von André Frenzer
Wie nahezu jeder Messebericht, so beginnt auch dieser mit einer kurzen Anmerkung über die Anreise. Zugegeben, wahnsinnig viel gibt es da nicht zu berichten – hatte ich doch das Glück, als „Ringbote vor Ort“ einen Platz auf dem Presseparkplatz ergattern zu können. Nichtsdestotrotz bleibt der Eindruck, dass die SPIEL die in Essen vorhandene Infrastruktur an ihre Grenzen bringt. Denn trotz großzügiger Parkflächen und einem gut funktionierenden Shuttle-Verkehr stauten sich die spielfreudigen Anreisenden bis weit auf die Autobahn, was die Anreise zu einem kleinen Geduldsspiel machte. Doch das ist natürlich schon in dem Moment vergessen, wenn man die Hallen betritt.
Die Sortierung der Messehallen war bereits aus den Vorjahren bekannt, gelernt und beibehalten. Für die Rollenspieler, Tabletop-Freunde und Vollblut-Nerds waren damit die Halle 1 und weite Teile der Halle 2 das Ziel. Diese waren dann auch randvoll mit Verlagen aus aller Welt gefüllt – wobei sich insbesondere die deutschen (Kleinst-)Verlage sehr gut präsentieren konnten. Aber auch internationale Platzhirsche wie Games Workshop hatten sich großzügige Standflächen organisiert – immerhin wurde auch in diesem Jahr auf der SPIEL die Gelegenheit genutzt, den europäischen „Golden Demon“, den hauseigenen Malwettbewerb, abzuhalten. Und so gab es eine ganze Menge zu bestaunen – von zahlreichen Spielneuigkeiten einmal abgesehen. Wunderschön bemalte Miniaturen, liebevoll hergerichtete Themenstände, aufwändig verkleidete Verkäufer und Verleger und natürlich zahlreiche Besucher.

Diese legten in diesem Jahr einen neuen Besucherrekord hin: Ganze 220.000 Besucher drängten sich an den vier Tagen durch die Hallen. Das bedeutet tatsächlich, dass die Messe an allen Tagen ausverkauft war – was Spontanbesuchern sicherlich den Tag versaut haben dürfte. Überhaupt war es eine Messe der Rekorde. Die Ausstellungsflächen? Mit 77.500 qm und der neu eröffneten und gleich randvoll mit Ausstellern ausgebuchten Halle 7 so groß wie nie. Die Anzahl der Aussteller? Die Pressemitteilung verrät, dass 948 Aussteller aus 50 Nationen mehr als 1.700 Neuheiten mit nach Essen brachten. Und dann war da noch der Weltrekord für das größte „Catan“-Spiel, der am Freitag erreicht wurde. Denn der Kosmos-Verlag hatte anlässlich des 30. Geburtstags des Spiels im Rahmen der SPIEL zum größten gleichzeitigen Spiel aller Zeiten geladen. Eine Einladung, der tatsächlich 1.170 Menschen folgten und so den neuen Rekord aufstellten.
Auch sonst gab es einige Neuigkeiten für den interessierten Besucher. Wie zum Beispiel einen großen Bühnenbereich in Halle 4, auf dem das begleitende Programm der „SPIEL.talks“ stattfand. Bisher wurde dieses Programm, darunter auch der „Educators Day“, in Konferenzräumen abgehalten. Durch die Verlegung direkt auf die Fläche war das Programm viel präsenter und konnte von deutlich mehr Besuchern wahrgenommen werden. Die Programmvielfalt war angenehm: Stage-Events wie ein Talk darüber, welche Jobs es in der Branche gibt und wie man darankommt, ein Cosplay und Characterplay Catwalk, ein Panel über die verschiedenen internationalen Events oder ein Live-Rollenspiel mit Schauspielern sorgten für Unterhaltung neben den Spieltischen. Genauso angenehm war es aber auch, diesem Spektakel völlig problemlos aus dem Weg gehen zu können, denn selbst in Halle 4 gab es reichlich Möglichkeiten, ungestört seine eigenen Erledigungen zu machen.

Die SPIEL wächst also weiter, wird noch immer bekannter und erfolgreicher. Doch genauso, wie die SPIEL wächst, wird auch das Thema „Spiel“ für viele Leute wichtiger – und damit für Verlage lukrativer. Es fiel also tatsächlich schwerer, „Messeschnäppchen“ zu ergattern oder auch nur alle Produkte zu erhalten, für die man vielleicht angereist war. Denn auch Verknappung ist Teil des Konzeptes – ebenso, wie das Präsentieren von Prototypen, welche man auf verschiedenen Crowdfunding-Plattformen erst noch unterstützen muss, um das Produkt auch wirklich zu erhalten. Das dürfte manche hier und da enttäuscht haben.
Im Gegenzug ist die Messe der perfekte Ort, um Gleichgesinnte zu treffen, mit Verlegern und Verkäufern ins Gespräch zu kommen, ausgiebig Spiele zu testen oder einfach nur die trotz aller Massen entspannte Atmosphäre voller Spielfreude zu genießen. Denn ungeachtet des hohen Besucherandrangs waren die Gänge und Hallen zwar voll, aber nicht überfüllt. Grund dafür: Der ausrichtende Merz Verlag blieb auch dieses Jahr wieder absichtlich unter der maximalen Kapazität der Örtlichkeiten, um die Gänge nicht zu verstopfen. Lohnt sich also ein Besuch auf der SPIEL? Ja, natürlich. Ich kehre weder unzufrieden noch mit leeren Einkaufstaschen heim und plane tatsächlich auch bereits gedanklich das kommende Jahr. Ich bin gespannt, welche Lehren die Organisatoren aus der diesjährigen Veranstaltung ziehen werden. Die nächste SPIEL findet vom 22. bis zum 25. Oktober 2026 statt. Der Termin ist bereits rot im Kalender markiert.

Alle Bilder: Quelle und Copyright Merz Verlag 2025
