Marvel Cinematic Universe – Das Film-Kompendium

Als 2008 der Film „Iron Man“ in die Kinos kam, konnte wohl noch niemand abschätzen, was für Folgen diese Comic-Verfilmung haben würde. Doch der Film mit Robert Downey Jr. als ironischem Lebemann und Superheld sollte der Beginn des vielleicht erfolgreichsten Filmfranchises der letzten zwanzig Jahre sein. Mit „Iron Man“ wurde das Marvel Cinematic Universe geboren, ein gemeinsames Setting für unterschiedlichste Filme und Helden. Dieses Film-Kompendium will dabei helfen, den Überblick zu behalten.

von Frank Stein

„Alles, was man über das MARVEL-Film-Universum wissen muss, in einem Buch!“, tönt es selbstbewusst vom Werbetext auf der hinteren Klappe. Direkt gesagt: Das stimmt so nicht, klingt aber natürlich nett. Der 192-seitige, nicht ganz DIN-A4 große, vollfarbige Hardcover-Band nimmt den Leser mit auf eine chronologische Reise durch die ersten acht Marvel-Filme von 2008 bis 2013. Genauer gesagt werden die Filme „Iron Man“, „Der unglaubliche Hulk“, „Iron Man 2“, „Thor“, „Captain America: The First Avenger“, „The Avengers“, „Iron Man 3“ und „Thor: The Dark Kingdom“ behandelt.

Dabei ist das Buch weder ein Making-Of besagter Filme noch ein Art-Of-Band. Hintergründe zu den Produktionen kommen mit keinem Wort zur Sprache und auch Interviews mit den Machern oder Konzeptzeichnungen sucht man vergeblich. Vielmehr ist das Buch eine Art Mini-Lexikon, das Figuren, Schauplätze und interessante Gegenstände aus den Filmen mehr oder weniger alphabetisch vorstellt. So findet man zum Film „Iron Man“ beispielsweise Informationen über Iron Man/Tony Stark, über Iron Mans Rüstung, Stark Industries, den Arc-Reaktor, Jarvis, Pepper Potts oder den Schurken Obadiah Stane. In den Abschnitten zu späteren Filmen erfolgen dann gegebenenfalls Updates zu diesen Einträgen, etwa für Agent Phil Coulson, der ja in mehreren Marvel-Abenteuern seinen Auftritt hat.

Die gebotenen Informationen halten sich dabei strikt an das, was auch im jeweiligen Film zu sehen und zu erfahren ist. Es gibt keine Vorverweise oder Rückblicke. Wer also den Film „Iron Man“ – um bei dem Beispiel zu bleiben – aufmerksam schaut, hat den gleichen Wissensstand, wie wenn er die Einträge in diesem Kompendium zu dem Film gelesen hätte. Selbst die kleinen, grauen Info-Kästen, die neben jeweils ein bis zwei Filmbilder die Einträge auflockern, bieten keine Neuigkeiten, sondern vermitteln bloß kleine Info-Schnipsel, die nicht in den Fließtext gepasst haben. Den einzigen informativen Mehrwert für den neugierigen Fan stellen die Seitenspalten dar, die einem verraten, welche Rolle die Figur, der Ort oder das Objekt in der dazugehörigen Comic-Serie spielt. Natürlich handelt es sich hierbei nur um einen extrem groben Überblick von wenigen Zeilen.

Das Buch verfügt über keinen Index oder ähnliche Begleitelemente. Es endet einfach mit den letzten zwei Figuren-Updates zum Film „Thor: The Dark Kingdom“. Wer also etwa alles über Phil Coulson wissen will, muss das Kompendium schon komplett durchblättern, um umständlich alle Updates zu finden, die zu der Figur existieren. Also selbst als Lexikon ist dieser Begleitband nicht optimal angelegt.

Positiv hervorzuheben sind die kleinen Details. Beispielsweise findet sich auf S. 56 eine Explosionszeichnung von Tony Starks Koffer, in dem er in einigen Comics offenbar seine Rüstung aufbewahrt. Auf S. 107 findet sich ein Überblick der Schild-Prototypen von Howard Stark für Captain America. S. 116 widmet sich den Waffensystemen von Hydra. Und die Seiten 169-170 listen ganze 36 Iron-Man-Rüstungen auf, wenn auch mit extrem kleinen Bildern. Solche Überblicke im Stil einer „illustrierten Enzyklopädie“ hätte es gerne mehr geben dürfen. Überhaupt wäre der Band vermutlich spannender gewesen, wenn er im Stil der großformatigen Enzyklopädien erschienen wäre, die zu den „Star Wars“-Filmen existieren.

Fazit: Das Film-Kompendium zum Marvel Cinematic Universe sammelt Informationen aus den ersten acht Marvel-Filmen und präsentiert diese in Form kleiner Lexikoneinträge, die zusätzlich durch Info-Material aus dem Medium Comic ergänzt werden. Das bietet dem eingefleischten Fan kaum etwas Neues und ob der Gelegenheits-Superhelden-Filme-Schauer derartige Zusammenfassungen braucht, sei dahingestellt. Am ehesten eignet sich das Buch für jene, die im Dschungel der Marvel-Verfilmungen langsam den Überblick verlieren und schnell nochmal nachschauen möchten, welche Rolle diese oder jene Figur in den Filmen bislang gespielt hat. Dafür sind knapp 30 Euro allerdings ein recht stolzer Preis, zumal das Marvel-Wiki im Internet nur wenige Klicks entfernt ist.

Marvel Cinematic Universe – Das Film-Kompendium
Sachbuch
Mike O?Sullivan
Panini Books 2017
ISBN: 978-3-8332-3551-1
192 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 29,99

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