Star Wars: Bürde der Königin

Es ist nicht leicht, von blauem Blut zu sein. Vor allem nicht im „Star Wars“-Universum. Diese Erfahrung durfte Prinzessin Leia in der klassischen Filmtrilogie machen und Jahre nach ihr dann Padmé Amidala, die – zugegeben nur gewählte – Königin von Naboo in „Episode I: Die dunkle Bedrohung“. Um letztere geht es in dem Roman „Bürde der Königin“, dem Prequel zu „Schatten der Königin“ oder Band 1 der „Königin“-Trilogie von Autorin E. K. Johnston. Welcher Ärger steht Padmé wohl diesmal ins Haus? Wir werden sehen.

von Ye Olde Jedi-Master

Das schöne an Prequels ist ja, dass man sie auch genießen kann, wenn man das Vorgängerwerk (das eigentlich später spielt) nicht kennt. So war es hier auch bei mir. Ich habe „Bürde der Königin“ zuerst gelesen, weil ich fälschlicherweise dachte, es wäre Band 1 der Trilogie. Ich meine, wer liest schon das Kleingedruckte auf dem Buchcover („Eine Vorgeschichte zu „Schatten der Königin …“)? Aber das war, wie gesagt, kein Problem. Denn ohnehin lernt man hier erstmal alle Figuren kennen – also zumindest die neuen. Die aus den Prequel-Filmen bekannten sollte man lieber auf dem Schirm haben, denn die werden überhaupt nicht vorgestellt, sondern einfach ohne große Beschreibung auf den Tisch beziehungsweise in die Geschichte geworfen, und das mitunter so lapidar, dass man die Handlung von „Episode I“ besser noch gut im Gedächtnis hat.

„Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung“ ist sowieso der zentrale Begleitfilm zum Buch respektive das Buch begleitet den Film. Das sieht man schon auf dem Cover und der Buchrückseite, die uns Padmé als Königin Amidala und Padmé als Widerstandskämpferin zeigen. Inhaltlich beginnt das Ganze kurz vor der Krönung von Padmé. Parallel dazu sucht der Captain von Amidalas Leibgarde, Panaka, nach Doppelgängerinnen von Padmé, um sie als Zofen zu engagieren. Diese Zofen, allen voran Sabé, die wir als etwas glückloses, regelmäßiges Amidala-Double aus „Episode I“ kennen, stehen deutlich im Mittelpunkt der Handlung, tatsächlich mehr noch als Padmé selbst. Autorin E. K. Johnston verrät, dass sie die Idee zu dem Buch 1999 hatte, also vermutlich im Umfeld des Filmgenusses. „Wie wäre es wohl, den Krieg auf Naboo aus Sicht der Zofen zu beschrieben?“, mag sie sich damals gefragt haben. Klassisches Fan-Fiction-Material, und wenig von diesem Ursprung schwingt im Roman noch mit.

Denn das Buch ist eigentlich kein Prequel, es ist eher ein Prolog, der in eine Parallelhandlung übergeht. Es gibt keinen echten Spannungsbogen und keinen für sich funktionierenden Konflikt, wie man ihn typischerweise in einem „Star Wars“-Abenteuer erwarten würde. Am ehesten könnte man das Ganze eine Entwicklungsgeschichte nennen. Eine Gruppe junger Frauen beziehungsweise Mädchen (es dürfte kaum eine über fünfzehn sein, die jüngste ist zwölf) kommt unter außergewöhnlichen Umständen im Palast von Theed zusammen und beginnt dort ein neues Leben, wobei Padmé damit klarkommen muss, sperrige Kleider zu tragen, hoheitsvoll zu wirken und einen Planeten zu führen, während ihre Zofen sich in ihre speziellen Rollen einfinden müssen. Da weht ein Hauch Mädchen-Internats-Albernheit durch die Seiten, gleichzeitig sind die Mädchen alle veritable Experten auf ihrem Gebiet, die Ersatz-Papa Panaka regelmäßig vorführen und dafür sorgen, dass sein Vorrat an Kopfschmerztabletten schmilzt.

Das ist ganz nett zu lesen, und obwohl vieles in der Beschreibung oberflächlich bleibt, etwa eine Reise über Naboo oder ein Gipfeltreffen mit Nachbarplaneten, kann man als Fan einiges über die menschliche Kultur auf Naboo und das Leben bei Hofe erfahren. Seltsam muten dabei die kurzen, für sich genommen völlig isolierten Szenen-Einsprengsel mit Figuren wie Yoda, Anakin oder Darth Maul an, so als solle man darauf hingewiesen werden, dass die Figuren ja auch noch zeitgleich irgendwo in der Galaxis existieren. Dann setzt auf Seite 183 nach gut zwei Dritteln des Buchs mit der Blockade von Naboo die Handlung von „Episode I“ ein, und ab hier fällt es der Autorin noch schwerer, die Geschichte im Fluss zu halten. So hetzt sie geradezu durch die Handlungsteile, an denen Padmé und die Zofen nicht beteiligt sind, und jemand, der „Episode I“ nicht gut kennt, versteht teilweise nur noch sehr wenig.

Selbst Padmés Erlebnisse spielen kaum eine Rolle. Die kann man ja im Kinofilm miterleben. Stattdessen liegt hier der Fokus nun ganz auf den Zofen. Schlaglichtartig erleben wir sie im Gefolge der Königin beim Kleiderwechsel, während sie darüber sprechen, was zuvor wirklich Spannendes passiert ist. Das ist so oberflächlich, wie man es sich nur vorstellen kann. Dramatischer ist zweifellos das Schicksal der auf Naboo Zurückgebliebenen, dem etwas mehr Raum gegeben wird, obwohl auch hier echte Gefühle höchstens an einer Stelle aufkommen wollen, nämlich als eins der Mädchen von den Droiden abgeführt wird. Ansonsten geht Johnston auch hier über vieles etwas lapidar hinweg. Ein paar Seiten mehr hätten dem Roman da nicht geschadet.

Vielleicht liegt's an mir. Ich bin tatsächlich etwas älteren Semesters. Ich wünsche mir von einem Unterhaltungsbuch, dass es nah an den Figuren ist und auch bei ihnen bleibt. Ein Wischi-Waschi-Nacherzählen von Filmhandlung langweilt mich. „Bürde der Königin“ hätte ein wirklich gutes Buch sein können, wenn es sich – von mir aus – auf seine Protagonistin Sabé (für die schlägt merklich das Herz der Autorin) konzentriert hätte. Ihre innere Entwicklung, die schwach ausgeprägt genug bleibt, ist der einzige erkennbare rote Faden im Roman. Das hätte man herausarbeiten sollen, gern an einem Planetenabenteuer rein auf Naboo. Noch besser wäre natürlich gewesen, wenn Padmé im Zentrum gestanden hätte, wie es Titel und Cover suggerieren. Ein Konflikt mit Handelspartnern wäre ein durchaus legitimer Plot gewesen, der dann mit einem Etappensieg der Guten in „Episode I“ hätte münden können. Selbst eine Widerstandsgeschichte auf Naboo hätte etwas getaugt, dann aber bitte mit eindeutigem Spannungsbogen, statt einem bloßen „Dinge passieren, während Zeit verstreicht“.

Das Buch richtet sich zweifellos an junge Leserinnen. Immerhin geht es um eine Königin und wurde von einer Autorin geschrieben. Womöglich haben die tatsächlich Spaß daran. An der Freundschaft der Zofen, die sich entwickelt. Wie sie sich immer wieder gute Tricks ausdenken, um effektiver zu werden. Wie sie kleine Herausforderungen, wie eine erste Liebe, einen heimlichen Konzertbesuch und eine politische Versammlung, meistern. Und wie sie den Konflikt mit der Handelsföderation überstehen. Vielleicht war es auch Absicht von E. K. Johnston, harte Politik, Intrigen und Schlachten komplett auszuklammern, denn so etwas wollen junge Mädchen gar nicht lesen. Da blättern die drüber. Sollte das wirklich so sein … dann ist „Bürde der Königin“ für diese Leserschaft sicher ein gutes Buch. Mich hat es ja – gerade zu Beginn – auch leidlich gut unterhalten, gerade in der Beschreibung, wie sich Padmé und die Zofen in ihre neue Rolle einfinden. Aber mitgerissen hat es mich nicht.

Fazit: „Bürde der Königin“ erzählt von der Zeit vor und während „Episode I“ im Palast von Theed. Es geht um Padmé und ihre Zofen, wobei die Zofen – anders als vom Titel suggeriert – den Löwenanteil der Aufmerksamkeit erhalten. Einen echten Spannungsbogen gibt es nicht. Stattdessen vergeht Zeit und Dinge passieren. Am ehesten geht es um die Entwicklung der Mädchen, die sich in ihre Rollen einfinden und ein Team werden müssen. Interessant für Fans von Naboo, die hier einige Einblicke in das Leben der Leute gewinnen können, sowie für Fans von „Episode I“, das hier – sehr knapp – aus anderer Perspektive nacherzählt wird. Leser, die auf Spannung oder ein „Star Wars“-Abenteuer hoffen, sollten das Buch dagegen lieber meiden.

Star Wars: Bürde der Königin
Film/Serien-Roman
E. K. Johnston
Panini Books 2020
ISBN: 978-3-8332-3941-0
272 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 15,00

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