Lake of Fire

Im Jahre 1220 nach Christus sind die „echten“ Kreuzzüge ins Heilige Land zwar im wesentlichen vorüber, aber die ebenfalls als Kreuzzüge betitelten Kämpfe gegen die Katharer im Süden Frankreichs sind in vollem Gange. Und so machen sich die jungen Adeligen Theobald von Champagne und Hugh von Blois auf den Weg, um sich im Kampf zu bewähren. Da wissen sie noch nicht, dass kurz vor ihrer Ankunft ein wundersames Fluggerät nahe dem Dorf Montaillou abgestürzt ist.

von Michael Wilhelm

Die Graphic Novel „Lake of Fire“ stellt die erste Zusammenarbeit von Nathan Fairbairn, der seine Brötchen bisher bei DC und Marvel verdiente, und dem Indie-Zeichner Matt Smith dar. Wie von Cross Cult gewohnt, liegt der nicht ganz günstige Band von 168 Seiten in hochwertigem Hardcover vor. Die Zeichnungen sind stimmungsvoll, die Farbgebung wird von Braun-, Grau- und Rottönen dominiert, passt also gut zum sicher wenig farbenfrohen Setting des Mittelalters, insbesondere vor dem Hintergrund blutiger Schlachten und Ketzer-Verfolgungen.

Wie im Genre üblich werden zunächst die Figuren eingeführt, die sich während der Belagerung der Katharer-Hochburg Castelnaudary versammeln. Neben den idealistischen Jungspunden Theobald und Hugh besteht der Trupp, der die Geschehnisse nahe Montaillou untersuchen soll, aus dem alten Sir Henry, einem Vertrauten von Theobalds Familie sowie dem zynischen Baron Mondragon, der seine Zeit lieber mit Wein und weiblicher Gesellschaft verbringen würde, und seinem Knappen Oliver. Als Vertreter der Kirche schließt sich der Dominikaner Bruder Arnaud der Gruppe an. Dieser macht auch den in der Inquisition der damaligen Zeit maßgeblich beteiligten Dominikanern alle Ehre und etabliert sich schnell als Unsympath.

Als der Trupp im Dörfchen Montaillou ankommt, finden sie dieses scheinbar verlassen vor. Die Bewohner haben sich nach einer verlustreichen Nacht in den Burgfried zurückgezogen. Als der Mönch nach den haarsträubenden Berichten der Dörfler Ketzerei wittert und erfährt, dass sich in der Nähe eine Perfecta, also eine besonders fromme Anhängerin des katharischen Glaubens, befinden soll, drängt er die anderen, die Vorfälle weiter zu untersuchen. Kurz darauf haben sie nicht nur die fromme Frau gefangen, sondern auch eine erste Konfrontation mit blutrünstigen Dämonen, die mit Klauen und Reißzähnen bewährten, vierbeinigen Schaben ähneln und harte Hornpanzer tragen. Dabei erweisen sich Kreuzritter-Schwerter als durchaus nützliche Waffen im Kampf mit den Kreaturen, und die Ritter gelangen, nur leicht dezimiert, ins Dorf zurück. Die Nacht naht und da bei weitem nicht alle Kreaturen erschlagen wurden, droht es noch gefährlicher zu werden für Ritter und Dörfler.

Mehr soll hier nicht verraten werden, denn „Lake of Fire“ hat für die Leser noch ein paar Überraschungen parat. Dabei sind die würdigen Paten der Geschichte („Der Name der Rose“, „Cowboys vs. Aliens“, „Prometheus“) stets offensichtlich auszumachen.

Fazit: „Lake of Fire“ ist eine stimmungsvolle und spannende Graphic Novel im Genre-Mischmasch von Mittelalter-Mystery und Alien-Horror. Das authentisch dargestellte und bisher eher wenig genutzte Setting vermag dank des hochwertigen Artworks und der plausiblen Charaktere absolut zu überzeugen.

Lake of Fire

Comic
Nathan Fairbairn, Matt Smith
Cross Cult 2018
ISBN: 978-3959817837
168 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 25,00

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