von André Frenzer
Die RPV – „Role-Play Verse“ – tritt nun also das Erbe der ehemaligen RPC an. Zunächst – noch weit vor der Anreise – fällt natürlich der Wechsel der Location ins Auge. Von den modernen, großen, offenen Messehallen in Köln geht es in die wesentlich verwinkeltere und mit alt-industriellem Charme lockende Turbinenhalle nach Oberhausen. Diese ist mir eher als Konzert-Location ein Begriff, und ich bin gespannt, wie sie sich als Messehalle schlägt.
Bevor geneigte Besucher aber das Gebäude betreten können, fällt zunächst einmal der außenliegende Mittelaltermarkt nebst recht großer Musikbühne ins Auge. Hier findet man alles, was man von einem Mittelaltermarkt erwarten darf – von Gewandungen über mittelalterliche Handwerkskunst bis hin zum Stockbrot und Spießbraten. Und auch abseits der Bühne, welche zur Stunde meiner Anreise auch noch gar nicht bespielt wird, finden sich dudelsackbewehrte Musiker, welche das feierfreudige Publikum bereits mit ihrer Musik unterhalten.
Einmal in der Turbinenhalle angekommen, zeigt sich der massive Ambiente-Unterschied zur ehemaligen Location. Durch die kleineren Räume und den industriellen Charakter des Gebäudes hat man viel eher den Eindruck, sich auf einer Convention denn auf einer Messe zu befinden. Ein Rundgang durch die Räume offenbart allerdings, dass wirklich viele Aussteller den Weg nach Oberhausen gefunden haben und es einiges zu entdecken gibt. Neben den üblichen Verdächtigen unter den Rollenspielverlagen gibt es auch einige Händler, welche ihre Waren feilbieten. Auch LARPer und Cosplayer können sich in diversen Shops mit neuem Material eindecken oder einfach eine Runde fachsimpeln.
Ebenfalls wieder vorhanden ist ein Bereich für die Künstler, die ihre Werke präsentieren oder ihre Kunst gleich am Stand anbieten. Es gibt einige wirklich schöne Exponate zu bewundern und wer wollte und Zeit hatte, konnte auch gleich kleinere Auftragsarbeiten vergeben. Eine schöne Sache, die das Konzept der Messe wunderbar abrundet. Den „Star-Wars“-Cosplayern – darunter die bekannte „501. Legion“ – ist ein eigener „Cantina“-Bereich mit schickem Ausblick auf eine futuristische Stadt gewidmet. Japan-Freunde können sich mit Merchandise und Süßigkeiten eindecken. Auf zwei großen Bühnen im Innenbereich werden Rollenspielrunden und Interviews durchgeführt, sodass auch für Unterhaltung gesorgt ist. Disneys neuestes Sammelkartenspiel „Lorcana“ hat einige Spieltische bereitgestellt, und in einem Zelt außerhalb der eigentlichen Halle gibt es Tabletop-Material von Games Workshop bis zum selbstgedruckten 3D-Modell.
Was gibt es noch zu sehen? Vieles. Sei es ein „Retro-Nerd-Gaming“-Zelt, in dem diverse alte Konsolen aufgebaut sind, eine „Jugger“-Arena direkt vor der Halle oder einfach nur die zahlreichen Cosplayer, welche mit ihren aufwändigen Kostümen die Messe zu einem Augenschmaus machen: Jeder, der sich für Fantasy im weitesten Sinne begeistern kann, wird auf der RPV etwas für sich entdecken können. Auch wenn man den Eindruck erhalten könnte, gerade diese Themenvielfalt würde das Konzept der Messe verwässern: Dem ist nicht so. Gerade die Vielfalt und der so mögliche Blick über den Tellerrand machten die RPC – und damit jetzt auch die RPV – so interessant.
Etwas trübt den guten Eindruck dann aber doch: Der Eintrittspreis ist gegenüber der letzten RPC wirklich massiv angestiegen. Tatsächlich auf ein Level, welches Schmerzen im Geldbeutel verursacht. Ich hoffe, dass hier nur ein Risikoaufschlag für einen eventuellen Schlag ins Wasser angefallen ist und sich die Kalkulation für die hoffentlich kommende Neuauflage 2025 besser rechnet. Ansonsten muss ich eine Rückkehr – allen Spaßes zum Trotz – tatsächlich überdenken.