Star Wars – Die Hohe Republik: Aus den Schatten

Etwa sieben Monate nach dem Erscheinen des ersten Romans aus der Zeit der Hohen Republik, wurde pünktlich der zweite Teil veröffentlicht. Der Zeitplan wurde aufgestellt und eingehalten, nun muss der Roman nur noch einhalten, was der Vorgänger versprochen hat.

von KaiM

Einige Zeit nach den Ereignissen auf der Anaxinen-Station in dem Roman „In die Dunkelheit“ macht sich die Leserschaft auf den Weg aus den Schatten. Wir treffen zwar auch bekannte Gesichter, aber in diesem Roman von der Autorin Justina Ireland, stehen neue Charaktere im Vordergrund. Ein interessanter Ansatz, denn tatsächlich sind die Hauptpersonen aus dem letzten Roman zwar anwesend, treten aber vergleichsweise in den Hintergrund und überlassen die Bühne gänzlich anderen Personen. Allerdings gibt es einige Charaktere, die bereits im Jugendroman „Die Bewährungsprobe“ zu den Hauptpersonen zählten, der aus der Feder derselben Autorin stammt.

Somit hängt die Handlung zwar grob mit den Ereignissen aus vorherigen Geschichten zusammen, kann aber auch ohne Vorwissen gelesen werden, denn alle wichtigen Informationen werden im Laufe der Geschichte nochmal ausgeführt. Einzig einige Referenzen auf die Drengir könnten für Fragen sorgen, da weder auf die Wesen selber, noch auf ihre Vergangenheit oder ihre Rolle in den Erlebnissen von Reath Silas eingegangen wird. Aber für die Handlung sind die Pflanzenwesen tatsächlich vollkommen unerheblich. Damit ist klar und dieser kleine Spoiler sei mir gestattet, dass die Drengir nicht die Hauptbösewichte dieses Romans stellen. Es geht natürlich um die Nihil, die sich zuletzt als große Bedrohung der Republik positionierten.

Handlung

Ein seltsames Ereignis führt Sylvestri Yarrow nach Coruscant. Während die Nihil überall in der Galaxis, insbesondere am äußeren Rand, Angst und Schrecken verbreiten, kämpft die Republik verhalten und zögerlich gegen sie an. Die Jedi unterstützen an den Brennpunkten, aber so richtig scheint diese Allianz der Bedrohung nicht Herr zu werden.

Auf einer Reise mit ihrem in die Jahre gekommenen Frachter war Syl im Hyperraum unterwegs, als die Reise jäh unterbrochen wird. Plötzlich sieht sie sich mitten im Nirgendwo einem Trupp der Nihil gegenüber, kann nur knapp entkommen und verliert dabei ihr Schiff. Das muss etwas zu bedeuten haben und kann kein Zufall sein. Die Republik sollte davon erfahren, denn wenn sie sich nicht täuscht, ist die Bedrohung noch deutlich größer, als bisher angenommen.

Zur gleichen Zeit hat sich Vernestra „Vern“ Rwoh auf der Starlight Station eingerichtet und wird nun ebenfalls nach Coruscant gerufen, um ihre nächste Mission anzutreten. Auf dem Weg dorthin trifft sie auf alte Bekannte, nämlich Meister Cohmac und seinen Padawan Reath Silas. Gezeichnet von ihrem Kampf gegen die brutalen Nihil sind auch sie unterwegs nach Coruscant.

Neben den Handlungssträngen dieser fünf darf man auch einer weiteren alten Bekannten aus dem letzten Roman über die Schultern schauen. Und natürlich wird das Schicksal die drei zusammenführen, aber die Frage ist, wann und wie das geschehen wird. Auf dem Weg dahin erfährt man einiges über die damalige Zeit, oder genauer über die Zeit der Hyperraumpioniere und eine alte, tiefe Feindschaft. Auch die Welt der Jedi und ihre Rolle in dieser Zeit werden angerissen, es kommt also auch ein wenig Politik ins Spiel, wobei die Charaktere, ihre Gedankenwelt und ihre Entwicklung einen wesentlichen Schwerpunkt dieses Romans ausmachen. Sie sind zwar allesamt interessant in Szene gesetzt, aber die Helden des letzten Romans werden klar aus dem Fokus genommen und zu Nebendarstellern degradiert. Die Szenen sind insbesondere aus der Perspektive der drei Hauptprotagonistinnen geschrieben, aber auch Padawan Imri und weitere Charaktere kommen zum Tragen.  

Kritik

Action ist wahrlich kein Schwerpunkt dieses Buches, was keineswegs als negativer Aspekt zu verstehen ist. Die Szenen, in denen es zur Sache geht, sind knackig, spannend und keineswegs hat man hier immer das Gefühl, dass die Jedi es schon richten werden. Es bleibt genug Raum für gleichwertige Gegner und Freunde, die keine Besitzer eines Lichtschwertes sind.

Die Persönlichkeiten sind die große Stärke dieses Romans. Die zu Beginn noch unbeschriebenen Blätter – falls man den Jugendroman ausgelassen hat – füllen sich mit jedem Kapitel und das Universum wird durch das Anreißen von politischen und machtstrukturellen Themen mit Leben gefüllt. Auch die Nebenfiguren haben Potenzial und können der Leserschaft etwas bieten, das zum Weiterlesen animiert.

Aber nicht jede Figur ist besonders fesselnd, wobei dies sicherlich eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Ohne zu viel zu verraten, fand ich den Padawan Imri beispielsweise recht uninteressant. Die immer wieder thematisierten Eigenschaften und die damit verbundenen Probleme haben mir zu viel Raum eingenommen, ohne eine Perspektive zu bieten oder auch nur eine Tendenz erkennen zu lassen. Könnte er sich noch zu einem handfesten Problem für die Gruppe entwickeln oder vielleicht in einem entscheidenden Moment der Retter in der Not sein? In einigen Situationen fragt man sich wirklich, ob der Padawan nicht eigentlich mehr beitragen können, sei es für die Gruppe oder als Spannungsfaktor für den Roman. Aber so verkommt Imri eher zu einer Begründung für die inneren Konflikte seiner Meisterin Vern.

So erging es mir an einigen Stellen dieses Romans. Obwohl ich ihn gern gelesen habe, verpasst er die Möglichkeit, die Helden wirklich begeistern zu lassen und eine Spannung aufzubauen, die den Kauf des nächsten Romans wirklich unausweichlich macht.

Neben den Helden sind es die Nihil und der von ihnen inszenierte Konflikt, der an diese neue Welt fesselt. Was mit dem letzten Roman seinen Anfang nahm, wird konsequent weiterentwickelt und auch wenn man bisher nicht das Gefühl hat, die Nihil könnten das Imperium der alten Zeit sein, sind sie als niederträchtige Fraktion super in Szene gesetzt.

Leseprobe

Fazit: Eine gute Fortsetzung des ersten Romans, der von der Dunkelheit in die Schatten führt. Die Handlung ist ein Mix aus Politik, Action und der Welt der Akteure. Er stellt die Personen in den Mittelpunkt und ist dabei wirklich unterhaltsam, kann aber nicht in allen Aspekten eine Bindung der Leserschaft an das Schicksal der Helden erreichen. Doch der Konflikt zwischen der Republik und den Nihil ist spannend inszeniert. Schon deshalb muss man erfahren, wie es weiter geht.  

Star Wars – Die Hohe Republik: Aus den Schatten
Film/Serien-Roman
Justina Ireland
Panini Books 2021
ISBN: 9-783-8332-4083-6
384 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,00
        
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