von André Frenzer
Ich kann mich entsinnen, dass ich mich im vergangenen Jahr wirklich über die Anfahrt- und Parksituation geärgert habe. Nun, dieses Ärgernis spielte bei meinem diesjährigen Messebesuch – Gott sei Dank – keine Rolle mehr. Während im vergangenen Jahr Parkraum knapp und auch für uns Pressevertreter Parktickets begrenzt waren, so war in diesem Jahr die Anreise geradezu entspannt. Auch der Shuttle-Verkehr zu den weiter entfernt liegenden Parkplätzen hat nach meinem Empfinden besser funktioniert: Hier wurde also gelernt und nachgebessert.
Die Sortierung der Messehallen war bereits aus dem Vorjahr bekannt, gelernt und beibehalten. Für die Rollenspieler, Tabletop-Freunde und Vollblut-Nerds waren damit die Halle 1 und weite Teile der Halle 2 das Ziel. Diese waren dann auch randvoll mit Verlagen aus aller Welt gefüllt – wobei sich insbesondere auch die deutschen (Kleinst-)Verlage sehr gut präsentieren konnten. Aber auch internationale Platzhirsche wie Games Workshop hatten sich großzügige Standflächen organisiert – immerhin wurde mit der SPIEL auch gleich die Gelegenheit genutzt, den deutschen „Golden Demon“, den hauseigenen Malwettbewerb, abzuhalten. Und so gab es eine ganze Menge zu bestaunen – von zahlreichen Spielneuigkeiten einmal abgesehen: wunderschön bemalte Miniaturen, liebevoll hergerichtete Themenstände, aufwändig verkleidete Verkäufer und Verleger und natürlich zahlreiche Besucher.
Diese legten nämlich einen neuen Besucherrekord hin: stolze 204.000 Besucher drängten sich an den vier Tagen durch die Hallen. Das hatte nicht nur zur Folge, dass die Messe tatsächlich ausverkauft war – was Spontanbesuchern sicherlich sauer aufgestoßen sein dürfte –, sondern natürlich auch, dass man sich in den beliebteren Hallen nur noch träge durch die Masse schieben lassen konnte. Aber das war man zugegebenermaßen bereits von den vorherigen Veranstaltungen gewohnt. Ein paar weitere Fakten: Es kamen Besucher aus über 80 Nationen nach Essen und die 923 Aussteller mit ihren über 1.500 Neuheiten dieses Jahr waren aus 52 Ländern aller Kontinente vertreten. Einen Rekord konnte die Messe dieses Jahr bei der bespielten Fläche in den Hallen vermelden. Bereits im Juni war die Fläche für Aussteller ausverkauft und die Brettspielmesse füllte dieses Jahr 68.500 qm in den sechs genutzten Hallen der Messe Essen. Damit war sie erneut die größte SPIEL aller Zeiten.
Die SPIEL wächst also weiter, wird bekannter und erfolgreicher. Doch genauso, wie die SPIEL wächst, wird auch das Thema „Spiel“ für viele Leute wichtiger – und damit für Verlage lukrativer. Es fällt also tatsächlich schwerer, „Messeschnäppchen“ zu ergattern oder auch nur alle Produkte zu erhalten, für die man vielleicht angereist ist. Denn auch Verknappung ist Teil des Konzeptes – so wie zum Beispiel bei den exklusiven Promo-Packs des neuen „Star Wars Unlimited“-TCG, die man sich vorab extra hatte reservieren müssen (und deren verfügbare Kontingente binnen kürzester Zeit vergeben waren). Das ist ein unangenehmer Nebeneffekt, auf den sich Besucher entsprechend einstellen müssen.
Dafür ist die Messe der perfekte Ort, um Gleichgesinnte zu treffen – ich zum Beispiel hatte die Gelegenheit, endlich einmal einen weiteren Ringboten persönlich kennenzulernen –, um mit Verlegern und Verkäufern ins Gespräch zu kommen, um ausgiebig Spiele zu testen oder einfach nur die trotz aller Massen entspannte Atmosphäre voller Spielfreude zu genießen. Der Messebesuch lohnt sich: Nach den logistischen Verbesserungen gegenüber dem letzten Jahr sogar wieder mehr. Ich kehre also weder unzufrieden noch mit leeren Einkaufstaschen heim und plane tatsächlich auch bereits gedanklich das kommende Jahr. Ich bin gespannt, welche Lehren die Organisatoren aus der diesjährigen Veranstaltung ziehen werden.
Oder, um die diesjährige Pressemitteilung zu zitieren: „Die diesjährige SPIEL war ein voller Erfolg und zeigt erneut, wie eng an der Szene das Team ist und wie gut es mit den vielen Herausforderungen einer Weltleitmesse fertig wird“, zieht Florian Hess, Geschäftsführer des Merz Verlags und Vorstand der Spielwarenmesse eG, Resümee und führt aus: „Der Weg der Messe führt in eine fantastische Richtung und wir haben weiter Großes vor, um die SPIEL aktuell und ansprechend für Aussteller und Besucher aus aller Welt zu halten.“ Für den Merz Verlag heißt es nun wie jedes Jahr: Nach der SPIEL ist vor der SPIEL.
Genau wie für uns Besucher.