Meisterschirm & Kompendium

„Die Schwarze Katze“ ist der Titel des Katzenrollenspiels in der Welt des „Schwarzen Auges“. Mit dem „Kompendium“ wurde gleich im Crowdfunding ein erweiternder Regelband freigeschaltet. Aber: War das wirklich notwendig? Der Ringbote riskiert einen Blick.

von André Frenzer

Im Zuge des erfolgreichen Crowdfundings für „Die Schwarze Katze“ sind neben dem eigentlichen Grundregelwerk und einigen Abenteuerbänden auch mehrere Quellenbände finanziert worden. Einer davon ist das „Kompendium“, in dem erweiterte Regelvarianten für das Spiel mit den aventurischen Katzen dargeboten werden sollen. Doch damit nicht genug – tatsächlich finden sich noch einige andere interessante Informationen in dem dünnen Band wieder.

Das erste Kapitel, „Rassen, Kulturen und Professionen“ erweitert und ergänzt die im Grundregelwerk beschriebenen Optionen zur Charaktererschaffung. Vorgestellt werden mit der Nuala und der Wildkatze zwei neue Katzenrassen, doch auch neue Professionen wie der Barde, der Felljäger und die Mäusezüchterin sowie neue Kulturen wie die Waldkatze werden vorgestellt. Die Erweiterungen sind dabei durchaus stimmig und sinnvoll – mir stellt sich nur die Frage, ob man die paar Seiten nicht gleich im Grundregelwerk hätte unterbringen können. Deutlich optionaler ist hier das Kapitel „Schätze, Mäuse, Seiltänzer“, in dem die Gesellschaft der erwachten Katzen anhand verschiedener Beispiele vertieft wird. So werden gern gefeierte Festivitäten vorgestellt, Regeln für das Spiel mit Mäusen – wie Mäuserennen oder Mäuselabyrinthe – eingeführt und einige neue katzentypische Artefakte wie die zum Garnknäuel zusammengerollte „Flüsterkordel“ vorgestellt. Insgesamt eine schöne Ergänzung.

Wirklich überzeugt hat mich dann aber das dritte Kapitel, in dem Erzählspielregeln für „Die Schwarze Katze“ vorgestellt werden. Diese passen schlussendlich auf wenige Seiten und ersetzen das komplette, recht feinteilige Regelkonstrukt aus dem Grundregelwerk komplett. Die Regeln wurden dahingehend vereinfacht, dass im Falle einer Probe mit einem W20 ein bestimmter Schwierigkeitsgrad, der vom Spielleiter festgelegt wird, überworfen werden muss. Professionen und Kulturen können Boni in Form von weiteren Würfeln gewähren – und das war es. Ein abstraktes Lebenspunktesystem und ein paar Klarstellungen zu Erzählrechten und fertig ist das simple Erzählspiel. Die Regeln wirken funktional, laden allerdings natürlich deutlich eher zur Handwedelei ein, da wenige enge Grenzen gesteckt sind.

Der Rest des Kompendiums widmet sich dann erweiternden Hintergrundinformationen. So gibt es einen Artikel über das Spiel mit Kindern, der sich eher an Eltern oder Pädagogen richtet. Man merkt den Autoren hier Erfahrung an, und so finden sich viele interessante Hinweise auf den Umgang mit Kindern beim Rollenspiel. Dieser Artikel ist dann auch abseits von „Die Schwarze Katze“ interessant und ist hier eigentlich ein wenig fehl am Platze – auch und vor allem wenn man „Die Schwarze Katze“ eben nicht als „lustigen Sidekick“ des „Schwarzen Auges“ in der Wahrnehmung der Spielerschaft platzieren möchte, sondern als eigenständige, ernstzunehmende Produktlinie. Abgerundet wird das „Kompendium“ dann mit einer Abhandlung über die grafische Gestaltung von „Die Schwarze Katze“ und den kreativen Prozess hinter mancher Illustration.

Neben dem „Kompendium“ enthält das Set noch den „Meisterschirm“. Dieser ist aus hochwertigem, stabilem Karton gefertigt, hübsch illustriert und enthält eine ordentliche Menge an Informationen auf seiner Innenseite. Damit erfindet er kein Rad neu und über den Sinn oder Unsinn dieser Utensilien lässt sich prinzipiell trefflich streiten.

Optisch kann ich das „Kompendium“ weiterhin nur loben: Die Illustrationen bewegen sich auf dem aus den anderen Bänden gewohnten, hohen Niveau und sind zahlreich vorhanden. Das Layout orientiert sich natürlich an dem des Grundregelwerks und wirkt ordentlich und übersichtlich. Lektorat und Korrektorat haben eine gute Arbeit abgeliefert. Technisch sind „Kompendium“ wie „Meisterschirm“ rundum gelungen.

Fazit: Wer Spaß an „Die Schwarze Katze“ gefunden hat, der sollte auch hier einen Blick riskieren. Gerade die Erweiterung der Charakteroptionen ist interessant und sollte für jede Spielgruppe etwas beinhalten. In meinen Augen hätten diese Informationen sogar ins Grundregelwerk gehört. Die weiteren Kapitel widmen sich den experimentierfreudigeren Spielern und sind damit schlussendlich Geschmackssache – ich habe sie als empfehlenswert empfunden.

Meisterschirm & Kompendium
Spielleiterschirm und Quellenband
Jens Ullrich, Ingelis Wipfelder
Ulisses Spiele 2019
ISBN: 978-3963312540
4-teiliger SL-Schirm sowie 48-seitiges Begleitheft, Softcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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