Die vier Abenteuer im Band „Mission London“ sind, wie schon beim Vorgänger „Im Fadenkreuz“, ursprünglich für den Einsatz auf Conventions geschrieben worden. Der direkte Handlungsablauf der daher recht kurzen Abenteuer lässt sich gut verfolgen. Die Beschreibungen der Szenen, Orte und NSC sind auf dem Punkt. Die Handouts am Ende des Bandes sind nützlich, Zeichnungen lockern den Text auf, und die Werte der NSC sind übersichtlich zusammengefasst. Die Missionen sind, wie zuvor auch, einzeln spielbar, sind aber auch chronologisch und teilweise, zumindest durch den Auftraggeber, zusammenhängend. Natürlich spielen die Abenteuer, wie es ja schon der Titel sagt, in London, sodass die Spieler einen Grund brauchen, sich dort aufzuhalten. Interessanterweise bietet das dritte Abenteuer dafür eine gute Möglichkeit, wenn der Spielleiter die Vorgeschichte nutzen möchte.

Achtung: Spoiler der Abenteuer folgt!

Das erste Abenteuer wirft die Runner direkt in die Politik des Londoner Parlaments. Sowohl eine mächtige Adlige als auch ein bestimmter Konzern haben Interesse an einer bevorstehenden Abstimmung – und diese Interessen gehen nicht konform. Eine Stimme fehlt noch, und es ist an den Runnern festzustellen, warum diese nicht abgegeben wurde ... und wofür sie stimmen wird.

Im zweiten Abenteuer geht es um Personenschutz, als eine Extraktion viel zu viele Interessenten auf den Plan ruft.

Das dritte Abenteuer führt die Runner durch einen guten Teil von London, während sie versuchen, eine bestimmte Person zu finden, ehe ein Countdown abläuft. Allerdings ist diese Person sich gar nicht sicher, wo sie überhaupt ist – und auch nicht, wer sie eigentlich ist.

Im vierten Abenteuer schließlich geht es um ein Geheimnis, das im Crash 2.0 verlorenging, aufgedeckt aus einigen alten Akten aus Ares-Beständen. Mr. Johnson wittert einen Profit, als sich während der Bauarbeiten am neuen West End Underplex die Möglichkeit ergibt, in ein paar alte Bunker aus den Eurokriegen einzudringen und dort etwas Wertvolles zu bergen. Leider enthalten die Akten nicht die Information, warum dieser wertvolle Gegenstand überhaupt weggesperrt wurde.

Zusammengehalten werden die ersten drei Abenteuer durch den immer gleichen Auftraggeber, einen Artholomew Johnson. Die Beziehung zu ihm kann sich im Laufe der folgenden Missionen natürlich verbessern, und auch die steigende Schwierigkeit der Aufträge passt zum größeren Vertrauen, dass Mr. Johnson dem Team entgegenbringt. Die einzige Kritik an diesem Abenteuerband ist dann auch die stets gleiche Beschreibung von Mr. Johnson unter „Kontakte“ am Ende jeden Abenteuers, welche doch etwas Raum einnimmt. Hier merkt man, dass die Abenteuer geschrieben wurden, um für sich alleine zu stehen, und dass, obwohl sie hier gesammelt erscheinen, wirklich kein Text ausgelassen wurde. (Die Handouts befinden sich dagegen gesammelt am Ende des Bandes, was zum Kopieren wirklich praktischer ist.) Da der Preis des Abenteuerbandes aber wie schon gewohnt günstig ist, stört mich dies persönlich nicht. Für das vierte Abenteuer gibt es einen neuen Johnson, natürlich kann der Spielleiter dies aber nach Belieben abändern.

Fazit: Eine Sammlung von Kurzabenteuern, bei der eigentlich alles stimmt. Von der Länge her passen sie genau in einen Spielabend, alle Eckdaten und NSC sind gut beschriebenen, es gibt die Möglichkeit, diese Abenteuer zu verbinden oder auch abzuändern, und sie bieten genug Herausforderung für die Charaktere und Hilfestellungen für den Spielleiter. Wenn man nicht gerade alle Abenteuer komplett selbst plant, oder aber keinen Grund respektive keine Möglichkeit hat, seine Runner in London laufen zu lassen, dann wird man als Spielleiter mit diesem Abenteuerband seine Freude haben – und seiner Spielgruppe die Möglichkeit bieten, auch im Ausland interessante Leute zu treffen, diese eventuell zu erschießen und dann hoffentlich mit der Bezahlung zu verschwinden.