Star Wars – Die hohe Republik: Mitternachtshorizont

Die Veröffentlichungen rund um „Die Hohe Republik” sind nicht nur ein paar Geschichten aus der Zeit der Jedi, lange bevor von Darth Vader oder Luke Skywalker die Rede war. Der gesamte Zyklus ist hochgradig durchorganisiert und umfasst alle möglichen Medien vom Kinderbilderbuch bis zum Roman. Die dritte Welle ist nun der letzte Teil der ersten Phase und mit ihr erschien auch der dritte und zunächst letzte Teil aus der Reihe der „Young Adults”-Romane.

 

von KaiM

Der erste Teil der YA-Reihe stellte den jungen Padawan Reath Silas, seine Meisterin Jora Malli und den Jedi Cohmac Vitus in den Mittelpunkt. Die Nihil und die Drengir wurden eingeführt und alles in einem gruseligen Setting zusammengeführt. Einige Zeit später hatten unsere Helden dann schon einiges im Kampf mit den neuen Widersachern erlebt und waren im zweiten Roman zwar beteiligt, aber im Großen und Ganzen wenig mehr als Randfiguren. Dafür konzentrierte sich die Autorin auf ihre Figuren Vernestra Rwoh, die jüngste Ritterin seit mehreren Jedi-Generationen, ihren Padawan Imri  und die Pilotin Sylvestri Yarrow. Beides sehr unterhaltsame Romane, die die Welt der Hohen Republik sehr schön erzählen.

Im dritten und letzten Teil sehen wir jetzt wieder mehr von Reath Silas und seinem Meister Cohmac, es werden aber auch neue Charaktere eingeführt, die man in den beiden anderen Romanen noch nicht kennenlernen durfte. Ram ist ein Padawan von Meister Kunpar Vasivola, und auf der Starlight Station wurde er so etwas wie der kleine Bruder von Reath. Auch Jedi-Meistere Kantam Sy und Zeen Mrala sind neue Charaktere, die schnell eingeführt werden, und auf den ersten Seiten des Romans muss man sich zunächst einmal orientieren. Viele Dinge scheinen vorausgesetzt zu werden, denn in den anderen Veröffentlichungen zur Hohen Republik hat sich das Universum weiterentwickelt. Die Drengir sind besiegt, die Nihil weiträumig zurückgeschlagen.    

Der Roman

Wenn man sich mit dem oben genannten abfinden kann, bietet der Roman selbst jedoch einiges. Reath, Cohmac, Kantam und Ram werden auf die Kernwelt Correlia geschickt, um einen vermeintlichen Nihil-Angriff zu untersuchen. Dort treffen sie auf Crash, eine selbständige Personenschützerin, die sich im Haifischbecken mit Konkurrenten, Politikern und Verbrechern ganz gut zurechtfindet. Sie und ihr Team werden auf unschöne Art und Weise in die Ereignisse rund um die vermeintlichen Nihil hineingezogen und müssen alsbald entscheiden, wie es für sie weitergehen soll.

Die jungen Padawan und die Jedi entwickeln für ihre Mission individuelle Vorgehensweisen, was sehr schön die Diskrepanz zwischen den jungen Wilden und den auf Diplomatie und Formalismen getrimmten Jedi-Meistern herausarbeitet.

Währenddessen ist Zeen unterwegs, um sich um ihren Jugendfreund zu kümmern, der sich leider auf die Seite der Nihil geschlagen hat. Dieser Plot bleibt farblos und wenig spannend. Zwar wird erklärt, dass es Zeen um eine sehr wichtige Sache geht, aber für sie selbst bleibt nur wenig Platz im Roman. Daher fällt es schwer, zu ihr und ihrem Dilemma eine Bindung aufzubauen. Hier wäre es wieder sehr von Vorteil, wenn man die anderen Geschichten gelesen hätte.

Am Ende findet sich das ganze Team an einem zentralen Scheideweg wieder und die Wege aus dieser Situation fallen sehr unterschiedlich aus. Die eine oder andere freudige Überraschung hält der Autor am Ende auch noch für die Leser bereit.

Kritik Teil 1 – Der Roman

Neben Action und Komik bleibt in diesem Buch noch jede Menge Platz für Charakterentwicklung. Jeder (abgesehen von Zeen) bekommt seine Zeit, um über die Vergangenheit und die eigene Zukunft nachzudenken und am Ende steht ein Gesamtbild, das insgesamt stimmig und nachvollziehbar ist. Keine Entscheidung wirkt erzwungen oder effekthascherisch. Es kommt, wie es eben kommen muss, und die Macht zeigt allen ihren Weg. Da hilft auch der eine oder andere Rückblick in das Leben von Kantam Sy, der Entscheidungen, Möglichkeiten und Wege von Jedi im Laufe ihrer Ausbildung aufzeigt, wo es doch nur einen Einzigen zu geben scheint. Sy ist nichtbinär, was im Roman auch über die Sprache ausgedrückt wird. Man hat sich beim Verlag für den Einsatz von Neopronomen (xier/xies/xiem usw.) entschieden. Das habe ich noch nicht oft in einem Roman vorgefunden und tatsächlich war mir die Logik hinter dem Einsatz nicht immer ganz schlüssig. Ohne jetzt Beispiele parat zu haben, könnte ich mir auch vorstellen, dass beim Lektorat nicht 100%ig korrekt gearbeitet wurde. Natürlich hat das meinen Lesefluss beeinträchtigt, aber letztendlich ist es nur eine Kleinigkeit, die nicht wirklich beeinträchtigend wirkt und aufzeigt, wie genderneutrale Sprache funktionieren kann.  
 
Aber im Fokus dieser Kritik soll natürlich der Roman stehen und der hat mir gut gefallen, obwohl ich mich häufig im Dunklen wiedergefunden habe. Ich finde, dass hier Chancen verpasst wurden. Nicht jeder Leser hat Lust, sich durch alle möglichen Darreichungsformen zu schmökern und daher hätte ich mir gewünscht, dass jede Reihe eine in sich abgeschlossen Handlung erzählt. Anstatt im zweiten Roman Vern und Sylvestri in den Mittelpunkt zu rücken, hätte es vielleicht schon gereicht, den Kampf von Cohmac und Reath gegen die Nihil und die Drengir zu thematisieren. So bleiben die Romane für sich in einem großen Handlungsrahmen doch isoliert. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch gefallen. Mit dem passenden Hintergrundwissen wäre ich vielleicht sogar begeistert gewesen.

Kritik Teil 2 – Der Zyklus

Was sich im zweiten Roman der Reihe schon abzeichnete, wird hier also als Konzept konsequent fortgeführt. Das Medium entwickelt sich nicht mit den Lesern, sondern die Leser müssen sich den Medien anpassen. Romane, Comics, Kinderbücher, Kurzgeschichten und Mangas. Sie alle erzählen eine Geschichte, und wenn man keine Lust oder keine Zeit hat, sich auf mehr als eine Darstellung zu konzentrieren, dann muss man damit leben, dass in der Zwischenzeit viele wichtige Dinge passiert sind und dabei scheint es auch unwichtig, dass man als Leser mit Verweisen auf bestimmte Ereignisse eher verwirrt, als abgeholt wird.

Am Ende stehen hier drei Romane, die keine in sich geschlossene Handlung widerspiegeln, sondern eher für sich stehen. Die beiden Ausnahmen mögen hierbei Reath und Meister Cohmac sein, die in den Romanen den insgesamt größten Fokus bekommen. So bekommt man ein Stückwerk aus guten Romanen und zum Schluss steht nicht das Ende einer epischen Geschichte, sondern eher das Gefühl, nur einen Teil der Geschichte gelesen und damit auch wichtige Dinge verpasst zu haben. Mir kam es so vor, als hätte ich Geschichten zwischen den Episoden vier bis sechs gelesen.    

Das man auf diese Weise quasi gezwungen wird, sich auch auf andere Medien wie Comics oder Jugend- beziehungsweise Erwachsenenromane einzulassen, selbst wenn das vielleicht weder gewollt, noch sinnvoll ist, finde ich eher misslungen.

An vielen Stellen konnte ich jedoch auch Gefallen an der Hohen Republik finden. Die Nihil sind tolle Widersacher und die Drengir hätten mich auch sehr interessiert. Leider trifft man in diesen Romanen ständig auf lose Enden und Andeutungen. Die meisten Hauptfiguren aus dem zweiten Roman werden fast alle quasi gar nicht mehr erwähnt. Am Ende bleiben drei gute Romane, die im Kontext so viel mehr hätten sein können.

Fazit: Für einen Kenner der zwei Vorgängerromane und weiterer Titel aus der Reihe, ist dieses Buch ein toller Abschluss. Ich kann jedoch nur Lesern eine bedingungslose Kaufempfehlung aussprechen, wenn sie vorher neben den YA-Romanen nicht noch weitere Titel der Reihe gelesen haben. Nun gilt es für mich erstmal herauszufinden, welche das denn gewesen sein könnten.  

Star Wars: Die hohe Republik – Mitternachtshorizont
Film/Serien-Roman
Daniel José Older
Panini Books 2022
ISBN: 9-783-8332-4193-2
480 S., P, deutsch
Preis: EUR 17,00
        
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