seltsam gewesen ist. Ich will nicht zu viel verraten, aber die finale Gruppe Angreifer verhält sich doch ausgesprochen irrational für ein Angehörige ihrer Zunft. Das hätte Córdova schlauerweise besser anders gelöst.

Die Verknüpfungspunkte zum Rest der ersten Welle der zweiten Phase sind, wie gesagt, dünn. Auch hier hat der Pfad der Offenen Hand seine Finger im Spiel, so ganz klar, warum sich „die Mutter“ die Mühe macht, mit Agenten in den Konflikt einzugreifen, wird aber nicht. Was immer sie haben will, hätte sie auf anderem Wege jedenfalls deutlich leichter erwerben können. Aber vielleicht werden die Romane der zweiten Welle, die ja schon den Abschluss bildet, noch etwas Licht ins Dunkel bringen und Zusammenhänge verdeutlichen.

Fazit: Als Beitrag zum Großprojekt „Die Hohe Republik“ hat „Die Verschwörung“ wenig zu bieten. Der Roman erzählt eine Geschichte aus jener Ära, aber er treibt keine werkübergreifende Handlung voran. Als eigenständiges „Star Wars“-Abenteuer gibt es dagegen wenig Grund zur Klage. Ein planetarer Konflikt, etwas galaktische Politik, Charaktere, die einen berühren, dazu Intrigen, etwas Liebe, Blasterduelle und Jedi-Ritter (die allerdings kaum dazu kommen, ihre Lichtschwertkünste zu zeigen): Das alles ist vorhanden und macht den Roman zur unterhaltsamen Lektüre. Auf die relevanten Verbindungslinien muss man dann als Fan bis zur zweiten Welle von Phase II oder vielleicht gar bis zur dritten Phase warten.

Star Wars – Die Hohe Republik: Die Verschwörung
Film/Serien-Roman
Zoraida Córdova
blanvalet 2024
ISBN: 978-3-7341-6369-2
464 S., Paperback, deutsch
Preis: 16,00 EUR
        
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