Zombie 15

Alle Erwachsenen haben sich in Zombies verwandelt. Und jetzt hungern sie nach deinem frischen Fleisch. Eine riesige Zombie-Horde ist dir auf den Fersen. Halte so viele Zombies auf wie möglich, suche einen sicheren Unterschlupf, etwas zu Essen und andere Überlebende. Nur gemeinsam habt ihr eine Chance, unter Zeitdruck die nächsten 15 Minuten zu überleben – und vielleicht herauszufinden, was die Epidemie ausgelöst hat.

von Oliver Adam

Die Zombie-Thematik scheint derzeit eines der stärksten Zugpferde bei Brettspielpublikationen zu sein. Immer wieder brechen Zombie-Apokalypsen über Spielwelten herein und in Spielen wie „Zombicide“, „Last Night on Earth“, „The Walking Dead“ oder „Zombies!!!“ müssen sich die Spieler gegen Horden der Untoten erwehren. Kann das vom Heidelberger Spieleverlag aufgelegte und ursprünglich in einer Kickstarter-Kampagne finanzierte „Zombie 15“ aus der Masse der Zombie-Spiele herausstechen und dem Genre neue Aspekte hinzufügen?

„Zombie 15“ist ein kooperatives Spiel für 2 bis 4 Spieler. Als auf sich allein gestellte 15jährige Kinder, die als einzige die Zombie-Apokalypse überlebt haben, müssen die Spieler versuchen, einer Horde schlurfender Zombies zu entkommen, um so weitere 15 Minuten zu überleben. Das Spiel ist dabei als Kampagne ausgelegt und die Spielergruppe schlägt sich nach und nach durch die 15 beigefügten Szenarien. Dabei kämpfen sie nicht nur gegen Zombies, sondern auch gegen die unbarmherzig ablaufende Zeit. In jedem Szenario haben die Spieler lediglich 15 Minuten Zeit, um das jeweilige Szenario-Ziel zu erreichen (hierzu später mehr). Ein auf CD mitgelieferter Soundtrack zählt die 15 Minuten herunter, die für jedes Szenario zur Verfügung stehen und steuert gleichzeitig auch die Bewegung der Zombie-Horden.

Der Packungsinhalt lässt das Spielerherz gleich höher schlagen. Alle Materialien sind sehr farbenfroh und liebevoll im Manga-Stil gestaltet. Insgesamt 8 Heldenfiguren mit dazugehörigen Heldenbögen beschreiben die Teenager, von denen jeder besondere Stärken und Schwächen aufweist. Aus den 32 beidseitig bedruckten und sehr detaillierten Geländeteilen entsteht die Stadt für das jeweilige Szenario. Rund 100 Zombie-Figuren lassen keinen Engpass an Gegnern aufkommen, wobei die Qualität und der Detaillierungsgrad der Figuren zwar angemessen ist, aber bei weitem nicht an das Niveau von Spielen wie „Descent“ oder „Zombicide“ heranreicht. Darüber hinaus liegen zahlreiche Karten für die Ausrüstung (die man in verlassenen Häusern finden kann oder bereits beim Start hat) und verschiedene Marker dem Spiel bei. Ein Kampagnenheft, das 15 einzelne Szenarien mit unterschiedlichen Spielzielen und ansteigendem Schwierigkeitsgrad enthält, sowie das Überlebenshandbuch als 12-seitiges Regelheft komplettieren den umfangreichen Inhalt der Box.

Zu Beginn des Spiels wählt jeder Spieler einen der Teenager und nimmt das zugehörige Spielmaterial an sich. Danach wird das Spielfeld mit den Geländeteilen entsprechend der Szenarioanweisungen aufgebaut und die Marker und Karten bereitgelegt. Es muss darauf hingewiesen werden, dass das Spiel selbst zwar genau 15 Minuten dauert – zuerst müssen jedoch alle Vorbereitungen getroffen werden. Für den Aufbau selbst muss man nochmal rund 15 Minuten einplanen. Hier hat es sich bewährt, bei den Gebäudeteilen ein Ablagesystem entsprechend der Nummerierung zu nutzen, um möglichst schnell die benötigten Geländeteile auffinden zu können.

Mit dem Start des Soundtracks wird es dann hektisch, da die Spieler in Echtzeit ihre Züge durchführen und die Szenarien herumtrödeln deftig bestrafen – im Regelfall mit auftauchenden Zombies. Denn sobald ein Knurren den Soundtrack überlagert (je nachdem, welche Schwierigkeitsstufe man auswählt entweder alle 40 oder 60 Sekunden, oder im Tutorial überhaupt nicht) werden Zombies ins Spiel gebracht. Die Spieler machen ihre Züge im Uhrzeigersinn und der aktive Held darf 4 Aktionen durchführen. Mit diesen Aktionen darf dieser sich bewegen, Gegenstände benutzen, Zombies bekämpfen oder ein Gebiet durchsuchen.

Beim Kampf gegen Zombies ist es enorm wichtig, gute Ausrüstung dabei zu haben. Ein Schrotgewehr hilft eben deutlich mehr als ein kleines Messer gegen die untoten Horden. Leider verliert die Ausrüstung bei den Kämpfen nach und nach an Substanz, weshalb es dringend notwendig ist, rechtzeitig neue Waffen zu suchen. Hierzu kann ein Held in einem Suchgebiet eine schnelle Suche durchführen, indem er 3 Karten vom Suchstapel nimmt und nicht genutzte Karten auf den Ablagestapel legt. Deutlich zielgerichteter ist die vorsichtige Suche, mit der man 1 Ausrüstungskarte vom Ablagestapel nehmen kann. Um zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Ausrüstung zu gelangen, ist hierbei eine Kombination von schneller Suche und vorsichtiger Suche ein Schlüssel zum Erfolg.

Nachdem der Held seine Aktionen unter Zeitdruck – der Soundtrack läuft unterdessen unbeirrt weiter – durchgeführt hat, erfolgt danach der Zombie-Angriff. Dabei wird die Anzahl der Zombies im selben Gebiet wie der Held mit dessen Verteidigungswert verglichen. Übersteigt die Anzahl der Zombies den Verteidigungswert, erhält er eine Verwundung. Mit einem beherzten „Weiter“ oder „Nächster!“ ist dann der nächste Spieler an der Reihe. Wenn im Laufe des Spielzugs ein Knurren auf dem Soundtrack zu hören ist, erscheint eine zufällige Anzahl von Zombies auf dem Feld des aktiven Spielers – wenn man Pech hat sogar eine ganze Horde. Dies wird man in der Regel vermeiden wollen, indem man möglichst schnell seinen Zug zuende spielt. So dauert der Zug eines Spielers in der Regel kaum mehr als 10 Sekunden. Man kann sich also ein Bild von der aufkommenden Hektik am Spieltisch machen (vor allem, wenn auch noch Suchaktionen durchgeführt werden).

Mit den 15 beigefügten Szenarien des Kampagnenheftes hat die Spielergruppe Zombie-Material für zahlreiche Abende. Der Schwierigkeitsgrad der Szenarien steigt dabei deutlich an, sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich der Zombie-Massen. Während im Tutorial noch keine neuen Zombies auftauchen, erscheinen später alle 60 oder sogar alle 40 Sekunden neue Zombies. Vor allem bei den Abenteuern im späteren Verlauf benötigte die Testgruppe zumeist zwei oder sogar drei Anläufe, bis die Siegbedingungen erfüllt wurden. Während die Szenarioziele eingangs noch eher generisch sind (Laufe von A nach B ohne gefressen zu werden), werden die Ansätze im weiteren Verlauf der Kampagne jedoch vielfältiger und differenzierter. Dennoch hat die in der Kampagne erzählte Geschichte einen eher klassischen Touch und kommt ohne große Wendungen in der Storyline daher. Da hätte ich mir einige etwas ungewöhnlichere Ansätze und Überraschungen gewünscht.

Wem die 15 Szenarien nicht genügen, der kann unter http://www.zombie15.com mit einem Editor eigene Szenarien entwerfen oder neue Herausforderungen herunterladen. Allerdings sind zum Zeitpunkt der Rezension noch keine Zusatzszenarien verfügbar.

Fazit: „Zombie 15“ ist ein thematisches Zombiespiel mit modularem Spielbrett, bei dem die Spieler Teenager nach der Zombie-Apokalypse verkörpern. Gegenüber anderen Zombie-Spielen hat „Zombie 15“ das Alleinstellungsmerkmal einer durch den mitgelieferten Soundtrack gesteuerten Spieldauer von exakt 15 Minuten (plus rund 15 Minuten Aufbau) und der damit verbundenen Hektik. Daher reiht sich „Zombie 15“ eher in die guten und eher seltenen CD-Soundtrackspiele wie „Escape“ oder „Space Alert“ ein. Spieler, die weniger Wert auf Zeitdruck am Spieleabend legen und lieber in Ruhe ihre Züge planen, werden „Zombie 15“ wenig abgewinnen können. Wenn die Spielgruppe allerdings Spaß an hektischen und kooperativen Spielen mit Zombie-Thematik hat, dann findet sie in „Zombie 15“ ein reizvolles und packendes Zombie-Spiel.


Zombie 15
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
Heidelberger Spieleverlag 2014
Sprache: Deutsch
EAN: 4015566033016
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 49,95

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