von KaiM
Wie jedes Jahr lud Brettspielverlagsgruppenchef Frank Noack in die Bischofsburg nach Burgliebenau bei Merseburg ein, um die vielen Neuheiten vorzustellen, die dieses Jahr bei den diversen Verlagen erschienen sind oder noch erscheinen werden.
Es wurde drei Tage lang gesprochen, gelacht und gespielt. Zudem gab es nach dem etwas unterbesetzten letzten Jahr unglaublich viele Neuheiten auszuprobieren. Da es absolut unmöglich war, alles zu spielen, mussten wir eine Auswahl treffen. Und weil es trotzdem noch so viel zu besprechen gibt, fangen wir heute mit einigen Neuheiten aus dem Verlag mit dem Raben an: Corax Games.
Cosmic Frog
„Ihr seid erschienen!
Ihr seid kosmische Frösche
Ihr seid zwei Meilen groß
Ihr seid unverwundbar und unsterblich.
Ihr habt einzigartige Superkräfte.
Und ihr existiert, um Länder von den Scherben des Aeths zu sammeln, damit die Ersten ihre Welt neu errichten können …“
Dieses Zitat aus dem brettspielgewordenen LSD-Trip sagt eigentlich alles aus. Es ist chaotisch, es ist unberechenbar, es ist konfrontativ, es ist egal, wer gewinnt.
Für: Brettspielende, die meinen, schon alles gesehen zu haben
Lieferstatus: verfügbar
Dragon Dale
Vier Fraktionen kämpfen auf einer Insel um die Magie eines Geisterdrachen, die sich in den Bäumen der Insel verfängt. Die Druiden wollen sie bewahren, während die Zauberin Maeve in ihnen gefangen ist und sie zerstören muss. Die ansässigen Kelten brauchen die Bäume, um den nahenden Winter zu überstehen, und die fremdartigen Wikinger müssen ihre Boote damit reparieren. So entspinnt sich unter den sehr unterschiedlichen Kontrahenten ein Wettstreit um diese Bäume, bis es jemand schafft, seine Ziele zu erreichen, oder bis der Drache der Insel endgültig erwacht. Das Spiel ist komplex, und die asymmetrischen Fertigkeiten der Völker erfordern eine gute Einarbeitung. Das ist keine Kost für Zwischendurch, und nach der gespielten Einführungspartie immer noch sehr schwer einzuschätzen. Aber die Produktionsqualität ist grandios und das Spielsystem vielversprechend.
Für: Expertenspieler und Strategen
Lieferstatus: ab Oktober lieferbar
Kabaal
„Dämonen ... brauchen nur noch ein paar Opfer als Tribut“
Als wenn dieser kleine Auszug aus dem Beschreibungstext nicht schon aussagekräftig genug wäre. In diesem Stichspiel müssen wir unsere ambitioniertesten Nachwuchskultisten an Altären stationieren und durch geschickte Ballung ihrer Kräfte genug Energie freisetzen, um den Dämonen zu beschwören. Doch alle möchten gern die ersten in der Reihe sein, die das böse Wesen aus einer anderen Welt verschlingen wird. Also gibt es ein Hauen und Stechen rund um die Kultstätten. Über mehrere Runden werden Karten gespielt und Figuren platziert, bis jemand einen eigenen Kultisten opfern konnte. Wer drei Stück geopfert hat, gewinnt das Spiel. Es spielt sich kurzweilig und es entwickeln sich spannende Situationen in diesem kleinen Wettrennen um die größte Opferbereitschaft.
Für: Hobbykapuzenträger und Stichspielfans
Lieferstatus: verfügbar
Passengers
Schon wieder geht es um Dämonen. Aber in diesem Fall gibt es nicht nur diese, sondern auch ein paar gute Seelen am Tisch. Nur wer wer ist, ist nicht klar. Denn alle haben eine verdeckte Rolle, und im Spiel muss jede Partei möglichst viele ihrer Artgenossen auf insgesamt drei Schiffen in Richtung Jenseits schubsen. Im gesamten Spiel legt man nur drei Karten verdeckt aus. Aber weil die Position auf den Schiffen für den Sieg wichtig ist und Sondereffekte es erlauben, ein paar Informationen einzuholen, startet natürlich schnell die Lügerei und die Beschuldigungen. Es gibt, wie in jedem guten Social-Deduction-Spiel, gute Bluffs, große Überraschungen und lautstarke Diskussionen, dieses Mal in einer bunt-comichaften Aufmachung. Es spielt sich schnell und verliert auch am Schluss nicht an Geschwindigkeit. Dabei hilft ein kleiner „Memory“-Aspekt, damit nie der Diskussionsstoff ausgeht.
Für: Interaktive Gruppenbluffer bis 8 Personen
Lieferstatus: verfügbar
Schwarze Witwen
Wir alle sind jung, weiblich, heiratsfähig und verdammt todbringend. In diesem Draftingspiel suchen wir uns jede Runde fünf Karten zusammen und können diese in den beiden folgenden Runden ausspielen, um zu heiraten, den eigenen Hof auszubauen, den Ehemann wieder umzubringen und die nächste Heirat vorzubereiten. Wer den großen Duke am Ende heiratet und dafür die notwendige Mitgift mitbringt, kann endlich aufhören zu morden und hat das Spiel gewonnen. Die grafische Ausarbeitung in Richtung des viktorianischen Englands ist sehr stimmig und lädt zu einer Menge Teegeplauder am Tisch ein. Die Probepartie hat mit einem starken ersten Eindruck angefangen, mit sechs Personen am Tisch fühlten sich die Möglichkeiten wegen wenig abwechslungsreicher Karten aber bald stark begrenzt an. Eine weitere Proberunde, vielleicht mit weniger Personen, muss noch folgen.
Für: Schwarze Witwen
Nicht für: Ehemänner
Lieferstatus: verfügbar
Stationfall
Was für ein Spiel! In den letzten Minuten einer Raumstation, die bald in die Erdatmosphäre stürzen wird, steuern bis zu neun Spielende die verbliebenen Crewmitglieder, von denen es mindestens zwölf gibt, um ihre Schafe ins Trockene zu bringen. Allerdings können grundsätzlich alle am Tisch auch jeden Charakter steuern, denn mal wieder gibt es verdeckte Rollen und alle verfolgen individuelle Ziele, die Siegpunkte für die Endwertung bringen … wenn man denn überhaupt welche bekommt. Das Ganze führt zu einem riesigen Chaos, und das Spiel tut sein Übriges, um noch mehr davon zu stiften. Hier sind unbedingt mehrere Partien notwendig, um den Spaß voll ausschöpfen zu können. In der Erstpartie hat uns die seltsam strukturierte Anleitung jede Menge Nerven gekostet. Aber wir hatten definitiv unseren Spaß.
Für: Raumfahrer mit Durchhaltevermögen
Lieferstatus: ab September/Oktober lieferbar